t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomePolitikTagesanbruch

Tagesanbruch: Der mögliche Rückzug von Uli Hoeneß birgt eine große Gefahr


Was heute wichtig ist
Ein Hoeneß-Rückzug birgt eine große Gefahr

MeinungVon Florian Wichert

Aktualisiert am 25.07.2019Lesedauer: 6 Min.
Meinung
Was ist eine Meinung?

Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.

Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.
Uli Hoeneß.Vergrößern des Bildes
Uli Hoeneß. (Quelle: Robert Michael/imago-images-bilder)

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

hier ist der kommentierte Überblick über die Themen des Tages:

WAS WAR?

Seine Bedeutung in den vergangenen 40 Jahren ging weit über den Fußball und den FC Bayern München hinaus. Uli Hoeneß erhob sich im Laufe seiner Jahre beim mitgliederstärksten Sportverein der Welt zur moralischen Instanz in Deutschland. Er engagierte sich politisch, predigte in Talkshows und auf Kongressen soziale Pflichten und pflegte gute Kontakte bis hin zu Bundeskanzlerin Angela Merkel. Sein Wort hatte Gewicht, sein Rat wurde gern gehört und befolgt.

Umso tiefer sein Sturz. Am Morgen des 20. März 2013 standen Staatsanwaltschaft und Polizei vor der Tür seines Hauses am Tegernsee. Hoeneß öffnete um sieben Uhr im Bademantel. In diesem Moment begann der öffentliche Absturz. Hoeneß landete aufgrund massiver Steuerhinterziehung im Gefängnis. Seine Ämter beim FC Bayern München? Vorerst futsch. Sein Ruf? Mit einem Schlag ruiniert.

Loading...
Symbolbild für eingebettete Inhalte

Embed

Als moralische Instanz ist Hoeneß seitdem durch – als Präsident und Aufsichtsratsvorsitzender seines Vereins kam er zurück. Heute wissen wir: Es sollte nie wieder werden wie früher. Mittlerweile verdichten sich die Anzeichen, dass noch in diesem Jahr endgültig Schluss sein wird und Hoeneß seine Ämter aufgibt. Das berichtete zuerst "Bild.de".

Tatsächlich wird es Zeit, dass Hoeneß geht.

Denn der mittlerweile 67-Jährige, der im digitalisierten Fußballgeschäft nach wie vor per Faxgerät kommuniziert, wirkte zuletzt wie aus der Zeit gefallen – oder einfach unglücklich. Eine Pressekonferenz mit einem Rundumschlag gegen die Medien flog ihm um die Ohren, auch einzelne Aussagen kamen nicht gut an. Bei der Mitgliederversammlung im November 2018 war er selbst aus den eigenen Fan-Reihen heftig kritisiert und angegangen worden. An diesem Tag zerbrach einiges zwischen Bayern und Hoeneß. Zuletzt kündigte er eine große Transfer-Offensive mit dem Satz "Wenn Sie wüssten, welche Spieler wir schon sicher haben" an. Es folgte: nichts.

Das Gespür, zur richtigen Zeit die richtigen Dinge anzusprechen? Ist offenbar abhandengekommen. Das jahrelang hervorragende Verhältnis zu Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge? Irgendwie belastet. Die Nähe zur Mannschaft? Ist spätestens seit dem Abschied von seinem Lieblingsspieler Franck Ribéry endgültig weg. Sein Instinkt bei Personalentscheidungen? Überschaubar, wie die Verpflichtung des bisher glücklosen Hasan Salihamidzic zeigt. Seine Projekte? Nicht wirklich von Erfolg gekrönt. Er wollte bei Bayern auf den Nachwuchs setzen – einen neuen Schweinsteiger, Lahm oder Müller aus der eigenen Jugend hat der Verein bis heute trotzdem nicht hervorgebracht. Es ist auch niemand in Sicht.

Seine Meinung über den Fußball hinaus? Die ist ohnehin seit der Steueraffäre nicht mehr wirklich gefragt. Die Politik ist längst auf Abstand gegangen.

Für den deutschen Fußball und insbesondere den FC Bayern ist er Chance und Gefahr zugleich.

