Bitcoin auf Rekordkurs "Hier ist sehr viel Gier im Spiel"
Mit jedem Tag, an dem sich Bitcoin der magischen Grenze von 100.000 Dollar nähert, steigt das Risiko. Wird Donald Trump seine Krypto-Versprechen halten?
Der Bitcoin-Kurs ist auf dem besten Weg, die 100.000-Dollar-Marke zu durchbrechen. Am 12. November überschritt die Kryptowährung erstmals die Marke von 90.000 Dollar. Vor den US-Wahlen kostete die bekannteste Cyberwährung der Welt weniger als 70.000 Dollar.
Wie weit kann der Kurs noch steigen? Und was könnte drohen, wenn die Versprechen des künftigen US-Präsidenten Donald Trump, auf die Bitcoin-Käufer wetten, nicht wahr werden?
Bitcoin
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Trumps Krypto-Versprechen
Nach dem Wahlsieg von Donald Trump in den USA haben Kryptowährungen einen beispiellosen Aufschwung erlebt. Auf einer großen Bitcoin-Konferenz in Nashville im Juli dieses Jahres versprachen er und sein künftiger Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr., den Kryptomarkt weitgehend unreguliert zu lassen und billigen Strom für das Erzeugen neuer Bitcoin-Münzen („Mining“) bereitzustellen.
Zudem wolle Trump in seiner zweiten Amtszeit eine staatliche Bitcoin-Reserve aufbauen. Die Rede war von ungefähr 200.000 Bitcoins, die sich im Besitz der US-Regierung befinden. Der Plan sei, diese an das Finanzministerium zu übertragen und als strategischen Vermögenswert zu halten. Zusätzlich sollten die USA täglich 550 Bitcoins kaufen, bis sie über eine Reserve von mindestens vier Millionen Bitcoins verfügen, so Trump.
Die Anleger nähmen all dies vorweg, weil sie darauf setzen, dass Donald Trump nach seinem Einzug ins Weiße Haus seine Ankündigungen in die Tat umsetzen werde, sagt Krypto-Analyst Timo Emden in einem Interview mit "n-tv.de".
Gefährliche Bitcoin-Euphorie
Die Verdopplung des Bitcoin-Kurses allein in diesem Jahr von 40.000 auf über 80.000 Dollar zeige, wie groß die Euphorie gerade ist. Allerdings bleibe offen, wie weit Trump mit Beginn seiner Amtszeit die regulatorischen Daumenschrauben tatsächlich lockern werde.
Emden hält die derzeitige Entwicklung für brandgefährlich. "Die Kursrallye ist aktuell insbesondere psychologisch und zum Teil irrational getrieben. Ich glaube, hier ist sehr viel Gier im Spiel. Viele Marktteilnehmer haben Angst, etwas zu verpassen."
Vieles, was im Wahlkampf von Donald Trump angekündigt wurde, werde von Anlegern eingepreist. Doch ob Trump im Januar nach seiner Amtseinführung liefern werde, sei ungewiss, so Emden. Es gebe andere Themen, die wichtiger seien als die Kryptobranche.
Außerdem habe Trump schon mehrfach eine 180-Grad-Wende vollzogen. "Er war gegen Bitcoin und Co. Plötzlich ist er absoluter Befürworter. Was ist, wenn er die 180-Grad-Wende von der 180-Grad-Wende macht und plötzlich wieder Krypto-Skeptiker ist?"
Der Druck auf Trump wächst
Dass die USA eine strategische Bitcoin-Reserve anlegen, etwa um damit die Staatsschulden zu senken, sei nicht nur eine riskante Wette auf Kurssteigerungen, sondern auch auf Trumps Politik selbst, warnt Emden.
Zudem gerate Trump in einen gefährlichen Interessenkonflikt, da er gemeinsam mit seinen Söhnen eine eigene Kryptoplattform namens "World Liberty Financial" gegründet hat, über die Nutzer Tokens, also digitale Werte kaufen können. "Eine strategische Bitcoin-Reserve würde Trump und seiner Familie in die Karten spielen", so Emden.
Trump könne nicht alles einhalten, was er versprochen habe. Das Enttäuschungspotenzial sei riesig. Wenn bei Kursen angesichts immer neuer Rekorde den Ankündigungen keine Taten folgen, berge das politischen Sprengstoff. Die Kryptobranche sei inzwischen viel zu groß und einflussreich.
Bitcoin nicht für jedermann geeignet
Die prominenteste Kryptowährung ist und bleibt der Bitcoin. An ihm orientieren sich auch die sogenannten Altcoins (alternative Kryptowährungen) wie Ethereum, Solana oder Cardano. Steigt der Bitcoin, steigen in seinem Windschatten auch die anderen Digitalwährungen. Ethereum legte in nur einem Monat um 16 Prozent zu, Solana um 32 Prozent und Cardano um 59 Prozent. Mit solchen Wertzuwächsen steigt aber nicht nur die Gefahr von starken Kursrücksetzern.
Das aktuelle Preisniveau werde auch wieder Betrüger anlocken, glaubt Emden. Deshalb sollten Anleger vorsichtig agieren und nicht in jede scheinbar günstige Kryptowährung investieren. Anhand der Marktkapitalisierung könnten Käufer erkennen, wie verbreitet eine Kryptowährung sei. Zudem sollten sich Anleger immer fragen: Was steckt hinter dem jeweiligen System? Wird es vielleicht eines Tages mal nützlich für die Wirtschaft sein?
In der Vergangenheit gab es viele Betrügereien, unter denen die Kryptobranche gelitten habe. Deshalb habe man die regulatorischen Daumenschrauben in den USA zu Recht angezogen, erklärt Emden. Man habe "den wilden Westen mit der Brechstange aufgeräumt". Doch vieles sei auch heute noch undurchsichtig. "Eine andere Aussage wäre brandgefährlich, da der Kryptobereich hochspekulativ ist", so Emden.
- n-tv.de: "Bitcoin bald auf 100.000 Dollar?"
- Ulrich Bindseil, Jürgen Schaaf: "Die verteilungspolitischen Folgen von Bitcoin"