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Rentenerhöhung 2022: Warum das Rentenplus nur bedingt solidarisch ist


Großzügige Rentenerhöhung
Der Staat gibt mit vollen Händen – das ist nur bedingt solidarisch

MeinungEin Kommentar von Nele Behrens

Aktualisiert am 02.11.2021Lesedauer: 2 Min.
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Arbeiten bis zum Umfallen (Symbolbild): Immer mehr Ökonomen fordern von den jüngeren Generationen ein späteres Renteneinstiegsalter. Gleichzeitig bekommen die aktuellen Rentner großzügige Erhöhungen.Vergrößern des Bildes
Arbeiten bis zum Umfallen (Symbolbild): Immer mehr Ökonomen fordern von den jüngeren Generationen ein späteres Renteneinstiegsalter. Gleichzeitig bekommen die aktuellen Rentner großzügige Erhöhungen. (Quelle: Geber86/getty-images-bilder)

Großer Jubel bei den Rentnern: Nach einer Nullrunde in diesem Jahr steigt die Rente 2022 stark an. Das ist angesichts der Inflation gut und dennoch ziemlich unsolidarisch.

Die Rentnerinnen und Rentner in Deutschland können sich im neuen Jahr besonders freuen: Denn 2022 bekommen sie voraussichtlich eine der höchsten Rentenerhöhungen, die die Bundesrepublik seit fast 40 Jahren gesehen hat. Trotz Pandemie verteilt der Staat das Geld mit vollen Händen.

Mit einem Plus von 5,2 Prozent im Westen und 5,9 Prozent im Osten liegt die Anhebung sogar über der Inflation, die in Deutschland aktuell mit großen Schritten voranschreitet. Im Oktober lag die Teuerungsrate bereits bei satten 4,5 Prozent. In den kommenden Monaten könnte sie laut Experten weiter ansteigen.

Es wäre also einfach, in der Rentenerhöhung einen Akt der gesellschaftlichen Solidarität zu sehen. Die Kaufkraft der Rentner soll schließlich erhalten bleiben – auch in der Pandemie.

Ein Geschenk an die beliebteste Wählergruppe

Solidarisch ist an dieser Erhöhung allerdings wenig. Vielmehr ist sie ein Geschenk an eine Wählergruppe, die bei Politikern deutlich stärker im Gedächtnis verankert ist, als es die Menschen sind, die am Ende die Zeche zahlen. Während Ökonomen seit Wochen gegenüber den jüngeren Generationen das Mantra anstimmen, sie müssten immer länger arbeiten, können sich die aktuellen Rentner auf höhere Bezüge freuen.

Das Sicherungsniveau der Rente sinkt bis 2035 rapide ab, der Beitragssatz steigt. Die junge Generation bekommt also weniger zugesichert, zahlt dafür aber mehr. Zeitgleich tritt in den kommenden zehn Jahren der geburtenstarke Boomer-Jahrgang in die Rente ein. Die Folge: Immer kleinere Generationen dürfen immer mehr alte Rentner stützen – denen die Politik ein sicheres Rentenniveau garantiert. Die Frage ist: Auf wessen Kosten?

Die jüngere Generation verfügt zwar über eine tendenziell höhere Bildung als ihre Eltern, erhält dafür aber nur eine geringere Jobsicherheit. Ein deutlich höherer Anteil von ihnen sitzt in befristeten Jobverhältnissen und muss in regelmäßigen Abständen um eine Verlängerung ihrer Arbeitsverhältnisse bangen.

Angestellte haben Jahre in Folge eine Nullrunde hinzunehmen

Ja, Rentner kämpfen auch mit ihren Schwierigkeiten. 2020 mussten die Senioren in Westdeutschland beispielweise eine Nullrunde einfahren – viele Arbeitnehmer kennen das Gefühl. Denn umso prekärer die Anstellung, desto schwieriger gestalten sich die Verhandlungen um eine Gehaltserhöhung. Gewerkschaften, die für faire Löhne streiken, bekommen gleichzeitig immer weniger Verständnis, die Tarifbindung in Deutschland sinkt.

Die Inflation von 4,5 Prozent reduziert also vielen Menschen, die diese neuen Rentenbeträge bezahlen, das monatliche Gehalt. Die Politik spannt für diese Generationen aber kein Sicherungsnetz auf.

Das System ist kaputt

Das Rentensystem ist kaputt. Seit Jahren ist es der Politik bekannt und dennoch: Sobald es die ersten Rücklagen gibt, verteilt der Staat das Geld mit vollen Händen. Das ist nicht nachhaltig. Das ist nicht solidarisch.

Rentner sollen in diesem Land genügend Geld zum Leben haben, das steht außer Frage. Ein Inflationsausgleich ist gerade bei kleinen Renten für viele essentiell. Aber: Es braucht eben auch eine Perspektive für die Generationen, die das ermöglichen. Und nein: Immer länger zu arbeiten, um ein krankes System zu erhalten, kann nicht die Lösung sein. Es ist ein neues System gefragt – eines, das wirklich solidarisch ist.

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