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Wladimir Klitschko bei Maischberger: "Die freie Welt lässt uns fallen"


Klitschko bei Maischberger
"Sie hören den Schrei – aber sie rufen nicht mal die Polizei"


28.02.2024Lesedauer: 4 Min.
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Wladimir Klitschko richtete bei "Maischberger" einen flammenden Appell an das deutsche Publikum (Archivbild).Vergrößern des Bildes
Wladimir Klitschko richtete bei "Maischberger" einen flammenden Appell an das deutsche Publikum (Archivbild). (Quelle: IMAGO/Emmanuele Contini)

Wladimir Klitschko betont die Dringlichkeit von Waffenlieferungen an die Ukraine. Und er erinnert die Deutschen daran, was sie seinem Land zu verdanken haben.

Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) steht der Lieferung deutscher Taurus-Marschflugkörper an die Ukraine offen gegenüber. Zwar hat Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) dies erst jüngst klar mit dem Hinweis abgelehnt, dass Deutschland dann Gefahr laufe, Kriegspartei zu werden. Gerade in dieser Begründung sieht Buschmann aber eine Lösung. "Das kann ja auch eine Brücke sein", sagte er am Dienstagabend bei "Maischberger" und griff einen Vorschlag von Wladimir Klitschko auf.

Die Gäste

  • Wladimir Klitschko, ehemaliger Boxweltmeister
  • Marco Buschmann (FDP), Bundesjustizminister
  • Dagmar Rosenfeld, "Welt am Sonntag"
  • Julie Kurz, ARD-Korrespondentin
  • Theo Koll, Journalist

Dass der ehemalige Boxweltmeister im Studio zu Gast sein würde, war aus Sicherheitsgründen erst kurz vor Ausstrahlung der aufgezeichneten Talkshow publik gemacht worden. "Wir brauchen keine deutschen Soldaten, wir brauchen keine Nato-Soldaten", bekräftigte der Bruder des Kiewer Bürgermeisters Vitali Klitschko, als Sandra Maischberger nach der Bedienung der Taurus-Marschflugkörper fragte. "Wir haben genug Leute, um das zu machen", sagte er.

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Ukrainische Soldaten hätten es trotz anfänglicher Zweifel auch viel schneller als erwartet gelernt, Marder- oder Leopard-Panzer zu bedienen, erinnerte Klitschko. Daran knüpfte kurz darauf Buschmann an.

"Wenn es darum geht, den Einsatz deutscher Soldaten zu vermeiden, was ja ein veritables Argument ist, ist das ja vielleicht auch eine Brücke, die Ukraine auch mit diesem System zu unterstützen", sagte der Justizminister und wollte das als "ungewöhnlich deutliche" Aussage eines Mitglieds der Bundesregierung verstanden wissen. Der Liberale stützte damit die Haltung seiner Parteifreundin Marie-Agnes Strack-Zimmermann. Diese plädiert seit Langem für die Lieferung des Waffensystems an die Ukraine.

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"Ich bin der Meinung, dass die Bundesregierung alles dafür tun muss, dass die Ukraine diesen Krieg gewinnt. Und das tun wir auch", sagte Buschmann. Klitschko sah das nach zwei Jahren Krieg anders. "Die freie Welt lässt uns fallen und gibt uns nicht genug, um uns zu schützen", klagte er bei "Maischberger".

Dabei verteidige die Ukraine auch die Sicherheit Deutschlands, sagte Klitschko auch unter Verweis auf die Atomkraftwerke in der Ukraine. Der Krieg sei für Deutschland quasi nur eine Häuserreihe entfernt. Dort würden Kinder und Frauen vergewaltigt und ermordet. "Sie hören den Schrei – aber sie rufen nicht mal die Polizei", sagte er.

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"Wenn wir keine Munition bekommen und wir keine Waffen bekommen, wird es wie in einem Dominoeffekt weitergehen. Und wenn die Ukraine fällt, werden wir nicht die Letzten sein in Europa", warnte Klitschko.

Dass der französische Präsident Emmanuel Macron sogar die Entsendung von Soldaten in die Ukraine ins Spiel gebracht hat, stieß bei ihm auf Kritik. "Ich glaube, diese Debatte über französische Soldaten oder Nato-Soldaten ist eine Ablenkung von dem Thema. Wir brauchen Munition, wir brauchen viel bessere Waffen. Wir brauchen keine Soldaten, wir haben die Soldaten."

Doch nach zwei Jahren an der Front sind die freiwilligen ukrainischen Kämpfer am Ende ihrer Kräfte. "Natürlich müssen die ausgetauscht werden. Und dafür braucht man Mobilisierung. Und das sollte schon früh gemacht werden. Da sind wir zu spät in der Ukraine gewesen", meinte Klitschko. Es gebe schätzungsweise 200.000 ukrainische Männer im wehrfähigen Alter in Deutschland, erwiderte Maischberger: "Was sagen Sie denen?"

Klitschko will Ukrainer zurückholen

Ein Teil dieser Männer sollten zurück in die Ukraine kommen, forderte Klitschko: "Es ist eine moralische Pflicht." Aber auch auf diese Soldaten könne sein Land möglicherweise verzichten, wenn es nur mehr und bessere Waffen bekomme. Friedensverhandlungen seien jederzeit möglich, sobald sämtliche russische Truppen komplett ukrainischen Boden verließen.

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"Natürlich sind wir müde von dem Krieg", sage Klitschko, der nach eigenen Angaben vor kurzem die Front besucht hatte. "Wir machen alles dafür, dass dieser Krieg zu Ende geht. Und jetzt ist die Frage an die sogenannte freie Welt und auch an Deutschland: Danke für die Unterstützung, aber wir verteidigen nicht nur uns. Wir verteidigen euch auch. Wir verteidigen Europa."

Für den ehemaligen Frankreich-Korrespondenten des ZDF, Theo Koll, zeugte Macrons Vorstoß, möglicherweise Bodensoldaten in die Ukraine zu entsenden, auch von dem angespannten Verhältnis zu Scholz. "Die Beiden können sich nicht leiden. Sie könnten nicht unterschiedlicher sein", sagte er. "Sie treten sich beide vors Schienbein, und es ist extrem unwürdig für diese beiden Nationen."

Gleichzeitig könne ein so gewagter Vorstoß wie der von Macron helfen, den Gegner zu verunsichern: "Wir sind zu eindeutig in dem Verhalten mit Putin, wo unsere Grenzen sind."

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Sollte das Macrons Ziel gewesen sein, habe er es verfehlt, meinte hingegen die Chefredakteurin der "Welt am Sonntag", Dagmar Rosenfeld. Denn unisono sei sofort betont worden, dass niemand beabsichtigt, offiziell Nato-Soldaten in die Ukraine zu entsenden. (Dass das Vereinigte Königreich schon längst Personal in der Ukraine stationiert hat, um sicherzustellen, dass britische Raketen nicht etwa auf russisches Territorium gelenkt werden, ist eine unbestätigte Vermutung.) "Das spielt Putin in die Hände, wenn auf offener Bühne dieser Dissens besteht", sagte Rosenfeld.

Verwendete Quellen
  • ARD: "Maischberger" vom 27. Februar 2024
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