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Immunsystem stärken: Sauna und Kälte helfen und stärken das Herz


Meinung
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Immunsystem stärken
Der Preis ist Schweiß

MeinungEine Kolumne von Dr. med. Yael Adler

Aktualisiert am 30.11.2024Lesedauer: 4 Min.
Sauna-Knigge: Wie nackt ist nackt genug? (Quelle: Glomex)

Heiß und kalt: Studien enthüllen, wie Sauna und Kälteanwendungen unser Immunsystem stärken und sogar das Herz schützen könnten.

Jahrtausendealt ist das Regelwerk für eine Entspannungstechnik, die aus Finnland zu uns gekommen ist. Und mit ihr das bei uns populärste finnische Wort: Sauna. Kann es sein, dass sich jede Menge heiße Luft segensreich auswirkt – auf die Finnen, die seit Langem im Ranking der glücklichsten Völker der Welt immer ganz vorn mitmischen? Nicht umsonst ist die dortige Saunakultur wegen ihrer weithin bekannten medizinischen Effekte vor Jahren zum "Immateriellen Kulturerbe der Unesco" erklärt worden.

Yael Adler
(Quelle: Markus Höhn)

Zur Person

Dr. med. Yael Adler ist Fachärztin für Dermatologie, Venerologie, Phlebologie und Ernährungsmedizin (DGEM). Seit 2007 praktiziert sie in ihrer eigenen Praxis in Berlin. Ihr Talent, komplexe medizinische Sachverhalte anschaulich und unterhaltsam zu vermitteln, stellt sie seit Jahren in Vorträgen, Veranstaltungsmoderationen und den Medien unter Beweis. Über Prävention und Therapien spricht sie regelmäßig in ihrem Podcast "Ist das noch gesund?". Ihre Bücher "Haut nah" und "Darüber spricht man nicht" standen auf Platz 1 der "Spiegel"-Bestsellerliste. Mit ihrem letzten Buch "Genial vital! – Wer seinen Körper kennt, bleibt länger jung" durfte sich die leidenschaftliche Ärztin erneut über diese Spitzenplatzierung freuen.

In der Schwitzstube, so die nette Übersetzung des Kulturbegriffs, regt das Klettern unserer Innentemperatur auf bis zu 39 Grad unser Immunsystem dazu an, die Produktion von Abwehrstoffen zu steigern und diese über die verstärkte Durchblutung überall hinzuliefern. Die Abwechslung von Hitze und Abkühlung – im Freien und mit kalten Wassergüssen – trainiert unsere Blutgefäße und macht sie flexibler.

Auch unsere Haut mag das Sauna-Ambiente. Man muss sich dafür nicht einmal sofort unter die knallharten "Obensitzer" drängen oder den Saunagang bis zum Ohnmachtsanfall ausdehnen: Man kommt auch ans Ziel, wenn man das Zeitpensum und die Wahl der Liegefläche langsam steigert.

Studie: Sauna schützt Herz

Auch wenn der verschwitzte Saunabesuch in letzter Zeit ein wenig aus dem Lifestyle- und Fitnessfokus geraten ist: Seine Wunderwirkung auf unser Wohlbefinden und unsere gesundheitliche Widerstandskraft bleibt unbestritten. So zeigt eine Studie an finnischen Männern den Zusammenhang zwischen Häufigkeit und Dauer des Saunabades sowie dem Risiko, durch plötzlichen Herztod oder eine Herz-Kreislauf-Erkrankung das Saunahandtuch zu werfen. Wie sich erwies, zeigen regelmäßige Saunagänger eine signifikante Risikominderung von bis zu 63 Prozent für plötzlichen Herztod und von 40 Prozent für die Gesamtsterblichkeit.

Andere Studien belegen zudem eine 66-prozentige Reduktion des Demenzrisikos, den Rückgang von Schmerzen, Depressionen, Müdigkeit und Hunger. Sie zeigten eine Verbesserung der Blutfette, die Stimulierung des Wachstumshormons, eine Verbesserung der Hautdurchfeuchtung, die Minderung ihrer Talgproduktion und eine Stärkung des Säureschutzmantels. Allerdings reduziert Saunieren auch die Anzahl der Spermien und macht sie schlapp, wenn auch nur vorübergehend – sozusagen ein nicht ganz sicheres Verhütungsmittel mit engem Zeitfenster.

Neue Zellen für Immunsystem

In Dampfbädern geht es nicht ganz so heiß her wie in der finnischen Sauna, aber sie sind, neben ähnlichen Effekten, auch noch Balsam für die Atemwege: Die können nämlich mithilfe der zerstäubten Sole, gerne kombiniert mit Eukalyptus, schön entschleimen.

