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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Forscher schlagen Alarm Millionen Fälle erwartet: Diese Krebsart nimmt weltweit zu

Magenkrebs ist weltweit verbreitet, dabei wäre die Erkrankung meist vermeidbar. Forscher geben dennoch eine düstere Prognose ab.
Magenkrebs ist weltweit die fünfthäufigste krebsbedingte Todesursache. In Deutschland erkranken jedes Jahr etwa 16.000 Menschen neu an der Tumorart, weltweit sind es etwa 970.000. Drei Viertel der Erkrankungsfälle gehen auf ein Bakterium zurück, das zu den weltweit am häufigsten verbreiteten Keimen gehört: Helicobacter pylori. Etwa die Hälfte der Weltbevölkerung trägt es in sich, in Deutschland liegt die Durchseuchungsrate nach Schätzungen bei 40 Prozent.
Weitere Risikofaktoren
Neben der Infektion mit Helicobacter pylori zählen auch Rauchen, Alkohol, stark gesalzene oder geräucherte Speisen sowie genetische Faktoren zu den Risikofaktoren für die Erkrankung. Sie tritt häufiger bei Menschen über 50 Jahren auf. Symptome zeigen sich meist erst im fortgeschrittenen Stadium, etwa Appetitlosigkeit, Völlegefühl, Oberbauchschmerzen, Übelkeit, Gewichtsverlust sowie Schluckbeschwerden. Mehr dazu lesen Sie hier.
Hohe Durchseuchungsrate
Die Übertragung erfolgt meist schon im Kindesalter – durch Körperflüssigkeiten, Ausscheidungen oder verunreinigte Lebensmittel und Trinkwasser. Eine Infektion bleibt oft unbemerkt – doch im Hintergrund kann sie die Magenschleimhaut schädigen, Entzündungen und Geschwüre auslösen und letztlich die Krebsentstehung begünstigen.
Forscher der Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnen nun: Diese Infektion könnte langfristig für rund 12 Millionen Magenkrebsfälle verantwortlich sein. Die internationale Studie analysierte weltweite Daten zu Magenkrebs aus 185 Ländern.
Fälle wären vermeidbar
Besonderes Augenmerk lag auf der Altersgruppe der Geburtsjahrgänge 2008 bis 2017. Das Ergebnis: 15,6 Millionen Menschen aus dieser Altersgruppe werden im Laufe ihres Lebens an Magenkrebs erkranken, schätzen die Forscher. 76 Prozent dieser Erkrankungen – also rund 11,9 Millionen Fälle – gehen auf das Konto von Helicobacter pylori.
Besonders betroffen sei demnach Asien, hier würden acht Millionen der bakteriell bedingten Fälle auftreten. Für die Europäische Union, das Vereinigte Königreich sowie Norwegen, Island und die Schweiz werden zusammen rund 471.000 Fälle erwartet, in Deutschland wird mit 96.000 Neuerkrankungen gerechnet. In den entsprechenden Jahrgängen kamen hierzulande 7,7 Millionen Menschen zur Welt.
Impfstoff als Hoffnung
Doch die meisten dieser Fälle wären vermeidbar, denn Helicobacter pylori lässt sich durch einfache Tests nachweisen – und mit Antibiotika und Säureblockern behandeln. Die Autoren der Studie fordern daher, weltweit Screening-Programme einzuführen, um Infektionen früh zu erkennen und zu behandeln. "Es ist entscheidend, dass Gesundheitsbehörden ihre Anstrengungen deutlich verstärken", sagt Studienleiter Jin Young Park. Laut der Analyse könnten solche Programme bis zu 75 Prozent der erwarteten Krebsfälle verhindern.
- medicalypress.com: "Treating a common bacteria could reduce gastric cancer cases worldwide" (englisch)
- nature.com: "Global lifetime estimates of expected and preventable gastric cancers across 185 countries" (englisch)
- Mit Materiale der Nachrichtenagentur dpa
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.