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Hier finden pflegende Angehörige Hilfe und Unterstützung


Entlastung finden
Wo pflegende Angehörige Unterstützung finden

  • Ann-Kathrin Landzettel
Von Ann-Kathrin Landzettel

Aktualisiert am 14.12.2022Lesedauer: 4 Min.
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Sogenannte Pflegestützpunkte sind wichtige Anlaufstellen für Pflegebedürftige und deren Angehörige.Vergrößern des Bildes
Pflegestützpunkte sind wichtige Anlaufstellen für Pflegebedürftige und deren Angehörige. (Quelle: Sanja Radin/getty-images-bilder)

Manchmal ist es ein langsamer Prozess, manchmal passiert es aber auch ganz plötzlich: Ein Angehöriger wird pflegebedürftig.

Der Verlust der Selbständigkeit bedeutet eine enorme Umstellung. Die Pflege von Nahestehenden, die nicht in der Lage sind, ihren Alltag allein zu meistern, stellt Angehörige meist vor eine große Herausforderung. Vor allem dann, wenn sie noch keine Erfahrung mit der Pflege haben. In vielen Fällen wird ein professioneller Pflegedienst benötigt, damit die Betroffenen die Hilfe bekommen, die sie brauchen. Welche Beratungs- und Anlaufstellen es für pflegende Angehörige gibt und wo sie psychologische Hilfe finden.

Was ist Pflegebedürftigkeit?

Als pflegebedürftig gilt laut dem Bundesministerium für Gesundheit per Definition des Gesetzes ein Mensch, der gesundheitlich bedingte Beeinträchtigungen der Selbstständigkeit oder der Fähigkeiten aufweist und deshalb Hilfe durch andere benötigt. Dazu gehören Personen, die körperliche, geistige oder psychische Beeinträchtigungen oder gesundheitlich bedingte Belastungen oder Anforderungen nicht selbstständig kompensieren oder bewältigen können. Die Pflegebedürftigkeit muss auf Dauer – voraussichtlich für mindestens sechs Monate – und mit entsprechender Schwere bestehen.

Wie viele Menschen sind in Deutschland pflegebedürftig?

Angaben des statistischen Bundesamts zufolge nehmen derzeit rund 4,1 Millionen Menschen jeden Monat Leistungen der Pflegeversicherung in Anspruch. Die meisten der 3,3 Millionen der Leistungsempfängerinnen und Leistungsempfänger erhalten ambulante Leistungen. Stationär gepflegt werden rund 818.000 Menschen. Das heißt: Ein Großteil der Pflegebedürftigen lebt zuhause – und wird oft von Angehörigen unterstützt. Diese sind besonders zu Beginn der Pflegebedürftigkeit oft hilflos und überfordert und wissen nicht, worum sie sich zuerst kümmern müssen. Hinzu kommt die emotionale Belastung, wenn plötzlich einschneidende Veränderungen wie die Pflegebedürftigkeit eines lieben Menschen in das Leben kommen.

"Eine solche Situation ist mit Unmengen an Fragen und Unsicherheiten verbunden. Wird ein Angehöriger aufgrund einer Akutsituation im Krankenhaus versorgt, ist es im ersten Schritt hilfreich, wenn der behandelnde Arzt den aktuellen Pflegebedarf einschätzt. Anschließend sollte eine Beratung über den Sozialdienst im Krankenhaus erfolgen", sagt Christoph Lehmann, Sozialarbeiter und Seniorenberater des Caritasverbands für die Stadt Köln e.V. "Nachdem die pflegebedürftige Person aus dem Krankenhaus entlassen ist, bieten Pflegestützpunkte Hilfe an. Bei Älteren können sich Angehörige an Seniorenberatungsstellen und Seniorenbüros wenden."

Wie ist die Pflege gesichert?

Die drei wichtigsten Fragen zu Beginn, die meist rasch geklärt werden müssen, sind: Wie ist die Versorgung der pflegebedürftigen Person gesichert? Wie bekommt sie, was sie braucht? Wer übernimmt die Pflege? Hierfür muss oftmals vieles ganz schnell gehen.

"Wichtig ist es zuerst, mit den entsprechenden Institutionen Kontakt aufzunehmen und sich einen Überblick über Hilfs- und Unterstützungsmöglichkeiten zu verschaffen", weiß Lehmann. "Pauschale Ratschläge sind schwer, weil jede Situation ganz individuell ist und die Bedürfnisse aller Beteiligten entsprechend variieren. Beispielsweise hängt es von der Dauer der Pflegebedürftigkeit, vom Pflegegrad und von der Art der Pflege ab, wann welche Leistungen aus der Pflegeversicherung in Anspruch genommen werden können. Der Weg in ein Pflegeheim steht meist erst am Ende der Möglichkeiten."

Was ist ein Pflegestützpunkt?

