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Hersteller warnen: Preise für Toilettenpapier steigen drastisch


Teurer Zellstoff
Hersteller warnen: Preise für Toilettenpapier steigen drastisch

Von Mauritius Kloft

25.08.2021Lesedauer: 3 Min.
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Toilettenpapier im Supermarkt (Symbolbild): Die Preise für die begehrten Blätter könnten deutlich steigen.Vergrößern des Bildes
Toilettenpapier im Supermarkt (Symbolbild): Die Preise für die begehrten Blätter könnten deutlich steigen. (Quelle: Martin Wagner/imago-images-bilder)

Die Preise für des Deutschen liebstes Gut, das Toilettenpapier, könnten bald deutlich steigen. Davor warnen einige Unternehmen. Das hat gleich mehrere Gründe.

Wenige andere Sachen stehen so sehr stellvertretend für die Corona-Pandemie wie das Toilettenpapier – oder vielmehr das Fehlen ebenjenes in den Regalen. Zahlreiche Verbraucher deckten sich Anfang vergangenen Jahres mit den begehrten Blättern ein, hamsterten das Papier regelrecht, offenbar aus Angst vor kriegsähnlichen Zuständen.

Nun droht den Deutschen wieder Schlimmes. Denn: Die Preise für Toilettenpapier aber auch andere Hygienepapiere dürften deutlich ansteigen. Das bestätigen mehrere Hersteller entweder offen oder zumindest hinter vorgehaltener Hand t-online.

Deshalb wird Klopapier teurer

Das hat vor allem drei Gründe:

  • 1. gestiegene Zellstoffpreise
  • 2. anziehende Energiepreise
  • 3. teure Container

Zellstoffpreise: Für die Herstellung von Toilettenpapier und anderen Hygienetüchern benötigt man Zellstoff, sowohl mit langen als auch mit kurzen Fasern. Der mit kurzen Fasern sorgt vor allem dafür, dass das Toilettenpapier möglichst weich ist. Doch der Preis für Holz und eben auch für Zellstoff ist in den vergangenen Monaten regelrecht "explodiert", wie ein Hersteller t-online sagte.

Der Preis für eine Tonne Kurzfaser-Zellstoff (BHKP) lag 2020 durchschnittlich bei rund 680 US-Dollar. Anfang des Jahres schoss der Preis in die Höhe, aktuell liegt er bei rund 1.100 Dollar – so hoch wie noch nie, heißt es. Hersteller erwarten indes, dass er womöglich mittelfristig leicht sinkt – sich jedoch dann bei 900 bis 1.000 Dollar einpendelt.

Ähnlich sieht es beim Langfaser-Zellstoff aus, auch hier ist der Preis deutlich gestiegen: von 850 Dollar im vergangenen Juli auf jetzt 1.300 Dollar.

Energiepreise: Verstärkt wird der Preisdruck durch steigende Energiekosten. Die Herstellung von Zellstoff, aber auch von Toilettenpapier ist sehr energieintensiv – steigende Strompreise schlagen sich also auch hier nieder.

Die Großhandelspreise sind im Jahresverlauf deutlich gestiegen und liegen derzeit so hoch wie zuletzt im März 2013. Während der Durchschnittspreis an der Leipziger Strombörse EEX im Januar 2021 noch bei 45,29 Euro pro Megawattstunde lag, waren es im Juli schon 50,81 Euro. Und wegen der Ökostromumlage ziehen die Energiepreise ohnehin seit Jahren an.

Teure Container: Die Lieferketten sind durch die Corona-Krise aus dem Gleichgewicht geraten. Denn in Ostasien, aber auch in den USA erholt sich die Wirtschaft nach Corona deutlich stärker als etwa in Europa.

Die Folge dieser Entwicklung: Viele Container stecken an Standorten fest, an denen sie niemand gebrauchen kann – und fehlen dadurch andernorts oder müssen teuer zurückgeschickt werden. Das treibt die Preise für die Hersteller, die den Zellstoff aus Nord- und Mittelamerika oder Skandinavien beziehen, in die Höhe. Und wenn wegen eines Corona-Ausbruchs ein wichtiger Hafen geschlossen wird, wie jüngst in China geschehen, setzt das die Hersteller zusätzlich unter Druck.

"Die Preise steigen gewaltig"

Dazu kämen weitere vergleichsweise kleinere Probleme, heißt es von einem Hersteller. So seien auch die Preise für Plastikverpackungen – die aus Erdöl hergestellt werden – gestiegen, ebenfalls wegen der Corona-Krise. Und der Handel hinge zudem an der Währung. Je stärker der US-Dollar ist, in dem Zellstoff gehandelt wird, desto teurer wird es vergleichsweise für Hersteller aus Europa.

Ein Problem sei auch, dass Papierfabriken ihre Kapazitäten heruntergefahren hätten, sagt Gregor Andreas Geiger vom Verband der Deutschen Papierfabriken t-online. Das sehe man jedoch vor allem bei Druckpapier, so Geiger; einige Verlage kündigten bereits an, dass der Bücherdruck teurer werde.

Doch auch bei Toilettenpapier würde sich das widerspiegeln. Geiger sieht die aktuelle Entwicklung insgesamt mit Sorge: "Die Preise steigen gewaltig, die Branche setzt das sehr unter Druck."

Wie stark die Preise anziehen könnten

Der Preisdruck für die Unternehmen sei immens, heißt es derweil auch von den Firmen. Die Hersteller werden die höheren Kosten deshalb nicht eins zu eins weitergeben können. Wie stark die Preise wirklich anziehen, lässt sich noch kaum absehen. Mehrere Hersteller teilten t-online mit, wegen der Preise in Gesprächen mit den Händlern zu stehen, so beispielsweise Essity mit Marken wie Zewa, Tempo, Tork oder Danke.

Von Hakle hieß es, man sei mit einem "höheren einstelligen Prozentsatz" in Verhandlungen gestartet. "Es wird sich zeigen, wie die Preise am Ende aussehen." Bei einem Prozentsatz von 9 Prozent würde eine Packung Toilettenpapier, die jetzt 2,99 Euro kostet, am Ende bei fast 3,30 Euro liegen.

Und Wepa, Deutschlands größter Klopapierhersteller, brachte vor Kurzem gleitende Preise für Gespräche mit dem Handel ins Spiel, also Preise, die in langfristigen Verträgen direkt an den Rohstoff- und Energiekosten hingen. Das Unternehmen teilte im selben Zuge mit: "Preiserhöhungen – in welcher Form auch immer – sind unabwendbar."

Bei was sich alle einig sind: dass Hamsterkäufe unnötig sind. Engpässe werde es sicher nicht geben, beruhigt Geiger.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Gespräch mit Gregor Andreas Geiger
  • Gespräche mit Herstellern
  • Statements Essity, Hakle
  • Wepa-Mitteilung
  • Norexeco: Final Settlement Index (NFSI) for BHKP, NBSK
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