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Syrien-Konflikt: Al-Kaida ruft zum Kampf gegen Assad-Regime auf


Krisen & Konflikte
Extremisten gefährden Syriens Revolution

spiegel-online, Von Ulrike Putz, Beirut

Aktualisiert am 15.02.2012Lesedauer: 3 Min.
Panzer vor DamaskusVergrößern des BildesPanzer vor Damaskus (Quelle: dpa-bilder)
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Al-Kaida ruft zum Kampf gegen das Assad-Regime auf - schon jetzt sollen sich in den Reihen der Freien Syrischen Armee auch Dschihadisten aus arabischen Nachbarstaaten befinden. Für die Rebellen könnte das zum Problem werden.

Die Botschaft war deutlich: Jeder Muslim müsse den Aufstand gegen das syrische Regime unterstützen, "mit allem, was er hat, mit seinem Leben, Geld, Meinung und Information", rief der Chef des Terrornetzwerks Al-Kaida die Gläubigen nach Syrien und zu den Waffen. Die Rebellion gegen das "antiislamische Regime" in Damaskus sei religiöse Pflicht, mahnte Aiman al-Sawahiri in einer achtminütigen Videobotschaft, die am Sonntag auf einer islamistischen Internetseite veröffentlicht wurde.

Für ihren Feldzug gegen Baschar al-Assads "boshaftes, krebsartiges Regime" sollten die Brüder im Glauben auf Gott und ihre eigene Opferbereitschaft und Standhaftigkeit bauen. Besonders Sunniten aus dem Libanon, der Türkei, Jordanien und Irak seien gefordert: Sie müssten den Unterdrückten in ihrem Nachbarland zu Hilfe eilen.

Hunderte Ausländer kämpfen gegen Assad

Der flammende Aufruf Sawahiris, der als Nachfolger Osama Bin Ladens fungiert, befeuert die andauernden Spekulationen über die Präsenz von ausländischen, eventuell gar der Al-Kaida zuzurechnenden Kämpfern in Syrien. Das Regime in Damaskus behauptet seit langem, dass der seit elf Monaten währende Aufstand im Land von "Ausländern", "Terroristen" und "bewaffneten Banden" betrieben werde. Der syrische Nationalrat als Sammelbecken der Opposition und die Freie Syrische Armee (FSA) als Dachorganisation des bewaffneten Kampfes weisen das weit von sich: Die Rebellion in Syrien sei ein Volksaufstand, bei dem die Bürger Syriens für ihre Freiheit und für Demokratie kämpften.

Doch trotz der Beteuerungen der syrischen Opposition sind in Nahost zunehmend Gerüchte über den Einsatz ausländischer Dschihadisten in Syrien im Umlauf. Ein Gewährsmann in Beirut, der in den vergangenen Wochen mit der FSA außerhalb von Homs unterwegs war, berichtet von "Hunderten ausländischer Kämpfer", die sich der vornehmlich aus Deserteuren bestehenden Truppe angeschlossen hätten. Die sunnitischen Freiwilligen stammten zumeist aus dem Irak und dem Libanon, einige auch aus Saudi-Arabien.

Die Terroristen und das PR-Problem

Ein Doppelanschlag im syrischen Aleppo am vergangenen Freitag weist einigen Beobachtern zufolge auf extremistische Terrorgruppen hin. Bei den Attacken auf das Gebäude des Militärgeheimdienstes und den Sitz der Ordnungspolizei waren 28 Menschen ums Leben gekommen. Amerikanische Medien berichteten am Wochenende, Beamte der US-Regierung vermuteten Al-Kaida als Drahtzieher hinter den Anschlägen.

Die Nachrichtenseite "McClatchy" berief sich auf mehrere Offizielle der US-Regierung, die Al-Kaida im Irak für die Autobomben verantwortlich machten. Auch zwei Selbstmordattentate, bei denen am 23. Dezember und 6. Januar in Damaskus bis zu 70 Menschen umgekommen sein sollen, sollen danach von der irakischen Kaida-Zelle organisiert gewesen sein.

Experten gehen davon aus, dass es durchaus im Interesse al-Kaidas sein könnte, sich in den Konflikt in Syrien einzumischen. "Al-Kaida hat ein PR-Problem. Es könnte gut sein, dass sie versucht, sich durch ein Engagement in Syrien für gewisse Zielgruppen wieder attraktiv zu machen", sagt Wolfgang Mühlberger von der Landesverteidigungsakademie in Wien. Dennoch müsse man vorsichtig sein: Nicht jeder ausländische Dschihadist sei gleich bei Al-Kaida. "Im Fall Aleppo hat es zum Beispiel kein Bekennerschreiben gegeben, das tut die Organisation sonst."

Preise für Kalaschnikows sind sprunghaft angestiegen

Der stellvertretende irakische Innenminister Adnan al-Assadi bestätigte am Wochenende, dass es Waffenschmuggel aus dem Irak nach Syrien gebe. "Die Waffen werden von Mosul durch den Rabiah-Grenzübergang nach Syrien gebracht, weil dort Mitglieder derselben Familien auf beiden Seiten der Grenze leben", sagte Assadi der Nachrichtenagentur AFP.

Der Waffenschmuggel habe immerhin die Preise für Kalaschnikows im Irak deutlich in die Höhe getrieben. Das Sturmgewehr AK-47 habe früher 100 bis 200 Dollar gekostet, heute zahle man zwischen 1000 und 1500 Dollar, so der stellvertretende Innenminister.

Sollten sich in den kommenden Wochen die Hinweise häufen, dass ausländische Kämpfer sich am syrischen Aufstand beteiligen oder ihn vielleicht sogar für sich vereinnahmt haben, wäre das eine Katastrophe für die redliche Opposition im Lande. Diese setzt all ihre Hoffnungen auf Hilfe von außen, auf diplomatischen Druck, den die Weltgemeinschaft auf das Regime ausüben kann, auf Geldspenden und vielleicht sogar Waffenlieferungen, mit denen ihnen arabische Unterstützer Beihilfe leisten könnten.

Sollte sich nun der Verdacht erhärten, dass der syrische Aufstand von unbekannten, unkontrollierbaren Kräften unterwandert worden ist, würde die Hilfsbereitschaft aus aller Welt sicherlich dramatisch nachlassen. Die Freiwilligen aus dem Ausland könnten der syrischen Revolution dann unwillentlich den Todesstoß versetzt haben.

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