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Inflation in Deutschland: Diese Produkte sind deutlich teurer geworden


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Diese Produkte sind deutlich teurer geworden

Von Mauritius Kloft

Aktualisiert am 15.09.2021Lesedauer: 4 Min.
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Junge Frau beim Einkaufen (Symbolbild): Ökonomen erwarten eine deutliche Teuerung in diesem Jahr. Aber ist sie von Dauer?Vergrößern des Bildes
Junge Frau beim Einkaufen (Symbolbild): Ökonomen erwarten eine deutliche Teuerung in diesem Jahr. Aber ist sie von Dauer? (Quelle: zagi89/getty-images-bilder)

Die Inflation ist in Deutschland so hoch wie lange nicht. t-online zeigt, bei welchen Produkten die Preise besonders stark angezogen sind.

Ein Gespenst geht um in Deutschland – und es verbreitet Angst. Angst vor immer schneller steigenden Preisen; davor, dass das Geld am Monatsende nicht mehr für alles reicht, das Ersparte nichts mehr wert ist.

Ob im Supermarkt, an der Zapfsäule oder im Restaurant, wir alle merken: die Inflation ist zurück. Im August ist der Verbraucherpreisindex, der Gradmesser der Inflation, um 3,9 Prozent im Vergleich zum August 2020 gestiegen. Und ein Ende dieser Entwicklung ist noch nicht erreicht. Im Herbst, so prognostiziert es die Bundesbank, könnten die Verbraucherpreise temporär sogar bis zu 5 Prozent über dem Vorjahresniveau liegen.

Laut einer aktuellen Studie des Münchner Ifo-Instituts werden die Verbraucherpreise damit im laufenden Jahr so stark steigen wie seit 28 Jahren nicht mehr. Sie dürften im Jahresschnitt um 3,0 Prozent zulegen, wie die Forscher am Mittwoch mitteilten. Eine höhere Teuerungsrate gab es zuletzt 1993 mit 4,5 Prozent. Zum Vergleich: 2020 lag sie bei lediglich 0,5 Prozent.

Doch was genau ist wie viel teurer geworden? Steigen die Preise jetzt immer weiter? t-online zeigt Ihnen, welche Produkte besonders betroffen sind – und was Sie ansonsten zur Inflation wissen sollten.

Was ist Inflation überhaupt?

Mit Inflation ist der Anstieg von Preisen gemeint, und zwar in einem fest definierten Zeitraum. Mehr dazu lesen Sie hier.

Messen lässt sich die Teuerung anhand der Inflationsrate. Um sie zu berechnen, nutzen Statistiker einen Warenkorb, der sich auch Verbraucherpreisindex nennt. Darin enthalten sind verschiedene alltägliche Produkte und Dienstleistungen, zum Beispiel Eier, Milch, aber auch Heizöl, Benzin, Fernseher oder die Kosten für einen Haarschnitt.

Monat für Monat schwärmen Mitarbeiter der Landesämter für Statistik aus. In Supermärkten erfassen sie die Preise für all die 645 Waren und Services, um anschließend im Vergleich zum vorherigen Beobachtungszeitraum die Inflationsrate zu bestimmen.

Dabei gilt: Die Waren sind zum Teil sehr unterschiedlich gewichtet, manche Preisänderungen haben dadurch einen größeren Einfluss auf die Inflationsrate als andere. Besonders wenn sich Energie verteuert, treibt das die Inflation.

Gut zu wissen: Sie können sich auch eine persönliche Inflationsrate errechnen. Nutzen Sie dafür ein Tool des Statistischen Bundesamtes. Gehen Sie auf diese Seite und geben Sie links Ihre persönlichen monatlichen Ausgaben für bestimmte Dinge ein. Nun klicken Sie auf "Berechnen" und erhalten eine persönliche Inflationsrate, die sich deutlich von der amtlichen unterscheiden kann.

Welche Produkte sind besonders teuer geworden?

t-online hat 22 Produkte aus dem offiziellen Warenkorb des Bundesamts für Statistik ausgewählt, die im August im Vergleich zum Vorjahresmonat deutlich teurer geworden sind:

Produkt Preisänderung in Prozent
Leichtes Heizöl 57,3
Mietwagen 53,4
Kopfsalat oder Eisbergsalat 34,5
Standarddiesel 28,2
Benzin 26,5
Haarspray, Haargel oder Ähnliches 20,2
Tomaten 18,2
Pferdegeschirr, Zügel, Sattel oder Ähnliches 16,3
Kartoffeln 16,3
Sonnenblumenöl, Rapsöl oder Ähnliches 15,6
Erbsenkonserve 13,3
Scanner 12,5
Digitalkamera 12,2
Eier 12,1
Zwiebeln, Knoblauch oder Ähnliches 12
Herrenanzug 11,3
Stangenspargel oder andere Gemüsekonserve 11,3
Toastbrot 10,8
Erdbeeren, Himbeeren, Stachelbeeren oder Ähnliches 10,6
Weichspüler, Stärke oder Ähnliches 9,8
Fernbusticket 9,8
Monitor 9,7

Vor allem Heizöl ist im Preis gestiegen. Rund 57 Prozent müssen Verbraucher im Sommer dieses Jahres mehr zahlen als im Sommer 2020.

