Newsblog zum Krieg in Nahost Experte: "Alle US-Militärs in Region legitimes Ziel"
Die USA haben iranische Atomanlagen bombardiert. Experten fürchten Angriffe auf US-Ziele in der Region. Auch Israel fliegt neue Angriffe. Alle Entwicklungen im Newsblog.
Inhaltsverzeichnis
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- Die Analyse: Trumps riskantester Moment
- Die Lage in den Atomanlagen: Das ist bekannt
- Die Luftschläge: Trump greift den Iran an
- Die Waffen: Trump zündet wohl stärkste Bombe der Welt
- Die Welt: Internationale Reaktionen auf den US-Angriff im Iran
- Die Debatte: Innenpolitische Diskussion in den USA
Sonntag, 22. Juni
Furcht vor Anschlag – Chamenei meidet Mobiltelefone
Der oberste iranische Führer, Ajatollah Ali Chamenei, fürchtet ein Attentat. Nach Medienberichten meidet er Mobiltelefone, mit denen er geortet werden könnte und kommuniziert nur noch über Vertraute. Israel hatte Chamenei offiziell zum Kriegsziel erklärt. US-Präsident Donald Trump äußerte sich zurückhaltender.
Die "New York Times" berichtete unter Berufung auf nicht näher benannte iranische Funktionäre, dass Irans religiöses und weltliches Oberhaupt drei mögliche Nachfolger benannt habe, sollte er von Israel getötet werden.
Schon vor dem Krieg gab es Spekulationen darüber, wer eines Tages an die Stelle des 86-jährigen Staatsoberhaupts treten könnte. Im Iran ist der Ablauf für die Nachfolge eigentlich klar geregelt: Der sogenannte Expertenrat, dem 88 islamische Juristen und Geistliche angehören, tritt im Todesfall zusammen und bestimmt den Nachfolger. Chamenei ist laut Verfassung das geistliche und weltliche Staatsoberhaupt. Der Kleriker ist zudem Oberbefehlshaber der Streitkräfte und hat in allen Belangen das letzte Wort.
Laut dem Portal "Amwaj" sind neben der regulären Nachfolgeregelung auch alternative Szenarien vorstellbar, die bereits beim Tod von Revolutionsführer Ruhollah Chomeini diskutiert wurden. Dazu zählt etwa ein Führungsrat aus mehreren Klerikern. "Wenn Effizienz und Entschlossenheit entscheidende Faktoren sind, wird wahrscheinlich erneut eine Einzelperson das Ergebnis sein", schrieb der Autor. "Wird Chamenei hingegen getötet und zieht sich der Konflikt mit Israel in die Länge, könnte ein Ratsmodell Risiken verringern."
Israels Luftwaffe startet neue Angriffe
Israels Armee hat nach eigenen Angaben neue Luftangriffe auf den Iran gestartet. Dabei ging es um Ziele im Westen des Iran, berichteten Medien.
Die Angriffe folgten unmittelbar auf iranische Raketenangriffe auf Israel am frühen Sonntagmorgen. Der Iran hatte damit auf Luftangriffe der USA in der Nacht auf iranische Atomanlagen reagiert. Dabei wurden Anlagen in Natans, Isfahan und Fordo gemeldet.
Experte: "Alle Militärangehörigen in der Region legitime Ziele"
Fachleute erwarten harsche Reaktionen des Iran auf die Angriffe der US-Luftwaffe. Mehdi Khanalizadeh, politischer Analyst und Moderator der Sendung "Foreign Policy", sagte: "Die Islamische Republik Iran betrachtet nun alle US-Militärstützpunkte in der Region und alle 40.000 bis 50.000 hier stationierten amerikanischen Militärangehörigen als legitime Ziele." Die USA haben in der Region unter anderem Truppen im Irak stationiert, dort gibt es pro-iranische schiitische Milizen, die die schiitische Führung in Teheran unterstützen.
Zudem wird befürchtet, dass der Iran Schiffe in der Straße von Hormus attackieren könnte, einer wichtigen Welthandelsroute für Öl. Die Beziehungen des Iran zu Saudi-Arabien sind entspannt. Doch war es 2019 dort zu Anschlägen auf Ölanlagen gekommen, hinter denen der Iran vermutet wurde.
Israel meldet neuen Angriff aus Iran – sechzehn Verletzte
Wenige Stunden nach den US-Bombardierungen im Iran haben die iranischen Revolutionsgarden erneut Raketen auf Israel gefeuert. In Israel heulten die Sirenen, wie die israelischen Streitkräfte auf Telegram mitteilten.
Bei der Attacke wurden etwa 30 Raketen eingesetzt, wie Irans staatlicher Rundfunk berichtete. Die Revolutionsgarden – die Elitestreitmacht des Iran – hatten zuletzt am Freitag ballistische Raketen auf Israel gefeuert und dabei Ziele in der Mittelmeerstadt Haifa getroffen. Nach ersten Angaben der "Jerusalem Post" gab es dabei sechzehn Verletzte.
IAEA verzeichnet keine erhöhte Radioaktivität
Der US-Angriff auf die Atomanlagen im Iran hat nach Einschätzung der internationalen Atombehörde IAEA keine Strahlung außerhalb der Einrichtungen freigesetzt. "Nach Angriffen auf drei Atomanlagen im Iran – darunter Fordo – kann die IAEA bestätigen, dass bislang keine Erhöhung der Strahlenwerte außerhalb der Anlagen gemeldet wurde", teilte die Behörde am frühen Morgen auf der Plattform X mit.
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Man werde weitere Einschätzungen zur Lage im Iran abgeben, sobald weitere Informationen vorliegen.
Huthi kündigen Waffenruhe mit USA im Roten Meer auf
Die vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen im Jemen reagieren mit Drohungen auf die US-Angriffe auf Atomanlagen im Iran. Eine Antwort der Huthis sei nur eine Frage der Zeit, erklärt Mohammed al-Buchaiti, ein Vertreter der politischen Huthi-Führung, dem TV-Sender Al Jazeera Mubascher.
Eine mit den USA vereinbarte Waffenruhe sei aus der Zeit vor dem "Krieg" gegen den Iran. Die Huthis und die USA hatten sich im Mai darauf verständigt, dass es keine Bombardements von Huthi-Stellungen seitens der USA und keine Angriffe der Huthis mehr auf Schiffe und auf Israel mehr geben soll. Schon zuvor hatten die islamistischen Rebellen angedeutet, ihre Angriffe auf Schiffe im Roten Meer – einer zentralen Welthandelsroute – wieder aufzunehmen.
Die Huthis werden wie die Hamas im Gazastreifen vom Iran finanziert. Ihre Angriffe auch auf Handelsschiffe im Roten Meer haben die Huthis mit Solidarität für die Hamas begründet.
- Eigene Recherche
- Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa, AFP und Reuters