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Nachtüberblick: Ukraine meldet immer mehr Leichenfunde


Die Nacht im Überblick
Ukrainer melden immer mehr Leichenfunde

Von dpa
Aktualisiert am 20.11.2022Lesedauer: 4 Min.
Ermittler suchen bei Kherson nach Leichen (Archivbild): In der Ukraine werden immer mehr zivile Opfer gefunden.Vergrößern des BildesErmittler suchen bei Kherson nach Leichen (Archivbild): In der Ukraine werden immer mehr zivile Opfer gefunden. (Quelle: IMAGO/Nina Liashonok)
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Die Ukraine berichtet über immer mehr Gräueltaten der russischen Besatzer. Die Stromversorgung ist noch immer ein Problem. Ein Überblick.

Die ukrainischen Behörden stoßen in befreiten Gebieten rund um Cherson, Charkiw und Donezk nach offizieller Darstellung auf immer mehr Beweise für Gräueltaten der einstigen russischen Besatzer. In den vergangenen zwei Monaten seien in diesen Gebieten über 700 Leichen entdeckt worden, sagte Generalstaatsanwalt Andrij Kostin am Samstagabend im Staatsfernsehen.

In rund 90 Prozent der Fälle habe es sich um Zivilisten gehandelt. Zur Verteidigung gegen den Aggressor Russland sagte Großbritannien der ukrainischen Regierung zusätzliche Militärhilfe zu, wofür sich Präsident Wolodymyr Selenskyj bei einem Überraschungsgast aus London bedankte.

In der Ukraine arbeiten Techniker derweil fieberhaft daran, die Schäden der russischen Angriffe zu beseitigen und die Stromversorgung im Land wiederherzustellen. Als Zeichen für die angestrebte Normalisierung des Lebens in den zuvor besetzten Gebieten wurde die Wiederaufnahme des Bahnverkehrs zwischen Kiew und der befreiten Stadt Cherson gefeiert – dort traf erstmals nach gut acht Monaten wieder ein Zug aus der Hauptstadt ein. Im Osten der Ukraine tobten derweil weiter schwere Kämpfe zwischen russischen und ukrainischen Truppen.

"Jeden Tag erhalten wir neue Informationen"

"Wir haben praktisch in fast jedem Dorf in der Region Charkiw Stellen gefunden, an denen sie friedliche Zivilisten getötet haben", sagte Generalstaatsanwalt Kostin im Fernsehen. Ähnliche Funde würden die Ermittler jetzt in der vor kurzem befreiten Region Cherson in der Südukraine machen. Auch seien etwa 20 Orte entdeckt worden, an denen Zivilisten verhört und in Gefangenschaft gehalten wurden. "Und jeden Tag erhalten wir neue Informationen", sagte Kostin. Derartige Angaben der Kriegsparteien lassen sich kaum unabhängig überprüfen.

Am Samstag empfing Selenskyj den britischen Premierminister Rishi Sunak zum unangekündigten Besuch in Kiew. Sein Gast versprach der Ukraine weitere Hilfen: Diese sollen sich auf umgerechnet knapp 57,5 Millionen Euro belaufen, 125 Geschütze zur Flugabwehr sowie Technik zur Drohnenabwehr umfassen und zum Schutz der Bevölkerung und Infrastruktur beitragen. Anfang November hatte das britische Verteidigungsministerium bereits eine Lieferung von 1.000 Flugabwehrraketen zugesagt.

Sunak und Selenskyj posierten in Kiew bei leichtem Schneefall vor erbeuteten russischen Panzern. "Danke, Rishi, Herr Premierminister, für Ihre Bereitschaft, die Freiheit noch stärker mit uns zu verteidigen", sagte Selenskyj am Abend in seiner täglichen Videoansprache.

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Selenskyj: Weiter Probleme mit der Stromversorgung

Trotz fortdauernder russischer Raketen- und Luftangriffe auf die Energieinfrastruktur der Ukraine hat die Wiederherstellung der Stromversorgung im Land nach Worten von Selenskyj höchste Priorität. "Wir arbeiten im ganzen Land daran, die Lage zu stabilisieren", sagte er am Samstagabend. "Die meisten Probleme mit Elektrizität gibt es in Kiew und Umgebung, Odessa und Umgebung, Charkiw und Umgebung." Alles werde getan, "um den Menschen ein normales Leben zu ermöglichen".

Das zuständige Ministerium sieht die Versorgung mit Strom im Land trotz der zahlreichen russischen Angriffe auf die Stromerzeugungsinfrastruktur unter Kontrolle. "Wir dementieren die in sozialen Netzwerken und Online-Medien verbreiteten Panikmeldungen und versichern Ihnen, dass die Lage zwar schwierig, aber unter Kontrolle ist", erklärte das ukrainische Ministerium für Energie am Samstag.

