Wucherzinsen beim Dispo So kassieren Banken ihre Kundschaft ab

Banken und Sparkassen kassieren kräftig beim Dispo. Welche Institute besonders zulangen und wie Sie reagieren können.
Knapp 20 Prozent Zinsen für ein überzogenes Girokonto? Diesen Preis müssen manche Kontoinhaber an ihre Bank zahlen, wenn sie ins Minus geraten. Das zeigt eine aktuelle Analyse des Vergleichsportals Verivox.
Die Auswertung basiert auf Bafin-Daten und berücksichtigt mehr als 6.800 Kontomodelle von über 1.100 Banken und Sparkassen. Analysiert wurden die Zinsen für Dispokredite sowie für die sogenannte geduldete Überziehung – also für Beträge, die über den vereinbarten Disporahmen hinausgehen.
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Wenn Sie Ihr Konto beispielsweise dauerhaft mit 1.800 Euro überziehen, müssten Sie bei einem durchschnittlichen Dispozins von 12 Prozent am Monatsende mit rund 18 Euro Zinsbelastung rechnen – aufs Jahr summiert sich das auf 216 Euro.
Banken langen kräftig zu
Bei vielen Geldhäusern sind die Zinssätze für den Dispo und die geduldete Überziehung identisch. Ein beträchtlicher Teil der Banken erhebt jedoch für die Überziehung des Disporahmens einen zusätzlichen Aufschlag. Der durchschnittliche Dispozins aller ausgewerteten Banken liegt derzeit bei 11,19 Prozent, während für die geduldete Überziehung im Schnitt 12,87 Prozent anfallen.
Manche Banken bitten ihre Kundinnen und Kunden noch deutlich stärker zur Kasse: Den höchsten Dispozins erhebt aktuell die VR-Bank Landsberg-Ammersee mit 15,37 Prozent. Knapp dahinter folgen die Raiffeisenbank im Kreis Calw mit 15,14 Prozent, sowie auf Platz drei die Tomorrow (Solaris) mit 15 Prozent Dispo-Zins.
Top-10-Banken mit den höchsten Dispozinsen
Geldinstitut | Kontomodell | Zins (%) |
---|---|---|
VR-Bank Landsberg-Ammersee | Direkt / Plus / Pur | 15,37 |
Raiffeisenbank im Kreis Calw | Trend / Mix / Kompakt / Gold | 15,14 |
Tomorrow (Solaris) | Now / Change / Zero | 15,00 |
Sparkasse Wolfach | Online / Classic | 14,90 |
Fürstlich Castell'sche Bank | Privatbankkonto / Junge Leute Konto | 14,90 |
Volksbank Nordharz | Online / SB / Service | 14,85 |
Abtsgmünder Bank | Direkt / Individuell / Komfort | 14,75 |
Stadtsparkasse Langenfeld | Online / Klassik / Komfort | 14,70 |
Raiffeisenbank Aindling | Young / Online / Privat | 14,62 |
Volksbank Nordschwarzwald | Hausbankkonto | 14,60 |
Bei der geduldeten Überziehung liegt die Sparkasse Freyung-Grafenau mit 19,84 Prozent an der Spitze, gefolgt von der Abtsgmünder Bank und an dritter Stelle der Raiffeisenbank Pfaffenhofen a. d. Glonn mit je 19,75 Prozent Überziehungszinsen.
