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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Neue Analyse Steak, Butter und Co.: Doch keine Auslöser von Darmkrebs?

Wer sein Darmkrebsrisiko gering halten möchte, sollte tierische Fette reduzieren. Eine neue Analyse stellt diese Annahme nun infrage.
Ob im Steak, in Butter oder Sahne – gesättigte Fettsäuren galten lange als potenziell krebsfördernd, besonders für den Darm. Doch jetzt zeigt eine groß angelegte Untersuchung: Wer moderat gesättigte Fette isst, senkt womöglich sogar sein Risiko für Darmkrebs. Die Erkenntnisse stammen aus einer Metaanalyse, die kürzlich im Fachjournal "Cancer Epidemiology" erschienen ist.
Fett ist nicht gleich Fett: Studie analysiert Millionen Datensätze
Für ihre Metaanalyse werteten die Forschenden 21 Studien mit Daten von über zwei Millionen Menschen aus. Im Fokus stand die Frage, wie unterschiedliche Fettarten das Dickdarmkrebsrisiko beeinflussen. Sie analysierten den Einfluss von "guten", einfach ungesättigten Fettsäuren (etwa in Olivenöl) und mehrfach ungesättigten Fettsäuren (etwa in Fisch oder Nüssen) sowie von den als ungesund geltenden gesättigten Fettsäuren, wie sie vor allem in tierischen Produkten wie Wurst, fettem Fleisch oder Butter vorkommen.
Zu Beginn der Untersuchung war keiner der Probanden an Dickdarmkrebs erkrankt. Über einen Zeitraum von etwas mehr als 19 Jahren wurden 21.125 Fälle von Dickdarmkrebs dokumentiert.
Tierisches Fett zu Unrecht unter Verdacht?
Die Studie lieferte gleich mehrere überraschende Ergebnisse:
- Gesamtfettaufnahme: Eine hohe Gesamtfettaufnahme war mit keinem höheren Risiko für kolorektale Karzinome verbunden – also Tumoren des Dick- und Enddarms.
- Fettquelle: Auch ob das Fett aus tierischen oder aus pflanzlichen Quellen kam, hatte keinen Einfluss auf das Darmkrebsrisiko.
- Ungesättigte Fette: Die als gesund für den Darm geltenden einfach und mehrfach ungesättigten Fette zeigten ebenfalls keinen signifikanten Effekt auf das Darmkrebsrisiko – also auch keine Schutzfunktion.
- Gesättigte Fette: Eine Aufnahme von bis zu 40 Gramm gesättigten Fettsäuren pro Tag war mit einem geringeren Risiko für kolorektale Karzinome verbunden.
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Differenzierte Sicht auf Nahrungsfette nötig
Bisherige Analysen ließen vermuten, dass ein hoher Fettkonsum das Darmkrebsrisiko erhöht. Der Grund: Eine fettreiche Ernährung regt die Bildung von Gallensäuren an. Diese können die Darmschleimhaut schädigen und die Zellen zum Absterben bringen. Auch sogenannte "westliche Ernährungsweisen" mit einem hohen Anteil gesättigter Fettsäuren wurden bisher mit einem erhöhten Risiko für Darmkrebs in Verbindung gebracht. Gleichzeitig zeigten ungesättigte Fettsäuren, wie sie etwa in Nüssen, Fisch und bestimmten pflanzlichen Ölen vorkommen, einen Schutzeffekt.
Doch die neuen Daten widersprechen dieser verbreiteten Annahme. Sie deuten darauf hin, dass die Zusammenhänge von Fett und Dickdarmkrebs womöglich nicht so eindeutig sind wie bisher angenommen. Die Studienautoren betonen allerdings, dass es weiterer Studien bedarf, um die Ergebnisse zu bestätigen und die genauen biologischen Mechanismen zu verstehen.
- sciencedirect.com: "Associations of dietary fat types (MUFA, PUFA, SFA) and sources (animal, plant) with colorectal cancer risk: A comprehensive systematic review and dose-response meta-analysis of prospective cohort studies" (Englisch, kostenpflichtig)
- gesundheit.gv.at: "Fette in der Ernährung"
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.