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Zweiter Corona-Lockdown: Warum die nächsten Wochen entscheidend sind


Zweiter Lockdown
Warum die nächsten Wochen entscheidend sind

MeinungEine Kolumne von Ursula Weidenfeld

Aktualisiert am 12.01.2021Lesedauer: 3 Min.
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Leere Fußgängerzone (Symbolbild): Der stationäre Einzelhandel ist seit Mitte Dezember dicht.Vergrößern des Bildes
Leere Fußgängerzone (Symbolbild): Der stationäre Einzelhandel ist seit Mitte Dezember dicht. (Quelle: Ralph Peters/imago-images-bilder)

Der zweite Lockdown trifft die Wirtschaft in einer schwierigen Phase. Die nächsten Wochen werden deshalb über die Zukunftsaussichten entscheiden.

Dem thüringischen Ministerpräsidenten Bodo Ramelow (Linke) kann es auf einmal gar nicht mehr hart genug sein. "Wir müssen jetzt einfach einmal komplett eine Pause machen", sagte er zum Wochenende in einem Interview mit dem "MDR". Damit meinte er nicht nur Restaurants, Geschäfte und Schulen, sondern auch die Industrie- und Handwerksunternehmen, und die Dienstleister, die nicht auf Homeoffice umstellen können.

Die Pandemie-Lage in Thüringen ist dramatisch. Dennoch müssen alle Alternativen versucht werden, bevor die Wirtschaft heruntergefahren wird. Wer jetzt die Unternehmen schließen will, riskiert die wirtschaftliche Erholung für das ganze Jahr. Die Folgen würden das Land noch lange beschäftigen.

Klar, wenn es keine Alternative gibt, müssen auch die Unternehmen in den Winterschlaf. Wenn sich zum Beispiel die viel ansteckendere britische Virus-Variante schon bald rasant in Deutschland verbreiten sollte – bevor die Impfungen greifen – wird man um solche Maßnahmen wohl nicht herumkommen. Doch bis dahin müssen die Unternehmen arbeiten dürfen.

Für den Handel sieht es düster aus

Schon jetzt zeigen sich in einzelnen Branchen die dramatischen Folgen der zweiten Welle. Zu Beginn der Woche ging die Textilhandelskette Adler in die Insolvenz – wie im vergangenen Jahr schon Kaufhof/Karstadt, Esprit, Appelrath Cüpper, Sinn und Hallhuber. Im Modehandel herrscht jetzt die besonders kritische Zeit. Die Frühjahrskollektion ist bestellt, wird in wenigen Wochen ausgeliefert und muss bezahlt werden.

Nur: Das Weihnachtsgeschäft ist ausgefallen, das den Firmen normalerweise viel Geld bringt. In den ersten Wochen des Jahres dürfen die Geschäfte gar nicht mehr aufmachen. Es fehlt Liquidität, um die Rechnungen zu begleichen.

Selbst wenn man davon ausgehen kann, dass sich die Großen der Branche in der Insolvenz sanieren können, Schulden und Arbeitsplätze abbauen, Ladenmieten reduzieren, Lieferverträge neu verhandeln, werden am Ende viele Filialen nicht wieder öffnen, die Beschäftigten dauerhaft entlassen.

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Kleinere Unternehmen werden ganz verschwinden. Ähnlich wie den Händlern geht es den Restaurants und Hotels, den Konzertveranstaltern und den Freizeitunternehmen. Sie könnten die Vorboten für weitere Branchen sein.

Exporte laufen wieder

Bisher hatte die Industrie den Einbruch des Jahres 2020 gut weggesteckt. Im Herbst lagen die Produktionszahlen nur noch wenig unter denen des Vorjahres, der Export gewann deutlich an Fahrt. Anders als im Frühjahr, als die gesamte Weltwirtschaft synchron in die Krise rutschte, ist nun Europa zwar stark betroffen, doch die Kunden in Asien und China kaufen wieder, die Lieferketten sind intakt. Die Aussichten sind also eigentlich ganz gut.

Gibt es jetzt jedoch einen allgemeinen Stillstand, kommt nicht nur der Erholungsprozess zum Stehen. Die Firmen verlieren das Vertrauen in die Zukunft. Jeder fünfte Fahrzeughersteller rechnet schon jetzt mit einem schrumpfenden Geschäft, bei den Herstellern von Mode, Schuhen und Bekleidung ist es jeder dritte.

Vielen Unternehmen fehlt außerdem das Geld für Investitionen. Die aber wären dringend nötig, um sich auf den Umbau der Produktion einstellen zu können, die durch die Klimaschutzmaßnahmen in den kommenden Jahren fällig werden, um wettbewerbsfähig zu bleiben und den Strukturwandel zu bewältigen.

Kommende Wochen werden entscheiden

Im Handel benötigen die Firmen beispielsweise nicht nur Geld für die offenen Rechnungen. Sie brauchen es auch, um die Digitalisierung, den Wechsel vom stationären zum Onlinegeschäft zu bewältigen. Doch die Eigenkapitaldecke sinkt, das Geld für die langfristige Sicherung der Firmen fehlt.

Die kommenden Wochen werden die langfristigen Aussichten entscheiden. Nicht nur in Gesundheitsfragen.

Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach versuchte sich am Montag in Optimismus. "Das wird ein super Sommer," rief er den coronamüden Lesern der "Süddeutschen Zeitung" zu. Die Wirtschaftskolumnisten der "New York Times" begannen ihren Beitrag am selben Tag mit: "...wenn Sie den Winter überleben".

Ursula Weidenfeld ist Wirtschaftsjournalistin in Berlin. Gemeinsam mit t-online.de und der Leibniz-Gemeinschaft produziert sie den Podcast .

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