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Corona-Krise: Was wir von der vorbildlichen Bundesliga lernen können


Was heute wichtig ist
Ein überraschendes Vorbild in der Corona-Krise

MeinungVon Luis Reiß

Aktualisiert am 29.06.2020Lesedauer: 6 Min.
Meinung
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Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.

Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.
Bayern-Star Joshua Kimmich mit Maske: Der Fußball hat sich schnell an die Corona-Pandemie angepasst.Vergrößern des Bildes
Bayern-Star Joshua Kimmich mit Maske: Der Fußball hat sich schnell an die Corona-Pandemie angepasst. (Quelle: Poolfoto/imago-images-bilder)

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

heute vertrete ich an dieser Stelle Florian Harms – und liefere Ihnen den kommentierten Überblick über die Themen des Tages:

WAS WAR?

Das ist eine wahnsinnig schlechte Idee: So dachte ich, vornehm ausgedrückt, als die Fußball-Bundesligen im Mai trotz der Corona-Krise fortgesetzt wurden. Jetzt, sechs Wochen später, ist die Saison im Eiltempo beendet worden, ganz ohne größere Zwischenfälle oder neue Infektionswellen. International wird sich am deutschen Modell orientiert. Und der FC Bayern ist Meister, natürlich.

Egal, ob Sie sich für Fußball interessieren oder nicht – aus dem Umgang mit der Corona-Krise lässt sich einiges lernen. Das oft gescholtene Fußballgeschäft hat sich vom Buhmann in mancher Hinsicht zu einem überraschenden Vorbild entwickelt, nicht nur in der Sportwelt. Drei wichtige Erkenntnisse können zum Beispiel auch für den Corona-Modus von Schulen oder Tourismus wichtig sein.

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Erstens: Es braucht einen Masterplan. Die Verhaltensregeln während der Spiele waren bis ins kleinste Detail ausgearbeitet worden. 51 Seiten umfasste das Hygienekonzept von Deutscher Fußball Liga (DFL) und Deutschem Fußball-Bund (DFB). Das gab allen Beteiligten klare Leitlinien und minimierte Unsicherheiten.

Zum Vergleich: Schulen und Kitas wurden Termine zur Wiedereröffnung gesetzt, mit der Umsetzung wurden dann aber die Verantwortlichen vor Ort alleingelassen. Ein Masterplan? Fehlanzeige. Natürlich sind die Unterschiede zwischen Schulen größer, die Planung damit deutlich komplexer. Aber die unzähligen Klagen von Schulleitern, Lehrern und Eltern zeigen: Wochenlang fehlte ihnen die Orientierung, teilweise ist das noch immer der Fall. Zu grob waren die Vorgaben der Ministerien.

Zweitens: Nur wer gezielt und häufig testet, bemerkt das Unheil. Die Bundesliga-Spieler sind regelmäßig getestet worden, um Infektionen schnell zu erkennen und deren Verbreitung möglichst auszuschließen. Das hat funktioniert.

Zum Vergleich: Ein übergeordnetes Konzept für regelmäßige Tests bei Lehrern, Erziehern, Klinikpersonal oder in Fleischfabriken wird in einigen Bundesländern gerade erst erarbeitet. Dabei zeigen nicht nur der Ausbruch in Gütersloh, sondern auch erste einzelne Corona-Fälle an Schulen, zum Beispiel in Dortmund, Frankfurt am Main, Fürth oder Göppingen, wie wichtig ein geordnetes Testverfahren als Frühwarnsystem ist. SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach regt eine passende Strategie an.

Drittens hilft die Erkenntnis: Es gibt keine perfekte Lösung. Wir haben in den vergangenen Wochen teilweise absurde Szenen gesehen. Torjubel mit Abstand, Titelpartys ohne Fans, gespenstische Stille in den Stadien. Vieles, was den Fußball ausmacht, war nicht mehr möglich – und trotzdem ein Restrisiko vorhanden. Das ist die neue Corona-Normalität. Und sie wird noch für Monate bleiben.

Der Fußball hat schneller als andere erkannt, dass es für lange Zeit nicht mehr um die Frage geht, ob etwas möglich ist – sondern unter welchen Bedingungen. Anstatt zu diskutieren, ob wir Schulen wieder komplett öffnen sollten, ob lange Reisen mit Flugzeug oder Bahn möglich sind, sollte der Fokus auf dem Wie liegen. Das ist es, was wir aus der Corona-Saison der Bundesliga lernen können.