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Doch die Statistik hat ihre Tücken. Denn: Es greift der sogenannte Basiseffekt. Gemeint ist damit, dass der Ölpreis im Corona-Jahr 2020 zwischenzeitlich deutlich gefallen war – wegen geringerer Nachfrage, aber auch wegen der zwischenzeitlich abgesenkten Mehrwertsteuer (siehe unten). Der Basiswert, auf den sich der aktuelle Vergleich bezieht, ist also relativ gesehen sehr niedrig. Das macht den prozentualen Preissprung größer.

Wie sehr allein der Basiseffekt zu Buche schlägt, wird deutlich, wenn man die Preise vom August 2021 mit jenen vom August 2019 vergleicht. Das Ergebnis: Gegenüber dem Vorkrisenniveau sind viele Dinge gar nicht so viel teurer geworden. Heizöl etwa stieg lediglich um 6 Prozent. Treiber dieser Entwicklung dürfte vor allem die neue CO2-Abgabe sein, die seit Jahresanfang greift.

Warum steigen die Preise?

Es gibt viele – zum Teil coronabedingte – Gründe für die steigenden Verbraucherpreise, mitunter hängen sie auch miteinander zusammen, wie Timm Behrmann, Experte für Preisstatistik beim Statistischen Bundesamt, im Gespräch mit t-online erklärt.

"Die aktuell hohen Inflationsraten lassen sich nicht auf einen einzigen Grund zurückführen", sagt Behrmann t-online. "Fakt ist aber auch: In der Grundtendenz wirkt Corona derzeit preistreibend. 2020 hatte die Pandemie dagegen eher einen preissenkenden Effekt, etwa durch die befristete Mehrwertsteuersenkung." Eine Übersicht über die wichtigsten Gründe:

  • Mehrwertsteuersenkung: Um den Konsum in der Corona-Krise anzukurbeln, hatte der Bund die Mehrwertsteuer befristet vom 1. Juli 2020 bis zum 31. Dezember 2020 gesenkt. Seit Januar 2021 gelten wieder die regulären Mehrwertsteuersätze. Waren und Dienstleistungen werden also tendenziell teuer.
  • Energiepreise: Durch die Corona-Krise sind die Ölpreise 2020 stark gefallen. Mit der anziehenden Konjunktur steigen sie wieder deutlich an. Die Folge: Benzin, Heizöl und Co. wird ebenfalls teurer. Zudem greift seit Jahresanfang ein CO2-Preis.
  • Lieferketten: Wegen der Corona-Pandemie sind die Lieferketten durcheinandergeraten. Die Preise für Container steigen seit Monaten an. Diese Kosten geben Einfuhrunternehmen an Händler weiter, die sie wiederum an die Kunden weiterreichen. Das betrifft vor allem Waren, die in Asien produziert und nach Deutschland geschifft werden, beispielsweise Smartphones, Drucker und Waschmaschinen.
  • Pandemieanpassung: Bestimmte Dienstleistungen wurden wegen Corona teurer, weil Firmen sich pandemiebedingt anpassen mussten. Ein Beispiel sind Friseure, die Hygienekonzepte umsetzen müssen. Das schlägt sich im Preis nieder. Dazu kommt: Einige Unternehmen haben auch die Preise erhöht, weil sie Verluste aus der Corona-Zeit ausgleichen wollen.

Wie lange bleiben die Preise so hoch?

Genau lässt sich das nicht sagen. Innerhalb der Bundesregierung sowie bei der Bundesbank ist man allerdings überzeugt: Die hohe Inflationsrate in Deutschland dürfte sich zu Beginn des Jahres 2022 wieder verringern. Begründet wird dies in einem am Montag veröffentlichten Bericht zur wirtschaftlichen Lage im September damit, dass Sondereffekte auslaufen.

So schlägt derzeit etwa noch die Rücknahme der temporären Mehrwertsteuersenkung voll zu, auch die Einführung der CO2-Bepreisung. Zudem ließen die Entwicklungen an den Rohstoffmärkten eine mittelfristige Entspannung beim Ölpreis erwarten.

Auch Isabel Schnabel, Direktorin bei der Europäischen Zentralbank (EZB), rechnet zwar mit einem weiteren Anstieg der Teuerung bis zum Jahresende. Aber: "Aller Voraussicht nach wird sich die Inflation im kommenden Jahr wieder spürbar abschwächen", sagte Schnabel am Montag anlässlich des Baden-Badener Unternehmergesprächs.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Statistisches Bundesamt
  • Gespräch mit Timm Behrmann
  • Handelsblatt
  • Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa und Reuters
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