Durchbruch in der Medizin? Bekanntes Medikament stoppt Diabetes vor Ausbruch

Metformin gilt in der Diabetes-Therapie als Goldstandard. Nun finden Forscher heraus: Es könnte auch bei der Prävention der Krankheit eine entscheidende Rolle spielen.
Metformin ist eines der bekanntesten Medikamente gegen Typ-2-Diabetes. Doch es könnte bald eine neue Rolle spielen: nicht nur als Therapie, sondern auch zur Prävention. Eine aktuelle Langzeitstudie zeigt, dass das Mittel bei Menschen mit Prädiabetes den Ausbruch der Erkrankung deutlich verzögern kann – vor allem bei jüngeren Menschen.
Nach Schätzungen leben in Deutschland 15 Millionen bis 20 Millionen Menschen mit Prädiabetes – einer Vorstufe von Diabetes.
Was ist Prädiabetes?
Prädiabetes ist eine Vorstufe von Typ-2-Diabetes und ist durch leicht erhöhte Blutzuckerwerte gekennzeichnet. Er betrifft rund 20 Prozent der Erwachsenen in Deutschland. Eine frühzeitige Diagnose mittels Bluttest ermöglicht rechtzeitige Lebensstiländerungen, die das Diabetesrisiko um 40 bis 70 Prozent senken können. Prädiabetes kann ohne Behandlung bereits zu Organschäden führen und sollte daher ernst genommen werden.
Viele wissen davon gar nichts. Dabei bietet genau dieser Zeitpunkt eine Chance, den Krankheitsverlauf zu beeinflussen. Die aktuelle US-Studie "Diabetes Prevention Program (DPP)" liefert neue Hinweise darauf, dass Metformin in dieser Frühphase hilfreich sein kann.
Medikament verzögert Diabetesausbruch um Jahre
Über 3.000 Menschen mit Prädiabetes wurden in der Langzeitstudie begleitet. Ein Teil der Teilnehmenden erhielt Metformin (zweimal täglich 850 mg), ein anderer Teil ein Placebo. Die dritte Gruppe setzte auf eine intensive Lebensstiländerung. Alle wurden mehr als 21 Jahre beobachtet.
Diese Lebensstiländerungen werden empfohlen
Regelmäßige Bewegung (mindestens 150 Minuten pro Woche), Ernährungsumstellung und eine Reduktion des Gewichts von mindestens sieben Prozent des Körpergewichts.
Die Ergebnisse
- In der Metformin-Gruppe kam es zu 31 Prozent weniger Diabetesfällen – im Vergleich zur Placebogruppe.
- Allerdings: Die Lebensstilgruppe war noch erfolgreicher: Hier konnte das Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken, um 58 Prozent gesenkt werden.
- Doch nicht nur kurzfristig war der Effekt spürbar. Auch nach 21 Jahren wiesen beide Gruppen weniger Diabetesfälle auf. Besonders bemerkenswert: Die Hälfte der Metformin-Gruppe konnte den Ausbruch der Krankheit um durchschnittlich 2,5 Jahre verzögern, bei der Lebensstilgruppe waren es sogar 3,5 Jahre.
- Besonders stark war der Effekt bei jüngeren Erwachsenen zwischen 25 und 44 Jahren. Die Studienautoren vermuten: In dieser Altersgruppe wirkt Metformin besonders effektiv, weil der Stoffwechsel noch flexibler ist und die Leberaktivität stärker durch das Medikament reguliert werden kann.
Noch nicht zugelassen, aber Forscher machen Hoffnung
Metformin wird bisher ausschließlich zur Behandlung eines bereits diagnostizierten Typ-2-Diabetes eingesetzt. Für die Prävention ist es in Deutschland (noch) nicht zugelassen. Die Fachwelt sieht jedoch Handlungsbedarf: "Eine Neubewertung erscheint angesichts der Evidenz sinnvoll", sagt Julia Szendrödi, Präsidentin der Deutschen Diabetes-Gesellschaft.
- thelancet.com: "Preventive use of metformin and long-term risk of type 2 diabetes in adults with overweight or obesity: a post-hoc analysis of the Diabetes Prevention Program Outcomes Study" (Englisch
- apotheke-adhoc.de: "Metformin: Präventive Einnahme schützt vor Diabetes"
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.