Als Kontrastprogramm zur heißen Luft laufen Kälteanwendungen, etwa das hippe Eisbaden, wo man mit eineinhalb Minuten startet und sich dann auf drei Minuten oder länger steigert. Dazu steigt man in den See oder ins Fass mit Eiswürfeln und harrt darin aus. Die Mütze bleibt dabei gerne an. Auch Eisbäder sollen Depressionen lindern, Schmerzen, Durchblutungsstörungen und Migräne. Dabei sollte man auf eine spezielle Atmung achten und sich danach kräftig bewegen.

Natürlich ist auch Kälte kein Allheilmittel, doch Untersuchungen belegen in einigen Bereichen beeindruckende Effekte: Kälte – wie das Tauchbecken nach dem Saunagang – führt dazu, dass sich die Blutgefäße vor allem der Haut zusammenziehen. Die Durchblutung wird so zunächst reduziert. Bevor es aber richtig eng wird, steuert unser Körper dagegen. Die nun einsetzende Mehrdurchblutung liefert unserem Immunsystem neue Zellen und aktiviert den Gewebestoffwechsel, sodass man besser gegen Infektionen gefeit ist.

Kältereize aktivieren das Stress- und Aktivitätsnervensystem des Sympathikus. Die Botenstoffe Beta-Endorphin (hebt die Stimmung bis hin zur Euphorie) und Noradrenalin steigen an und wirken im Herz-Kreislauf-System und im Gehirn ihren Zauber. Die Kälterezeptoren der Haut senden Nervenimpulse an das Gehirn und machen uns energievoller und wacher.

Kalte Dusche hilft schon

Kälte lässt unser braunes Fettgewebe wieder anwachsen, das wir nach dem Säuglingsalter leider abbauen. Braun nennt man es, weil es reich an Mitochondrien ist. Übergewicht und Zivilisationskrankheiten lassen sich mit braunem Fettgewebe im Körper gut reduzieren. Dazu reicht es, sich jeden Tag ein Weilchen bei frischen 17 Grad aufzuhalten oder mal im T-Shirt ins Freie zu gehen.

Natürlich ist auch hier alles eine Frage der Dosis: In einer medizinischen Kältekammer mit minus 110 °C bis minus 140 °C sollte man nur zwei oder drei Minuten zubringen. Schmerzpatienten können dank der Kältekammer Schmerzmittel reduzieren, Sportler nutzen sie für die bessere Regeneration. Nicht umsonst lieben sie auch die Eiswanne: Bei niedrigen Temperaturen erholt sich die übersäuerte Muskulatur nämlich schneller. Schmerzlindernde und entzündungshemmende Effekte setzen ein, das Immunsystem wird richtig munter und cool.

Doch auch schon mit einer kalten Dusche kann man diese günstigen Effekte erzielen. Die Temperatur, mit der das Wasser bei uns für gewöhnlich aus der Leitung kommt, beträgt in der Regel zwischen 10 und 12 °C – die optimale Temperatur für eine kalte Dusche.

Frisch wirkende Haut

Um keinen Schock zu riskieren, ist es empfehlenswert, die kalte Dusche fern des Herzens zu beginnen, also auf der rechten Seite fußaufwärts bis zum Gesäß, an der Innenseite des Beins dann wieder abwärts. Dasselbe am linken Bein. Danach von der rechten Hand bis hoch zur Schulter und wieder hinunter, und auf der linken Seite wiederholen. 30 Sekunden Dauer genügen für den Anfang. Trainierte Kaltduscher hingegen können gut und gerne zwei bis drei Minuten ansetzen.

Diese simple Maßnahme, regelmäßig praktiziert, kann auch Einfluss auf die Kalorienverbrennung nehmen. Ein weiterer Vorteil der Abkühlung: rosige und frischer wirkende Haut – dieser Effekt ist ebenfalls auf die kurzzeitige flächendeckende Unterkühlung und die danach verstärkte Durchblutung zurückzuführen. Gerade bei trockener, juckender Haut, etwa bei Neurodermitis, wird die Haut weniger entfettet als bei einer heißen Dusche. Wer hier Probleme hat, sollte sich beim ausgiebigen Abbrausen eher für lauwarme Temperaturen entscheiden – nach dem kalten Guss.

Bleiben Sie wohltemperiert und kommen Sie gesund durch die Zeit!

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Eigene Meinung
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