USA sollen Ukraine beim Versenken der "Moskwa" geholfen haben
Russische Truppen versuchen weiter, das Asow-Stahlwerk einzunehmen. Aus Mariupol sollen weitere Menschen evakuiert werden. Und das wichtigste russische Kriegsschiff wurde dank US-Informationen ausgeschaltet. Ein Ăberblick.
In der schwer zerstörten ukrainischen Hafenstadt Mariupol könnten am Freitag weitere Zivilisten aus dem umkĂ€mpften Werk Asowstal evakuiert werden. Das teilten sowohl UN-GeneralsekretĂ€r AntĂłnio Guterres als auch der ukrainische PrĂ€sident Wolodymyr Selenskyj am Donnerstagabend mit. Einzelheiten wurden nicht genannt. "Es ist unsere Politik, nicht ĂŒber die Details zu sprechen, bevor sie abgeschlossen sind, um einen möglichen Erfolg nicht zu untergraben", sagte Guterres. Nach ukrainischer Darstellung wurden bereits Busse in Richtung Mariupol in Marsch gesetzt.
In dem Stahlwerk, der letzten Bastion der Verteidiger von Mariupol, warten nach ukrainischen Angaben noch rund 200 Zivilisten auf eine Möglichkeit, sich in Sicherheit zu bringen. Bei zwei vorherigen Evakuierungen unter Vermittlung der Vereinten Nationen und des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz wurden etwa 500 Menschen aus Mariupol und Umgebung auf ukrainisch kontrolliertes Gebiet nach Saporischschja geholt. Hier die wichtigsten Nachrichten der Nacht im Ăberblick:
Bericht: Ukraine hat dank USA "Moskwa" versenkt
Geheimdienstinformationen der USA haben nach Medienberichten dem ukrainischen MilitÀr dabei geholfen, das Flaggschiff der russischen Schwarzmeerflotte, den Raketenkreuzer "Moskwa", zu versenken.
Die US-Regierung habe aber keine Kenntnis ĂŒber die PlĂ€ne der Ukraine gehabt, berichteten mehrere US-Medien wie die "Washington Post" oder die "New York Times" am Donnerstagabend (Ortszeit) unter Berufung auf nicht namentlich genannte Personen, die mit der Angelegenheit vertraut seien.
Die "New York Times" hatte zuvor schon berichtet, dass sich die ukrainische Armee bei ihrem Widerstand gegen Russland teilweise auf Informationen aus den USA berufe. Die ukrainische Armee nimmt etwa fĂŒr sich in Anspruch, seit Beginn des russischen Angriffs zwölf russische GenerĂ€le durch gezielten Beschuss getötet zu haben. Pentagon-Sprecher John Kirby dementierte diesen Bericht.
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SanitĂ€ter aus Mariupol bittet ErdoÄan um UnterstĂŒtzung
Ein SanitĂ€ter aus dem Werk Asowstal bittet den tĂŒrkischen PrĂ€sidenten Recep Tayyip ErdoÄan um UnterstĂŒtzung. "Beenden Sie diesen Albtraum", bat der Mann, der sich als muslimischer Krim-Tatare mit dem Namen Hassan zu erkennen gab, in einer am Donnerstagabend veröffentlichten Videobotschaft.
"Hier sterben Menschen, die einen durch Kugeln, die anderen vor Hunger, die Verwundeten aus Mangel an Medikamenten, unter schrecklichen Bedingungen." Er bat den tĂŒrkischen Staatschef um Vermittlung in dem Konflikt, um Ăberwachung der Evakuierung der Menschen aus dem Werk, auch von ukrainischen MilitĂ€rs.
Kiew: Russen wollen Asowstal bis zum 9. Mai erobern
Russland will nach EinschĂ€tzung der ukrainischen Regierung das belagerte Stahlwerk bis Montag erobern. PrĂ€sident Selenskyjs Berater Olexij Arestowytsch sagte am Donnerstagabend, das Asowstal-Werk solle zum 77. Jahrestag des Sieges ĂŒber Hitler-Deutschland am 9. Mai erobert werden. "Das schönste Geschenk an einen Herrscher ist der Kopf seines Gegners. Ich erkenne klar das Bestreben, Asowstal zu erobern und Putin zum 9. Mai den "Sieg" zu schenken", wurde er von der Agentur Unian zitiert.
