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Auto — E-Fahrzeug-Förderung: Der doppelte Rabatt für Käufer ist ein Fehler


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Am Problem vorbei
Die doppelte E-Auto-Förderung ist Wahnsinn ohne Methode

MeinungEine Kolumne von Ursula Weidenfeld

Aktualisiert am 20.10.2020Lesedauer: 3 Min.
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Ein Ladekabel steckt in einem E-Auto (Symbolbild): Die doppelte Förderung wirkt wie ein staatliches Cum-Ex-Geschäft für Kleinunternehmer und Mittelständler.Vergrößern des Bildes
Ein Ladekabel steckt in einem E-Auto (Symbolbild): Die doppelte Förderung wirkt wie ein staatliches Cum-Ex-Geschäft für Kleinunternehmer und Mittelständler. (Quelle: getty-images-bilder)

Wer sich ein Elektrofahrzeug kaufen will, kann ab November noch mehr Förderung kassieren. Das ist ein Fehler. Denn anders als früher ist das Problem nicht mehr die Nachfrage.

Schon in wenigen Tagen gibt es doppelten Rabatt. Wer ein Elektroauto kauft, kann dann nicht nur 6.000 Euro Förderung aus der Bundeskasse und 3.000 Euro vom Hersteller einstreichen. Es lohnt auch ein Blick auf die Websites der Wirtschaftsministerien der Länder: Wahrscheinlich findet sich dort eine zusätzliche Förderung, die man jetzt auch noch beantragen darf. Es ist wie Winter- und Sommerschlussverkauf zusammen.

Denn schon im November wird das Kumulationsverbot in der E-Mobilitäts-Förderung fallen: Bisher war es verboten, für den Kauf eines E-Fahrzeugs die hohen Bundessubventionen und weiteres öffentliches Geld aus einem anderen Programm zu kombinieren. Damit sollte eine Überförderung vermieden werden.

E-Auto-Förderung: Zusätzliches Geld wird gar nicht gebraucht

Dass es nun wieder andersherum geht, hat vor allem einen Grund: Weil die Bundesförderung so üppig ausfiel, wollte niemand mehr das Geld von den Ländern, die entsprechenden Programme liefen leer. Statt sie zu beenden, dürfen sie nun zusätzlich ausgezahlt werden. Das ist ein Fehler. Denn anders als in all den Jahren zuvor reicht die normale Förderung aus dem Konjunkturprogramm diesmal offensichtlich aus, um Elektroautos massenweise auf die Straße zu bringen.

Rund tausend Förderanträge verzeichnet das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle zur Zeit täglich, monatlich werden doppelt so viele Stromer zugelassen wie noch im Vorjahresvergleich. Bis zum Jahresende wird sich der Boom noch verstärken. Denn dann wird der größte Teil der Fahrzeuge ausgeliefert, die seit dem Frühjahr bestellt wurden.

Schon jetzt sind manche E-Autos nicht lieferbar

In einigen Segmenten ist das Interesse heute schon größer als die Kapazität. Bei Volkswagen können kleine Modelle wie der E-Up nicht mehr bestellt werden, auch Smarts, die kleinen E-Peugeots und E-Citroens sind nicht lieferbar. Stattdessen boomen große Hybrid-Fahrzeuge, deren CO2-Bilanz allerdings kritisch gesehen wird: Die meisten Besitzer tanken nämlich lieber Benzin und Diesel, anstatt die Autos brav mit erneuerbarem Strom zu laden.

Nur der kleinste Teil ihrer Kilometerleistung ist tatsächlich elektrisch, manche werden nach der Leasingzeit mit noch originalverpacktem Ladekabel zurückgegeben. Einen zusätzlichen Kaufschub für diese Autos will im Augenblick eigentlich niemand auslösen, der sich um das Weltklima sorgt.

Insgesamt ist das Ziel, Elektroautos auf die Straße zu bringen, erreicht, könnte man konstatieren. Das Nachfrageproblem gibt es nicht mehr. Jetzt gibt es ein Angebotsproblem. Mehr Subventionen werden bis zum Ende des kommenden Jahres – so lange läuft das Konjunkturprogramm des Bundes – kaum mehr elektrische Fahrzeuge in den Markt bringen.

Hören Sie hier die erste Folge von "t-online Ladezeit", dem Podcast zum Thema Elektromobilität und abonnieren Sie ihn kostenlos:

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E-Auto-Förderung gleicht den Cum-ex-Geschäften

Stattdessen wirken die zusätzlichen Landesprogramme jetzt wie ein offiziell genehmigtes staatliches Cum-Ex-Geschäft für Kleinunternehmer und Mittelständler. Baden-Württemberg hat beispielsweise ein Extra-Programm für Taxis, Bayern spendiert Freiberuflern und Unternehmern 3.000 Euro zusätzlich, wenn sie umsteigen. Elektrische Lastenräder und E-Roller sind ebenso förderfähig wie E-Busse in Hessen, wenn sie mindestens acht Meter lang sind.

Das Land Thüringen engagiert sich mit bis zu 8.000 Euro für kommunale Pkw und Kleinlaster, bis zu 15.000 Euro dürfen Kommunen abgreifen, wenn sie ein größeres Fahrzeug mit Elektroantrieb ordern. In Nordrhein-Westfalen freuen sich Pflegedienste über ein Sonderprogramm, das ihnen bei der Umrüstung ihrer Fahrzeugflotten in der ambulanten Betreuung hilft.

Ökonomen warnen vor Schaden für die Wirtschaft

Schon im August warnte das Kieler Institut für Weltwirtschaft vor der Überförderung der Elektromobilität. Die massiven Kaufprämien verhinderten, dass parallel zu den Stromern andere alternative Antriebe entwickelt und auf den Markt gebracht würden, monierten die Wirtschaftsforscher. So schadeten sie der Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft, anstatt ihr zu nutzen.

Dieser Effekt wird sich mit der Doppelförderung verstärken. Statt das überflüssige Geld zu nutzen, um nicht ganz so hohe Staatsschulden zu machen, oder wenigstens, um alternative Antriebe zu fördern, wird es mit Druck in den Markt gepresst. Bewirken wird es nicht mehr viel.

Ursula Weidenfeld ist Wirtschaftsjournalistin in Berlin. Gemeinsam mit t-online und der Leibniz-Gemeinschaft produziert sie den Podcast .

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