Chance, weil sich der FC Bayern modernisieren und neu aufstellen kann. Gefahr, weil eine streitbare, aber mit wahnsinniger Strahlkraft versehene Persönlichkeit aus der ersten Reihe verschwindet – nachdem der FC Bayern ohnehin schon in einer Forbes-Liste der wertvollsten Vereine an Boden verloren hat. Weil es dann einen Verantwortlichen weniger gibt, für den ein Top-Spieler zu Bayern wechseln würde. Weil ein Stück Identität verloren geht. Und einer der letzten, der sich gegen den Millionen-Wahnsinn im Fußball gestemmt hat.

Hoeneß arbeitete an seinem Erbe. Er wollte den Verein in perfektem Zustand an einen Nachfolger übergeben, der ihn mit neuen Ideen in die Zukunft führen kann. Nun wird mit Herbert Hainer der ehemalige Adidas-Chef als Nachfolger gehandelt, der nur zwei Jahre jünger ist als Hoeneß – und diverse Baustellen übernehmen würde.

Tritt Hoeneß nun im November ab, ist sein Plan also nicht wirklich aufgegangen.


Lange hatten die Demokraten für diesen Auftritt gekämpft. Nun war es so weit. Saal 2.141 im zum US-Repräsentantenhaus gehörenden Rayburn Building: Robert Mueller, der Mann, dessen Arbeit zwei Jahre lang die US-Öffentlichkeit in Atem gehalten hatte und den Donald Trump zwei Jahre lang zu diskreditieren versuchte, sprach erstmals ausführlich über die Sonderermittlung zur Russland-Affäre. Die Demokraten hofften, dass Mueller den US-Präsidenten Lüge um Lüge überführen und Argumente liefern würde, warum ein Amtsenthebungsverfahren gegen Trump doch noch möglich sei. Ganze sieben Stunden dauerte das Verhör schließlich. Mein Kollege Fabian Reinbold hat es verfolgt und festgestellt: So war das nicht geplant.


WAS STEHT AN?

Die weltbekannten Richard-Wagner-Festspiele, oder auch Bayreuther Festspiele, beginnen heute – und klingen irgendwie immer noch nach Elite. Nach älteren Semestern.

Genau das soll sich endlich ändern. Festspiel-Chefin Katharina Wagner arbeitet an einem Generationenwechsel. Den Anfang macht dieses Jahr der Regisseur der "Tannhäuser"-Neuproduktion, Tobias Kratzer, mit "erst" 39 Jahren. Im kommenden Jahr wird der österreichische Regisseur Valentin Schwarz (Jahrgang 1989) Richard Wagners vierteiliges Mammutwerk "Der Ring des Nibelungen" inszenieren.

Zuletzt war auch über eine weibliche Besetzung spekuliert worden. Leider vergeblich. Immerhin: 2021 soll erstmals in der Festspielgeschichte eine Frau in Bayreuth am Pult stehen und eine Neuinszenierung von "Der Fliegende Holländer" dirigieren. Das wird auch Zeit.


Boris Johnson wird von Königin Elisabeth II. zum neuen Premierminister Großbritanniens ernannt – die Bilder von gestern Nachmittag wirken surreal. Sie verdeutlichen, was seit Dienstag feststeht: Dieser Mann mit der Zottelfrisur steht nun an der Spitze der britischen Regierung, verhandelt ab sofort den Brexit und hat die Zukunft Großbritanniens in der Hand. Johnson startete gleich mit einem Knall. Er bildete sein Kabinett großflächig um, umgibt sich mit Brexit-Hardlinern und Weggefährten – und sendete eine Kampfansage an die EU. Kleiner Haken: Am morgigen Freitag beginnt die Sommerpause des Parlaments. Sie geht bis zum 3. September und bremst Johnson erst einmal aus. Viel Zeit bleibt ihm anschließend nicht mehr bis zum 31. Oktober. So lange läuft die Frist für den EU-Austritt. Good luck!

