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Betrugsverdacht gegen Dexcar – Schneeballsystem aufgebaut?


Staatsanwaltschaft ermittelt
Betrugsverdacht gegen Dexcar – Schneeballsystem aufgebaut?

Von t-online, sm

15.04.2019Lesedauer: 3 Min.
Schlüsselübergabe: Der Autovermieter Dexcar soll rund 37.000 Kunden in mehreren europäischen Ländern betrogen haben.Vergrößern des BildesSchlüsselübergabe: Der Autovermieter Dexcar soll rund 37.000 Kunden in mehreren europäischen Ländern betrogen haben. (Quelle: BrianAJackson/getty-images-bilder)
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Eine Mietwagenfirma mit Sitz in Essen steht unter Betrugsverdacht. Die Vorwürfe wiegen schwer. Mit einem illegalen Schneeballsystem sollen zehntausende Kunden um ihr Geld geprellt worden sein.

Zahlen und Einsteigen – das ist das Modell von Mietwagenfirmen. Ein Anbieter auf dem Markt der Mietautos hat es wohl mit dem zweiten Teil nicht ganz so genau genommen. Zahlen durften die Kunden, doch auf das Auto haben anscheinend sehr viele sehr lange gewartet.

Zu lange und größtenteils vergeblich. Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft Bochum gegen den Anbieter Dexcar. Sie bestätigt Ermittlungen gegen "die Verantwortlichen einer in Essen ansässigen Autovermietung und einen externen Vermittler wegen des Verdachts des Betruges sowie der strafbaren Werbung".

Zuvor hatten "Süddeutsche Zeitung" und WDR berichtet, dass das Unternehmen mittels eines Schneeballsystems zehntausende Autofahrer in mehreren europäischen Ländern geprellt haben könnte.

Das Versprechen: Ein rundum Sorglos-Paket

"Möchten Sie Geld sparen und immer wieder ein neues All-Inclusive-Auto haben; ganz ohne Probleme?" Wer kann da schon Nein sagen. Rund 37.000 Kunden haben sich seit 2014 europaweit auf die Versprechungen von Dexcar eingelassen.

Das Geschäftsmodell ist schnell erklärt: Dexcar wirbt im Internet damit, "einen innovativen und neuartigen Ansatz für die Autovermietung" entwickelt zu haben. Neben kurz- und langfristiger Vermietung vom Kleinwagen bis zum Luxussportwagen bietet das Unternehmen eine Art Carsharing mit Crowdfunding an. Nach Zahlung einer "Spende"von 547 Euro bis 1.950 Euro und einer Wartezeit von zwei Jahren könne der Wagen zwei Jahre lang kostenlos gefahren werden – einschließlich aller Versicherungen, Steuer und Wartung, heißt es auf der Dexcar-Internetseite. Die Fahrzeuge selbst würden in großen Stückzahlen direkt beim Hersteller gekauft und nach zwei Jahren auf dem Gebrauchtwagenmarkt weiterverkauft.

Der Clou: Wartezeit mit Kundenanwerben verkürzen

Zwei Jahre auf ein Auto warten, dass wollen vielleicht nicht alle Kunden. Doch die Wartezeit ließ sich verkürzen, indem sie neue Kunden anwarben. Kunden werben Kunden – nichts Ungewöhnliches soweit. Doch auch die neuen Kunden mussten vorab eine Gebühr entrichten. Und auch sie konnten ihre Wartezeit mit dem weiteren Anwerben Zahlender – zumindest dem Anschein – nach verkürzen. Und so weiter.

Klassisches Network-Marketing, betont Dexcar. Ein klassisches Schneeballsystem hingegen vermuten die Strafverfolgungsbehörden und das Europäische Verbraucherzentrum (EVZ). Denn auch nach zwei Jahren Wartezeit stand bei den meisten Kunden kein Dexcar-Wagen vor der Tür.

Was ist ein Schneeballsystem?

Beim Schneeballsystem handelt es sich im Grunde um ein gigantisches Umverteilungssystem. Mit dem Geld neuer Kunden werden die Ansprüche bestehender Kunden bedient. Das bedeutet aber auch, dass immer mehr Neukunden geworben werden müssen, da ja auch diese später ihre Ansprüche einfordern. Die finanziellen Verpflichtungen werden immer größer, wie ein Schneeball, der einen Berg hinunter rollt. Bleiben die Neukunden irgendwann aus, fällt das Kartenhaus zusammen. Und das tut es immer.

Ein bekanntes Beispiel ist der frühere Vorsitzende der US-Technologiebörse Nasdaq, Bernard Maddoff. Er bekannte sich im Jahr 2009 schuldig, ein Schneeballsystem mit Anlegergeldern betrieben zu haben. Der Vater aller Schneeballsysteme war übrigens Charles Ponzi (1882 - 1949). Der gebürtige Italiener hat nach seiner Auswanderung in die USA Anleger zuerst mit einer Art Briefmarkenersatz und später mit Immobilien in Millionenhöhe betrogen.

Opfer einer Verleumdungskampagne?

Dexcar sieht sich als Opfer einer Verleumdungskampagne und streitet die Vorwürfe ab, so "SZ" und WDR. In Italien hatte die Kartellbehörde im März 2017 eine Geldstrafe in Höhe von 400.000 Euro gegen den Autovermieter verhängt. Dort seien zwischen Oktober 2014 und Juni 2016 rund 22.000 Aufträge akquiriert worden, aber nur etwa 200 Fahrzeuge an italienische Verbraucher ausgeliefert worden.


In Deutschland könnte eine "Vielzahl von Kunden" betroffen sein, hatte ein Sprecher der Bochumer Staatsanwaltschaft den Medien gesagt. Auch in Österreich laufen Ermittlungen gegen Dexcar. Der Autovermieter selbst soll die Firmenräume in Essen verlassen haben und das Unternehmen mittlerweile aus dem Weißrussischen Minsk betreiben.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa, AFP
  • Süddeutsche Zeitung
  • WDR
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