Mehr als 90 Unternehmen haben in den vergangenen Tagen erklärt, vorerst keine Werbung mehr auf Facebook schalten zu wollen. Darunter sind zum Beispiel Coca-Cola, Unilever und Starbucks. Einige wollen gar ganz auf Anzeigen in sozialen Netzwerken verzichten. Als Grund nennen sie das mangelnde Engagement des Silicon-Valley-Giganten gegen Hasskommentare und Fake News. Und was machte Facebook-Chef Mark Zuckerberg? Er versprach umgehend Besserung und verkündete schärfere Richtlinien, speziell für den US-Wahlkampf.

Bemerkenswert: Seit Jahren wird weltweit über das Problem diskutiert, gebessert hat sich trotz zahlreicher Regulierungsversuche durch die Politik kaum etwas. Doch wenn es ums Geld geht, in diesem Fall um milliardenschwere Werbebudgets, wird plötzlich sofort reagiert. Der erste Schaden ist schon angerichtet: Die Facebook-Aktie verlor am Freitag gut acht Prozent, was der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge einem Wertverlust von 56 Milliarden Dollar (etwa 53 Milliarden Euro) entsprach. Zuckerberg habe damit 7 Milliarden Dollar seines Privatvermögens eingebüßt.

Die Initiative der Konzerne entspricht einem außerordentlich wichtigen gesellschaftlichen Anliegen. Ob man Zuckerberg & Co. ihr Versprechen für die Zukunft glauben kann, ist jedoch fraglich. Und das Muster dahinter ist besorgniserregend: die jahrelange Machtlosigkeit der Politik auf der einen Seite, die Macht der Großkonzerne auf der anderen. Wenn der Eindruck entsteht, Geld bewirke mehr als Gesetze, hat die Demokratie ein Problem.

WAS STEHT AN?

Kanzlerin Angela Merkel empfängt heute zum ersten Mal seit Beginn der Corona-Krise wieder einen ausländischen Staatschef. Dass es Frankreichs Präsident Emmanuel Macron ist, ist kein Zufall. Gemeinsam haben Merkel und Macron zuletzt die Idee eines europäischen Hilfsfonds in der Corona-Krise entworfen und werben für ein gemeinsames Vorgehen in der EU. Zwei Tage bevor Deutschland die EU-Ratspräsidentschaft übernimmt, dürfte es ein symbolträchtiger Termin auf Schloss Meseberg werden.

Bundestag und Bundesrat kommen zu Sondersitzungen zusammen, um das Corona-Konjunkturpaket zu verabschieden. Darin enthalten ist unter anderem die Senkung der Mehrwertsteuer auf 16 Prozent.

In Frankfurt eröffnet das erste Corona-Testzentrum an einem deutschen Flughafen. Damit reagiert der Airport auf weiterhin bestehende Reisebeschränkungen. In manchen Ländern ist ein negatives Testergebnis unmittelbar vor dem Abflug Pflicht, um einreisen zu dürfen.

In Brüssel gehen die Verhandlungen über ein Brexit-Abkommen in die nächste Runde. Die Zeit drängt, noch im Sommer wollen sich die Unterhändler von EU und Großbritannien auf einen groben Rahmen einigen. Doch die Zweifel werden immer größer.

WAS LESEN?

Für die absolute Mehrheit hat es nicht gereicht, doch bei der Präsidentenwahl in Polen liegt Amtsinhaber Andrzej Duda nach ersten Prognosen mit knapp 42 Prozent der Stimmen deutlich vorn. Er muss sich nun in zwei Wochen einer Stichwahl gegen den Warschauer Oberbürgermeister Rafał Trzaskowski (31 Prozent) stellen. Warum die Wahl entscheidend für Polens Zukunft ist und wofür die beiden Kandidaten stehen, lesen Sie hier.

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WAS AMÜSIERT MICH?

Der Ansturm auf die Strände an Nord- und Ostsee erfordert ungewöhnliche Maßnahmen ...

Morgen schreibt an dieser Stelle mein Kollege Carsten Werner für Sie. Ich wünsche Ihnen einen guten Start in die Woche!

Ihr

Luis Reiß
Chef vom Dienst t-online.de
E-Mail: t-online-newsletter@stroeer.de

Twitter: @reiss_luis

Mit Material von dpa.

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