Sozialleistungen für Flüchtlinge Ein EU-Land zahlt Ukrainern mehr als Deutschland

Im internationalen Vergleich werden ukrainische Flüchtlinge in Deutschland gut versorgt. Doch einen echten Vergleich zu ziehen, ist kompliziert.
Deutschland hat seit Beginn des Ukraine-Krieges mehr als eine Million Geflüchtete aus dem Land aufgenommen und bietet im europäischen Vergleich besonders umfangreiche finanzielle Unterstützung.
Bis zum 1. April 2025 haben ukrainische Geflüchtete in Deutschland Bürgergeld bekommen. Alle, die nach diesem Datum ins Land gekommen sind, haben laut dem schwarz-roten Koalitionsvertrag nur noch Anspruch auf Hilfen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz. Diese fallen geringer aus und werden oft als Sachleistungen oder per Bezahlkarte gewährt. Eine Regelung dafür gibt es allerdings noch nicht, daher können aktuell auch Neuankömmlinge noch Bürgergeld beziehen.
Söder will Ukrainern Bürgergeld streichen
CSU-Chef Markus Söder will das ändern. Im ZDF-"Sommerinterview" forderte er, ukrainischen Geflüchteten in Deutschland generell kein Bürgergeld mehr zu gewähren, sondern nur noch Leistungen wie Asylbewerbern. Söder begründete seine Forderung mit den neuen US-Zöllen auf Importe aus Europa. Dadurch verändere sich die wirtschaftliche Lage und die Koalition brauche ein "Update, was wirtschaftlich notwendig ist".
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Nach Angaben des Bundesarbeitsministeriums erhalten im Bürgergeld alleinstehende Ukrainer in Deutschland monatlich durchschnittlich 954 Euro, einschließlich Zuschüssen für Miete und Heizung. Nach dem Asylbewerberleistungsgesetz erhalten Alleinstehende nur noch 441 Euro.
Welche Hilfen Ukrainer in Deutschland und anderen Ländern erhalten
Im europaweiten Vergleich liegt Deutschland mit diesen Zahlungen an Ukrainer recht weit vorn. In Belgien fallen die Zahlungen mit 1.100 Euro pro Monat höher aus. Auch Norwegen zahlt mehr Hilfen: Zumindest, wenn man die Sätze mit den deutschen Asylbewerberleistungen vergleicht – das deutsche Bürgergeld liegt weiter darüber.
Land | Leistungen für geflüchtete Ukrainer |
---|---|
Belgien | 1.100 Euro monatlich für Alleinstehende |
Deutschland | Bürgergeld: 954 Euro pro Monat (einschließlich Miet- und Heizkostenzuschüssen); Asylbewerberleistungen: 441 Euro (Alleinstehende) |
Norwegen | 670 Euro plus Wohnungsbeihilfen |
Frankreich | 426 Euro |
Niederlande | 384 Euro |
Italien | 300 Euro |
Österreich | Bis zu 260 Euro monatlich, zusätzlich Mietzuschüsse bis zu 165 Euro |
Schweden | Tagesgeld, das umgerechnet 180 Euro monatlich beträgt |
Polen | Keine dauerhaften Geldleistungen, aber eine einmalige Starthilfe von etwa 70 Euro |
Diese Unterschiede sind jedoch aufgrund der verschiedenen Sozialsysteme und Lebenshaltungskosten der Länder nur begrenzt vergleichbar. In Deutschland beispielsweise lag das Preisniveau 2022 um 8,9 Prozent über dem EU-Durchschnitt.
Leistungen in Deutschland im Detail
Geflüchtete aus der Ukraine haben seit Juni 2022 automatisch Anspruch auf das Bürgergeld, was sie besser stellt als Asylbewerber, die Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz erhalten. Alleinstehende erhalten 563 Euro, Partner 506 Euro und volljährige Kinder im elterlichen Haushalt 451 Euro. Hinzu kommen Zuschüsse für Unterkunft und Heizung, "soweit diese angemessen sind".
Außerdem haben ukrainische Bürgergeldempfänger Zugang zu einer gesetzlichen Krankenversicherung, die auch Vorsorgeuntersuchungen abdeckt. Weitere Unterstützungen umfassen sogenannte Mehrbedarfe, etwa für Schwangere, Alleinerziehende oder chronisch Kranke. Einmalige Leistungen wie Erstausstattung für Haushaltsgeräte oder Kinderkleidung können ebenfalls beantragt werden.
Beschäftigungsquote bleibt gering
Obwohl ukrainische Geflüchtete in Deutschland sofort arbeiten dürfen, ist die Beschäftigungsquote vergleichsweise niedrig. Laut Bundesagentur für Arbeit waren im Mai 2025 von den 930.000 erwerbsfähigen Ukrainern lediglich 34,9 Prozent berufstätig – eine leichte Erhöhung im Vergleich zu den 29,4 Prozent im Juli 2024. Zum Vergleich: In Ländern wie Polen und Tschechien sind rund zwei Drittel der Geflüchteten in den Arbeitsmarkt integriert.
- Ein Grund ist entscheidend: Warum so viele Ukrainer in Deutschland nicht arbeiten
Eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung nennt verschiedene Gründe für die niedrige Beschäftigungsquote in Deutschland. Dazu gehören Sprachbarrieren, ein hoher Anteil alleinerziehender Mütter sowie gesundheitliche Einschränkungen. Positiv hervorzuheben ist das hohe Bildungsniveau der Geflüchteten: 72 Prozent verfügen über einen Hochschul- oder vergleichbaren Abschluss.
- mediendienst-integration.de: "Flüchtlinge aus der Ukraine" (Stand: Oktober 2024)
- wdr.de: "Geflüchtete: So unterschiedlich viel Geld bekommen Ukrainer in EU-Ländern" vom 20. Juni 2024
- welt.de: "Kaum ein Land ist gegenüber Ukraine-Flüchtlingen so großzügig wie Deutschland" vom 24. Mai 2024
- Faktenblatt der Bundesagentur für Arbeit: "Arbeitsmarktsituation von Staatsangehörigen der Asylherkunftsländer (TOP 8) und Ukraine" (Stand: Juli 2025; PDF)
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