Loading...
Loading...
Loading...
Täglich mehr wissen

Abonnieren Sie kostenlos den kommentierten Überblick über die Themen, die Deutschland bewegen. Datenschutzhinweis


Sagt Ihnen der Name Franky Zapata etwas? Zumindest werden sie sich an die Bilder des französischen Nationalfeiertages erinnern. Der "Raketenmann" war bei der Pariser Militärparade mit einem "Flyboard" aufgetreten. Heute möchte er damit den Ärmelkanal zwischen Frankreich und Großbritannien überqueren. Sein Vorbild: Louis Blériot, der vor 110 Jahren als erster Mensch den Ärmelkanal in einem Flugzeug überquerte. Er startet vom Strand in Sangatte in Pas-de-Calais. Guten Flug!


Es war schon absurd: Für die gestrige Vereidigung von Annegret Kramp-Karrenbauer als Verteidigungsministerin samt Regierungserklärung mussten Hunderte Abgeordnete die Parlamentsferien unterbrechen – und im Paul-Löbe-Haus antanzen. Gelohnt hat es sich nur bedingt. Kramp-Karrenbauer bekräftigte insbesondere, was sie seit Tagen bekräftigt: Sie setzt sich dafür ein, dass Deutschland seine Rüstungsausgaben Richtung zwei Prozent des BIP steigert – so wie es unter anderem im Koalitionsvertrag vereinbart ist. Das kam bei einigen erneut ebenso schlecht an wie die Urlaubsunterbrechung. Während die Abgeordneten ihren Urlaub nun wieder aufnehmen können, geht es für Kramp-Karrenbauer heute weiter.

Ab 11 Uhr besucht sie das Einsatzführungskommando der Bundeswehr im brandenburgischen Schwielowsee, um sich über die Lage in den Einsatzgebieten der deutschen Soldaten zu informieren. Vielleicht herrscht dort weniger Unmut.


WAS LESEN ODER ANSCHAUEN?

In einem Jahr beginnen in Tokio die Olympischen Sommerspiele 2020. Noch weit weg? Vielleicht. Doch weil es genug spannende Sportlerinnen und Sportler gibt, die für Deutschland eine Goldmedaille holen wollen, lohnt sich der Blick voraus. Mein Kollege Alexander Kohne hat mit einem dieser Typen gesprochen: Ringer Frank Stäbler. Er gilt als extrovertiert, will das Ringen aus dem Nischendasein befreien und ging dafür sogar ins Big-Brother-Haus. Auch sportlich hat er neue Standards gesetzt, war in drei Gewichtsklassen Weltmeister und zuletzt über drei Jahre und 53 Kämpfe ungeschlagen. Hier spricht er über große Ziele und Versagensängste.


Sebastian Kurz gerät immer mehr unter Druck. Der ehemalige österreichische Kanzler ist offenbar tief in die Affäre "Reißwolf" verwickelt. Sie ist eng verknüpft mit der "Ibiza-Affäre" um Ex-Vizekanzler Strache. So sind nun Videoaufnahmen aufgetaucht, auf denen ein Mitarbeiter des Kanzleramts zu sehen ist und fünf Festplatten bei der Spezialfirma "Reißwolf" vernichten lässt. Das Video und die Hintergründe hat Philip Friedrichs für Sie aufbereitet.


Es ist eine extrem gefährliche Masche: Sogenannte "Loverboys" schleichen sich an junge Mädchen heran, reden von Liebe – und versuchen, die Mädchen in die Prostitution zu drängen. Kein neues, aber ein immer noch aktuelles Phänomen in Deutschland. Das weiß auch das BKA und warnt jetzt in einem Video. Darin wird gezeigt, wie die "Loverboys" vorgehen. Hier sehen Sie das Video meiner Kollegen Robin Krempkow und Axel Krüger zu dem Thema.


WAS AMÜSIERT MICH?

Erinnert Sie Großbritanniens neuer Premierminister Boris Johnson auch an irgendjemanden?

Ich wünsche Ihnen einen wunderbaren und nicht allzu heißen Donnerstag.

Ihr

Florian Wichert
Stellvertretender Chefredakteur t-online.de
E-Mail: t-online-newsletter@stroeer.de

Mit Material von dpa.

Den täglichen Newsletter von Florian Harms hier abonnieren.

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website