"Sie wollen das unbedingt, aber mal sehen, ob ihnen das gelingt", sagte Arestowytsch. Die schweren Angriffe auf das GelĂ€nde des Stahlwerks lieĂen die Absichten des russischen MilitĂ€rs klar erkennen. Zum Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs, der in Russland am 9. Mai gefeiert wird, ist in Moskau am Montag eine groĂe MilitĂ€rparade geplant. FĂŒr die Feier strebt Russland einen militĂ€rischen Erfolg in der Ukraine an.
Selenskyj bekrĂ€ftigt Forderung nach Marshall-Plan fĂŒr die Ukraine
Ungeachtet der massiven finanziellen UnterstĂŒtzung des Westens fĂŒr die Ukraine hĂ€lt PrĂ€sident Selenskyj an seinen Gedanken ĂŒber eine Art Marshall-Plan fĂŒr sein Land nach dem Krieg fest. Die internationale Geberkonferenz in Warschau, die wenige Stunden zuvor etwas ĂŒber sechs Milliarden Euro UnterstĂŒtzung fĂŒr Kiew zusammengebracht hatte, sei "ein Element unseres Schutzes, ein Element des Schutzes fĂŒr ganz Europa", sagte Selenskyj in seiner tĂ€glichen Videoansprache. Das Schicksal der Ukraine und Europas entscheide sich "nicht nur auf dem Schlachtfeld", sondern auch im wirtschaftlichen Bereich, beim Wiederaufbau der Ukraine nach dem Krieg.
Die in Warschau zugesagten Milliarden seien jedoch "nur ein Teil dessen, was wirklich notwendig ist, um das normale Leben in dem gesamten Gebiet wiederherzustellen, in das Russland den Krieg gebracht hat". "Deshalb brauchen wir ein modernes Analogon des Marshall-Plans fĂŒr die Ukraine." Mit dem Marshall-Plan, benannt nach dem damaligen US-AuĂenminister George Marshall, hatten die USA in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg den Wiederaufbau in Westeuropa mit Milliardensummen unterstĂŒtzt.
Selenskyj: Bisher ĂŒber 2.000 russische Raketenangriffe
Die russische Armee hat in ihrem Krieg gegen die Ukraine nach den Worten von PrĂ€sident Selenskyj bisher 2.014 Raketen gegen diverse Ziele eingesetzt. DarĂŒber hinaus seien seit Beginn der Invasion der russischen Armee in die Ukraine am 24. Februar bereits 2.682 Luftangriffe registriert worden.
Ukrainer halten russische Landungsoperation bei Odessa fĂŒr möglich
Das ukrainische MilitĂ€r hĂ€lt eine russische Landungsoperation an der SchwarzmeerkĂŒste in der Umgebung der Hafenstadt Odessa fĂŒr möglich. Nach einer Mitteilung der regionalen MilitĂ€rfĂŒhrung wird das Gebiet verstĂ€rkt von russischen AufklĂ€rungsdrohnen ĂŒberflogen, berichtete die Zeitung "Ukrajinska Prawda". Zudem sei die russische Marine vor dem von ukrainischer Seite kontrollierten KĂŒstenabschnitt weiterhin stark prĂ€sent.
Was bringt der Tag
Die Reiselust deutscher Politiker in Richtung Kiew nimmt Fahrt auf. Bundeskanzler Olaf Scholz kĂŒndigte am Donnerstagabend in Berlin an, dass AuĂenministerin Annalena Baerbock (GrĂŒne) in KĂŒrze die ukrainische Hauptstadt besuchen wird. Ein Termin wurde vom AuswĂ€rtigen Amt nicht genannt. Am Wochenende wird bereits BundestagsprĂ€sidentin BĂ€rbel Bas (SPD) in der Ukraine erwartet.