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Wirecard-Bilanzskandal: "Die Insolvenz ist eine Zumutung für Deutschland"


Die Wirecard-Insolvenz ist eine Zumutung für Deutschland

Ein Kommentar von Mauritius Kloft

Aktualisiert am 25.06.2020Lesedauer: 3 Min.
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Nach Bilanz-Skandal. Der DAX-Konzern Wirecard ist pleite. (Quelle: reuters)

Dass Wirecard einen Antrag auf Insolvenz stellt, ist nur konsequent. Doch der Schaden, der damit einhergeht, ist verheerend. Konsequenzen müssen folgen.

Am Donnerstag um 10.27 Uhr kam die verheerende Mitteilung: Wirecard stellt einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens. So soll die Pleite des einstigen Überfliegers abgewendet werden. Zuvor wurde bereits die Aktie des Zahlungsabwicklers zeitweise vom Handel ausgesetzt – sie war auf dem Weg Richtung einem Euro.

Dieser Schritt von Wirecard ist nur konsequent – aber gleichzeitig eine Zumutung für Deutschland. Denn: Wirecard ist ein Dax-Konzern, spielt in der obersten deutschen Börsenliga mit. Der Konzern galt als Aufsteiger, der die deutsche Finanzindustrie durcheinander wirbelte. Dass Wirecard 2018 die Commerzbank aus dem Dax verdrängte, war ein Novum. Von vielen Analysten wurde das als Aufbruch gedeutet – in eine neue Zeit.

Wie sich herausstellen sollte: eine Zeit, die einen nie dagewesenen Bilanzskandal und Absturz eines Unternehmens mitbrachte. Der Konzern muss nun zu Kreuze kriechen, um die Zahlungsunfähigkeit abzuwenden.

Doch wer hat Schuld an dem Desaster?

  • An vorderster Front: Markus Braun. Der selbstverliebte, bockige und ignorante Ex-Vorstandschef wird sich für diesen Absturz verantworten müssen. Er hatte die Bilanzvorlage erneut verschoben, musste zugeben, dass zwei Milliarden Euro weg sind – und trat von seinem Posten zurück. Er wurde zeitweise sogar verhaftet – die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Bilanzfälschung gegen ihn, prüft aber auch weitere Tatbestände.
  • Seine Vorstandskollegen: Allen voran Jan Marsalek. Er verantwortete das dubiose Asien-Geschäft mit den Treuhandkonten, auf dem die Milliarden liegen sollten – und galt als rechte Hand von Braun. Nach ihm fahnden die Ermittler noch.
  • Die Wirtschaftsprüfer: Jahrelang hatten die Prüfer von EY an den Bilanzen des Konzerns nichts zu beanstanden, winkten sie einfach so durch. Das Milliardenloch, das sich auftat, hatten sie lange schlicht übersehen.
  • Die Bafin: Auch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht als oberste zuständige Behörde muss sich unangenehme Fragen gefallen lassen. Sie wachte über die Wirecard-eigene Bank. Anfang 2019 – kurz nachdem die britische "Financial Times" ("FT") erstmals Unregelmäßigkeiten in der Wirecard-Bilanz aufgedeckt hatte – ging die Aktie zeitweise auf Talfahrt. Wirecard verdächtigte die "FT", mit Spekulanten gemeinsame Sache zu machen. Doch was machte die Bafin? Stellte sich hinter Wirecard, vermutete ebenfalls Spekulanten hinter dem Kursverfall – und verbot zeitweise Wetten auf diesen. Auch danach verhielt sie sich zu zögerlich. Als alles herauskam, sprach Bafin-Chef Felix Hufeld von Wirecard als einer "Schande". Doch zu der Schande gehört nicht der Konzern allein.

Denn jetzt gilt es für sämtliche Beteiligte, den letzten Schaden abzuwenden und den Skandal umfassend aufzuklären. Doch Worte werden nicht ausreichen. Selbstverständlich müssen auch personelle Konsequenzen folgen – nicht nur in dem Unternehmen. Auch bei allen, die weggeschaut – oder nicht gut genug hingeschaut haben.

Und Wirecard – oder viel mehr das, was von der Firma übrig geblieben ist –, muss aus dem Dax verschwinden. Schnellstmöglich. Ein solches Unternehmen darf auch künftig dort nicht mehr auftauchen. Denn das verlorene Vertrauen muss wiederhergestellt werden. Das Vertrauen in den deutschen Finanzplatz.

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Ansonsten werden nicht nur ausländische Großinvestoren Deutschland künftig als Bananenrepublik betrachten. Als Land, in dem es möglich ist, zwei Milliarden Euro in der Bilanz auszuweisen, die auf Konten auf den Philippinen liegen sollen, die es aber eigentlich überhaupt nicht gibt. Als Land, in dem binnen mehrerer Tage eine Aktie eines Konzerns der ersten Börsenliga auf Zwergengröße schrumpft – und Milliarden Euro verbrannt werden. Und als Land, in dem die Finanzaufsicht und die Politik das alles durchgehen lassen.

Auch viele Privatanleger werden ansonsten das Vertrauen in die deutschen Unternehmen verlieren – und lieber auf ausländische Aktien setzen.

Doch vor allem: die zahlreichen Menschen, die bislang noch gar nicht investiert waren – und sich angesichts historisch niedriger Zinsen überlegt haben, statt aufs Sparbuch auf den ETF-Sparplan zu setzen. Sie könnten sich angesichts der Negativ-Nachrichten um den Skandal-Konzern dauerhaft von der Börse abwenden. Eine neue Aktien-Angst könnte umgehen.

Das wäre der größte Kollateralschaden, den der Wirecard-Fall mit sich bringen würde. Diese Katastrophe muss nun verhindert werden.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Mitteilung von Wirecard
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