Pflegestützpunkte sind Anlaufstellen für Pflegebedürftige und pflegende Angehörige. Sie bieten wichtige Erstinformationen, unter anderem zu Pflegeversicherung, Pflegediensten und Pflegeheimen. Sie helfen bei Antragsformularen und bieten konkrete Hilfestellungen an, etwa Unterstützung durch einen Sozialarbeiter. Sie werden unter anderem von den Pflegekassen auf Initiative eines Bundeslandes eingerichtet. Die Adressen von Pflegestützpunkten in der Nähe erhalten pflegende Angehörige bei ihrer Pflegekasse oder bei der Pflegekasse des Pflegebedürftigen.

Wie hilft die Pflegekasse?

Auch die Pflegekassen selbst beraten ihre Versicherten zu den Leistungen der Pflegeversicherung. Dazu gehören unter anderem Leistungen für den Pflegebedürftigen, wie Pflegegeld oder Pflegesachleistungen, aber auch die Leistungen für Pflegepersonen. Auch können Pflegekassen über geeignete Pflegeanbieter in der Nähe informieren und bieten Pflegekurse an. Die Pflegekassen sind bei den jeweiligen Krankenkassen angebunden und über diese erreichbar. Auch die Krankenkasse selbst kann über Hilfsangebote informieren.

(Quelle: Privat)


Christoph Lehmann ist Sozialarbeiter und Seniorenberater des Caritasverbands für die Stadt Köln e.V. Er berät seit über 20 Jahren pflegebedürftige Personen und ihre Angehörigen und begleitet sie auf dem Weg zu einem passenden Pflegemodell.

Was macht die Unabhängige Patientenberatung Deutschland (UPD)?

Eine weitere mögliche Anlaufstelle ist die Unabhängige Patientenberatung Deutschland (UPD). Die UPD wird vom GKV-Spitzenverband und dem Verband der privaten Krankenversicherung gefördert. Bei der UPD finden Pflegebedürftige und Pflegende Rat zu allen Fragen, die Gesundheit oder Pflege betreffen – egal, ob gesetzlich oder privat pflegeversichert. Ein Anruf bei der UPD ist kostenfrei.

Konfliktpotenzial Pflege: Ein Sozialarbeiter kann helfen

Nicht selten ist eine Pflegebedürftigkeit mit einem hohen Konfliktpotenzial verbunden. Die Wünsche und Bedürfnisse der zu pflegenden Person sind nicht immer mit den Kapazitäten und Vorstellungen der pflegenden Angehörigen vereinbar. Damit es in dieser sensiblen Phase nicht zu Zerwürfnissen kommt und ein Weg erarbeitet werden kann, der möglichst für alle gangbar ist, kann es hilfreich sein, eine dritte, neutrale Person hinzuzuziehen.

"Ein Gespräch gemeinsam mit dem Pflegebedürftigen, den Angehörigen und einem Sozialarbeiter kann helfen, Lösungen zu finden", sagt Lehmann. "Wichtig ist auch, die eigenen Ressourcen richtig einzuschätzen. Möchten beispielsweise Kinder ihre Eltern pflegen, muss ehrlich geschaut werden, ob das von den Kapazitäten her umsetzbar ist – und wo welche Unterstützung zu bekommen ist. Nicht selten wird der Aufwand unterschätzt. Stress kann oftmals schon mit einem Mahlzeiten-Dienst, einer Putzkraft sowie einer Unterstützung durch den Pflegedienst bei der Körperpflege und der Medikamentenverabreichung genommen werden."

Von Erfahrungen anderer profitieren

Auch empfiehlt der Sozialarbeiter, in Kontakt mit Menschen zu treten, die bereits Erfahrungen in der Pflege Angehöriger gemacht haben. Dies kann über Austauschgruppen in der Umgebung erfolgen, zum Beispiel über Gruppen für Angehörige von Menschen mit Demenz.

"Der Austausch ist für viele von großem Wert. Die anderen Gruppenmitglieder kennen die Belastungen und den Druck, den eine Pflegebedürftigkeit mit sich bringen kann. Auch können über die unterschiedlichen Erfahrungen, die in einer solchen Gruppe zusammenkommen, neue Wege und Ideen diskutiert werden. Und manchmal hilft es, sich einfach die Gedanken von der Seele zu reden", sagt Lehmann.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Interview
  • Ratgeber Pflege. Alles, was Sie zum Thema Pflege wissen sollten. Ratgeber des Bundesministeriums für Gesundheit. (Stand: Aufgerufen am 30. November 2021)
  • Beratung und Pflege für Pflegebedürftige und ihre Angehörigen. Online-Information des Bevollmächtigten der Bundesregierung für Pflege. (Stand: Aufgerufen am 30. November 2021)
  • Wenn Angehörige plötzlich Pflege brauchen. Online-Information des Deutschen Caritasverbands e. V. (Stand: 5. Mai 2021)
  • Plötzlich Pflegefall – Fünf Tipps. Online-Information des Deutschen Caritasverbands e. V. (Stand: 26. November 2020)
  • Wozu dürfen wir Sie beraten? Online-Beratungsangebot der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland (UPD). (Stand: Aufgerufen am 30. November 2021)
  • Die neue Pflegereform und was Sie dazu wissen sollten. Online-Information der Verbraucherzentrale NRW e.V. (Stand: 19. August 2021)
  • Bessere Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf. Online-Information des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. (Stand: Aufgerufen am 30. November 2021)
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