Top-10-Banken mit den höchsten Überziehungszinsen
Geldinstitut | Kontomodell | Zins (%) |
---|---|---|
Sparkasse Freyung-Grafenau | Clever / Online / Service / Premium | 19,84 |
Abtsgmünder Bank | Direkt / Individuell / Komfort | 19,75 |
Raiffeisenbank Pfaffenhofen a. d. Glonn | Prima Giro / Klassik / Premium | 19,75 |
Sparkasse Bonndorf-Stühlingen | All in / Flex | 19,62 |
Fürstlich Castell'sche Bank | Privatbankkonto / Junge Leute Konto | 19,40 |
Volksbank eG (Seesen/Harz) | Mehrwert-Konto | 19,36 |
Kreissparkasse Steinfurt | Privat S / Privat M | 19,19 |
Sparkasse Donnersberg | Classic / Digital / Premium / Smart&Safe | 19,18 |
Raiffeisenbank Burgebrach-Stegaurach | Mein Konto / Online / Plus / Premium | 19,03 |
Kreis-Sparkasse Northeim | Klassik / Kompakt | 19,00 |
Verbraucherschützer fordern Obergrenze
Verbraucherschützer kritisieren die teils extrem hohen Dispo- und Überziehungszinsen scharf. Zinssätze zwischen 17 und 20 Prozent seien "unanständig und grenzwertig". Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) fordert seit Jahren eine gesetzliche Obergrenze und spricht von "Zinswucher", der dringend gestoppt werden müsse.
Auch aus der Politik gibt es Kritik an der Zinspolitik vieler Banken – vor allem, weil gerade Geringverdiener und Erwerbslose häufig auf den Dispo angewiesen sind. Eine parteiübergreifende Initiative für gesetzlich festgelegte Höchstzinsen ist bisher jedoch nicht in Sicht.
Mit der Bank verhandeln
Sollte auch Ihr Dispo wegen unvorhergesehener Ausgaben oder notwendiger Anschaffungen zu tief ins Minus gerutscht sein, sprechen Sie frühzeitig mit Ihrer Bank und versuchen Sie, neue Konditionen auszuhandeln. Fragen Sie gezielt nach einem vorübergehend erweiterten Disporahmen, damit Sie nicht in die teurere geduldete Überziehung geraten.
Der Verbraucherzentrale Bundesverband weist darauf hin, dass Banken eine gesetzliche Beratungspflicht haben, wenn Verbraucher den Dispo dauerhaft und in erheblichem Umfang nutzen. Dabei sollen die Institute auch auf Umschuldungsangebote aufmerksam machen und gegebenenfalls an eine Schuldnerberatung verweisen.
Umschuldung als Ausweg
Die effektivste Möglichkeit, hohe Dispozinsen zu vermeiden, ist die Umschuldung auf einen Ratenkredit. Finanzexperte und Verivox-Chef Oliver Maier erklärt: "Zur kurzfristigen Überbrückung einer finanziellen Flaute ist der Dispo eine feine Sache. Doch wer dauerhaft im Minus ist, sollte nach günstigeren Alternativen Ausschau halten." Mit einem Ratenkredit können Bankkunden ihr Konto ausgleichen und oft Hunderte Euro Zinsen sparen.
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Gerade wenn das Konto dauerhaft oder mit hohen Beträgen überzogen ist, lohnt sich dieser Schritt besonders. Während der Dispo durchschnittlich 11,19 Prozent Zinsen kostet, sind Ratenkredite meist deutlich günstiger als der Dispo oder gar die geduldete Überziehung. Laut Verivox liegt der aktuelle durchschnittliche Zinssatz für einen Ratenkredit bei etwa 6,67 Prozent effektivem Jahreszins.
Finanzpolster aufbauen
Um gar nicht erst in die Dispo-Falle zu geraten, empfehlen sich eine konsequente Kontrolle der Einnahmen und Ausgaben sowie regelmäßige Finanz-Check-ups. Zusätzlich hilft der Aufbau einer finanziellen Reserve in Höhe von etwa drei bis sechs Monatsgehältern, um Dispozinsen zu vermeiden. Legen Sie dieses Geld auf einem flexiblen Tagesgeldkonto an – so profitieren Sie im besten Fall noch von etwas Guthabenzins.
- Pressemitteilung der Verivox GmbH: "Bis zu 19,84 Prozent: Diese Banken verlangen die höchsten Dispo- und Überziehungszinsen"