Russland hatte Anfang dieser Woche mit massiven Angriffen auf die Energie-Infrastruktur landesweite Stromausfälle in der Ukraine verursacht. Zeitweise waren rund zehn Millionen Menschen ohne Strom. Laut Selenskyj sind rund 50 Prozent der Energieinfrastruktur zerstört oder beschädigt. Moskau will den Nachbarn mit diesen Angriffen vor dem hereinbrechenden Winter weiter unter Druck setzen.

Produziert Russland iranische Drohnen künftig selbst?

Russland hat laut einem US-Medienbericht ein Abkommen mit dem Iran geschlossen, um iranische Angriffsdrohnen für den Krieg gegen die Ukraine im eigenen Land herzustellen. Derzeit werde daran gearbeitet, die Produktion binnen Monaten in Gang zu bringen, schrieb die "Washington Post" am Samstag unter Berufung auf Geheimdienstinformationen. Die Vereinbarung sei Anfang November im Iran ausgehandelt worden.

Russland setzte im Angriffskrieg gegen die Ukraine bereits hunderte sogenannte Kamikaze-Drohnen vom iranischen Typ Schahed-136 ein. Sie können einige hundert Kilometer weit fliegen, kreisen eine Zeit lang über einem Zielgebiet und stürzen dann mit einer Sprengladung auf ein Ziel herab. Die russische Armee setzt die Drohnen unter anderem für Angriffe auf die ukrainische Energieinfrastruktur ein. Mit einer eigenen Produktion könnte Russland die Attacken ausweiten.

Aktuell sei die iranische Seite dabei, Konstruktionsunterlagen und Schlüsselkomponenten für die Produktion zu übergeben, schrieb die "Washington Post". Sie bezog sich auf drei Regierungsbeamte. Sie seien mit Geheimdienst-Erkenntnissen vertraut, die amerikanischen und anderen westlichen Geheimdiensten vorlägen.

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Zugverbindung von Kiew nach Cherson wiederhergestellt

In der kürzlich befreiten Stadt Cherson fuhr am Samstag zum ersten Mal nach gut acht Monaten ein Zug aus Kiew ein. 200 Passagiere hatten Fahrkarten unter dem Motto "Zum Sieg" ergattert, wie ukrainische Medien berichteten. Die sieben Waggons waren von Künstlern bunt bemalt worden. Am Bahnhof bejubelten hunderte Schaulustige mit ukrainischen Landesfahnen die Ankunft des Sonderzugs.

Die Bahnverbindung zwischen Kiew und Cherson war unmittelbar nach Kriegsbeginn am 24. Februar infolge des Einmarschs russischer Soldaten unterbrochen worden. Die Region am Dnipro wurde erst vor kurzem befreit, nachdem die ukrainischen Militärs die russischen Besatzer zum Rückzug über den Fluss gezwungen hatten.

In Cherson begann am Samstag eine Aktion zur freiwilligen Umsiedlung von Zivilisten in sichere Gebiete im Westen des Landes. Helfer seien bereit, alle Personen, die dies wünschten, in andere Landesteile zu bringen, wo die Regierung für Unterkunft und Versorgung garantiere, berichtete die "Ukrajinska Prawda" unter Berufung auf die Behörden.

Kiew: Mehr russische Truppen in Luhansk

Die russischen Streitkräfte erhöhen nach Erkenntnissen des ukrainischen Generalstabs ihre Truppenpräsenz im Gebiet Luhansk. Um die vielen Soldaten unterzubringen, werde ein Teil der Zivilbevölkerung zwangsumgesiedelt, erklärte der Generalstab in Kiew am Samstag. Die ostukrainische Region Luhansk grenzt an Russland.

Unterdessen setzten russische und ukrainische Truppen an einer Vielzahl von Brennpunkten ihre Kämpfe fort. Dabei wurden dem Generalstab zufolge Panzer, Rohr- und Raketenartillerie sowie Granatwerfer eingesetzt. Nach Darstellung des ukrainischen Militärs wurden dabei allein in der Region Mychajlowka in der Region Saporischschja bis zu 60 russische Soldaten getötet oder verwundet. Russische Militärs wiederum sprachen von ukrainischen Raketenangriffen auf das Atomkraftwerk Saporischschja. Auch diese Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden.

Das wird am Sonntag wichtig

In Polen soll am Sonntag das zweite Todesopfer des jüngsten Raketeneinschlags auf dem Gelände eines Getreidespeichers im Grenzgebiet zur Ukraine mit einem Staatsbegräbnis beigesetzt werden.

In dem nur sechs Kilometer von der Grenze entfernten Dorf Przewodow war am Dienstag eine Rakete eingeschlagen, die neben dem 62-jährigen Traktorfahrer auch einen Lagerverwalter tötete. Der 60-Jährige wurde bereits am Samstag mit einem Staatsbegräbnis unter Auschluss der Öffentlichkeit in Przewodow beigesetzt.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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