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Schnäppchenjagd: Warum der Dax gerade so günstig ist


Schnäppchen an der Börse
Billig, billiger, Dax

MeinungVon Jessica Schwarzer

26.11.2023Lesedauer: 3 Min.
Meinung
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Aktienhändler an der Deutschen Börse (Archivbild): Der Dax hat sich kaum bewegt.Vergrößern des Bildes
Ein Aktienhändler studiert die Kurse: Der Dax ist im Herbst 2023 so günstig wie lange nicht mehr. (Archivbild) (Quelle: Boris Roessler/dpa)

Obwohl Deutschlands Börsenbarometer Nummer 1 auf Rekordkurs ist, ist der Dax historisch günstig bewertet. Warum sich eine Schnäppchenjagd lohnen könnte.

Die Jahresendrallye läuft. Seit Anfang November hat der Dax stolze 1.000 Punkte zugelegt. Viel fehlt nicht mehr und der Index knackt sein Rekordhoch. Und trotzdem sind deutsche Aktien so billig wie selten.

Glaubt man den Experten, die gerade ihre Jahresausblicke vorlegen, sind das Einstiegskurse. Sie sehen nämlich extrem gute Chancen für deutsche Aktien. Die Anlagestrategen der DZ Bank beispielsweise prognostizieren den Dax Ende 2024 bei stolzen 17.500 Punkten – ein Plus von noch einmal gut 1.500 Punkten. Auch andere Kursziele für das Börsenbarometer fallen sehr optimistisch aus.

Zinssenkungen sollten Aktienkurse steigen lassen

Gründe gibt es dafür gleich mehrere: Insgesamt sollte 2024 ein gutes Aktienjahr werden, auch weil die meisten Strategen ab Sommer mit Zinssenkungen dies- und jenseits des Atlantiks rechnen. Dass aber vor allem deutsche Aktien steigen sollten, liegt auch an ihrer günstigen Bewertung.

Denn ob eine Aktie billig oder teuer ist, lässt sich nicht am bloßen Kurs in Euro und Cent ablesen, sondern am Kurs-Gewinn-Verhältnis. Das KGV ist eine der wichtigsten und prominentesten Kennzahlen überhaupt. Es gibt an, mit dem Wievielfachen des Jahresgewinns eine Aktie bewertet wird (mehr dazu hier).

t-online-Kolumnistin Jessica Schwarzer
(Quelle: Michel Passin)

Die Börsenexpertin

Jessica Schwarzer ist Finanzjournalistin, Bestsellerautorin und langjährige Beobachterin des weltweiten Börsengeschehens. Die deutsche Aktienkultur ist ihr eine Herzensangelegenheit. Zuletzt ist ihr jüngstes Buch "Warum wirklich jeder entspannt reich werden kann" erschienen. Bei t-online schreibt sie über Investments und Finanztrends, die eine breit gestreute Basis-Geldanlage ergänzen. Sie erreichen sie auf LinkedIn, Twitter, Facebook und Instagram.

Der Dax kommt aktuell gerade mal auf ein KGV von gut 12, auf Basis der 2023er-Gewinne sogar nur auf etwa 11. Das ist im historischen Vergleich extrem niedrig. Günstig sind vor allem die Automobilkonzerne. Volkswagen, Porsche Automobil, Mercedes-Benz und BMW zählen mit KGVs zwischen 4 und gut 5 Prozent zu den besonders günstigen Unternehmen. Aber auch Banken und Versicherungen haben einstellige KGVs. Es gibt aber auch vergleichsweise teure Dax-Aktien, etwa den Nivea-Konzern Beiersdorf mit einem KGV von 26 oder den Gesundheitskonzern Sartorius mit einem 30er KGV.

Doch wann ist eine Aktie günstig oder teuer? Pauschal lässt sich das nicht sagen: Manche Branchen sind günstiger, andere teurer. Technologieunternehmen haben in der Regel sehr viel höhere KGVs als Finanz- oder Autokonzerne. Vergleichen sollten Sie Werte daher immer innerhalb einer Branche. Denn sonst laufen Sie Gefahr, die sprichwörtlichen Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Als Daumenregel gilt aber, dass ein KGV von unter 10 günstig ist, über 20 wird es dann teuer.

Günstige Bewertung bedeutet nicht zwangsläufig steigende Kurse

Aber zurück zum Dax: Das Börsenbarometer ist historisch günstig. Der Index ist ein Drittel niedriger bewertet als in seinem langfristigen Durchschnitt. Um auf seine "faire", also langfristig durchschnittliche Bewertung zurückzukehren, müsste der Dax also um ein Drittel steigen. Alternativ müssten die Gewinne der Unternehmen um rund ein Drittel sinken, aber damit rechnet aktuell zum Glück niemand. Ein Kursanstieg hingegen ist durchaus möglich, wenn auch nicht gleich um mehr als 30 Prozent. Eine günstige Bewertung bedeutet aber leider nicht zwangsläufig, dass die Kurse steigen.

Der Dax ist aktuell auch deutlich günstiger bewertet als der US-Markt. Das ist zwar fast immer so, aber die Bewertungen haben sich noch mal deutlich ausgeweitet. Der Unterschied ist sehr viel größer geworden. Das liegt daran, dass die Kurse an der Wall Street zuletzt stärker gestiegen sind als die Unternehmensgewinne. Damit steigen dann rein rechnerisch die KGVs. Der Fantasie rund um Künstliche Intelligenz (KI) und der Rallye der KI-Aktien sei Dank. Da konnten die eher langweiligen deutschen Industriekonzerne im Dax nicht mithalten.

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Bitte keine übertriebene Heimatverliebtheit

Also raus aus amerikanischen und rein in deutsche Aktien? Den börsengehandelten Indexfonds (ETF) auf den MSCI World verkaufen und stattdessen einen Dax-ETF kaufen? Das wäre etwas übertrieben. Aber Sie könnten deutsche Aktien beimischen, also einen kleinen oder größeren Teil Ihres Geldes in den heimischen Aktienmarkt investieren. Ein bisschen Schnäppchenjagd an der Börse kann schließlich nie schaden.

Aber verfallen Sie bitte nicht dem "Home Bias". Gemeint ist eine gewisse Heimatverliebtheit, der Aktionärinnen und Aktionäre oft verfallen. Wir neigen nämlich dazu, Aktien aus unserer Heimat überzugewichten, weil wir uns einbilden, diese Unternehmen besser zu kennen. Der "Home Bias" hat in den vergangenen Jahren zwar abgenommen, aber eine gewisse Vorliebe für deutsche Aktien haben wir noch immer.

Im Jahr 2024 könnte sich das durchaus auszahlen. Vergessen Sie aber bitte die Risikostreuung nicht. Kaufen Sie lieber ETFs oder auch Fonds als Einzelaktien. Denn auch bei letzteren gilt: Es gibt keine Garantie dafür, dass vor allem die günstigsten am stärksten steigen.

Transparenzhinweis
  • Der Artikel stellt keine Kauf- oder Anlageberatung dar. Auf Finanzanalysen von Dritten hat die t-online-Redaktion keinen Einfluss.
Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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