Volumen von Hunderten Millionen Euro Bundeswehr vergibt Großauftrag an Rheinmetall

Die Bundeswehr stärkt ihre Logistik und legt sich neue Lastwagen zu. Doch gibt es auch Kritik am einseitigen Investment von Verteidigungsminister Pistorius in Stahl und Panzer.
Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat sich einen weiteren Großauftrag der Bundeswehr gesichert. Diese habe Rheinmetall mit der Lieferung von mehr als 1.000 Logistikfahrzeugen mit einem Gesamtwert von rund 770 Millionen Euro beauftragt, teilte das Unternehmen am Montag mit. Die Auslieferung der Militär-Lkw solle noch in diesem Jahr erfolgen. Rheinmetall nehme den Auftrag für das dritte Quartal in die Bücher.
Nach Unternehmensangaben handelt es sich um 963 Fahrzeuge mit Wechsellader-Systemen (WLS), die wie ein Containerfahrzeug verschiedene Bauteile auf- und abladen können, davon einige mit geschütztem Fahrerhaus, sowie Wechselladepritschen und Plane-Spriegel-Aufbauten. Darüber hinaus wurden 425 ungeschützte Transportfahrzeuge (UTF) bestellt. Bei UTF handelt es sich um Fahrzeuge der Varianten 4x4 und 8x8, bei denen entweder alle vier beziehungsweise alle acht Räder angetrieben werden.
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Rheinmetall hatte 2024 einen Rahmenvertrag mit der Bundeswehr zur Lieferung von Lkw geschlossen: Dabei geht es um bis zu 6.500 Lastwagen im Wert von bis zu 3,5 Milliarden Euro. Die Bundeswehr kann diese nach und nach abrufen.
Das Düsseldorfer Unternehmen könnte seine Produktion von Militär-Lkw bald weiter ausbauen. Es verhandelt exklusiv mit dem italienischen Rüstungskonzern Leonardo über die Übernahme des Geschäfts mit Militärlastwagen von Iveco, das sich der Rheinmetall-Partner gesichert hat. Die Geschäftseinheit habe zuletzt einen Umsatz von rund einer halben Milliarde Euro eingefahren, hatte Leonardo erklärt.
Fachleute mahnen mehr Geld für Innovationen an
Die schwarz-rote Bundesregierung hatte für die Bundeswehr die Schuldenbremse ausgesetzt, sobald die Ausgaben mehr als ein Prozent des Bruttoinlandsprodukts betragen. Ziel: die Anpassung an die veränderte Sicherheitslage nach dem russischen Überfall auf die Ukraine.
Doch es gibt auch Kritik an den vorrangigen Investitionen in Stahl, Lastwagen und Panzer im Haus von Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD).
So sagte der Ökonom Paolo Surico von der London School of Economics (LSE) der "Süddeutschen Zeitung": "Wenn die Verteidigungsausgaben hauptsächlich für Personal und Soldatenausrüstung verwendet werden, bringen sie zwar nationale Sicherheit, aber in der Regel kein Wirtschaftswachstum." Suricos Rat: "Machen Sie keine Kriegswirtschaft, machen Sie eine Innovationswirtschaft." So sei etwa ein britisches Innovationsziel, Pionier bei intelligenten Drohnen zu werden.
Jenseits der Großkonzerne wie Rheinmetall hat sich in Deutschland längst eine Reihe von Rüstungs-Start-ups wie die Drohnen-Unternehmen Quantum Systems oder die KI-spezialisierte Firma Helsing etabliert.
- Nachrichtenagentur Reuters
- sueddeutsche.de: "Machen Sie keine Kriegswirtschaft, machen Sie eine Innovationswirtschaft"