Richtungsweisende Abstimmung USA schaffen erstmals Gesetz für Stablecoins

Sicherer, transparenter, aber auch riskanter? Die USA schaffen neue Regeln für Stablecoins – und stoßen eine wichtige Debatte an.
Der US-Senat hat ein neues Gesetz verabschiedet, das Stablecoins regulieren soll. Mit dem sogenannten "Genius Act" will die Politik einen klaren rechtlichen Rahmen für eine wachsende Sparte des Kryptowährungsmarkts schaffen. Der Entwurf erhielt eine überparteiliche Mehrheit von 68 zu 30 Stimmen. Nun muss das Repräsentantenhaus zustimmen, bevor Donald Trump das Gesetz mit seiner Unterschrift in Kraft setzen kann.
Meilenstein der US-Politik für Kryptowährungen
Ziel der neuen Regeln ist es, die Nutzung von sogenannten Stablecoins zu fördern. Diese digitalen Währungen sind besonders bei Krypto-Anlegern beliebt, weil ihr Wert an einen festen Basiswert wie den US-Dollar gekoppelt ist. Im Gegensatz zu stark schwankenden Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum bleiben Stablecoins in ihrem Wert vergleichsweise stabil. Der Schritt des US-Senats gilt als Meilenstein in der Krypto-Politik – er stößt aber auch auf Kritik.
Vorwürfe gegen Trumps Krypto-Pläne
Die US-Vereinigung der Finanzaufseher, Conference of State Bank Supervisors (CSBS), warnt vor möglichen Risiken für die Finanzstabilität. Die Organisation kritisiert, dass auch Anbieter ohne behördliche Aufsicht künftig Geldtransaktionen durchführen könnten.
Verbraucherschützer wie Bartlett Naylor von Public Citizen werfen dem Senat vor, mit dem Gesetz Trumps persönliche Krypto-Ambitionen zu fördern. Trump und seine Familie profitieren finanziell von einer Firma, die digitale Anteilsscheine – sogenannte Token – herausgibt. Kritiker sprechen von Korruption. Der Präsident bezeichnet sich selbst als "Krypto-Präsident" und hat eine Kryptowährung nach sich benannt.
Was sind Stablecoins?
Stablecoins sind digitale Währungen, die möglichst stabil im Wert bleiben sollen. In der Regel koppeln die Herausgeber den Kurs eins zu eins an eine klassische Währung wie den US-Dollar. So kostet ein Stablecoin meist genau einen Dollar. Das unterscheidet ihn von anderen Kryptowährungen, deren Kurs durch Angebot und Nachfrage oft stark schwankt.
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Die größten Stablecoins am Markt sind Tether (USDT), USD Coin (USDC) und der Euro-Stablecoin EURC. Gemeinsam kommen alle Stablecoins auf eine Marktkapitalisierung von rund 256 Milliarden US-Dollar. Allein auf Tether entfallen rund 60 Prozent dieses Werts. Damit machen Stablecoins zwar nur einen kleinen Teil des gesamten Kryptomarktes aus – ihre Bedeutung wächst aber.
Wofür nutzt man Stablecoins?
Viele Investoren nutzen Stablecoins, um sich gegen Kursschwankungen, etwa bei Bitcoin, abzusichern. Wer Kryptowährungen tauscht, nimmt oft den Umweg über einen Stablecoin, um nicht zu riskieren, durch plötzliche Kursverluste Geld zu verlieren. Stablecoins gelten daher als eine Art "digitales Parkkonto".
Zudem ermöglichen sie schnelle Überweisungen, zum Teil in Echtzeit. Besonders in Ländern mit Kapitalkontrollen – etwa China oder Venezuela – erfreuen sich Stablecoins wachsender Beliebtheit. Anleger nutzen sie dort, um Einschränkungen beim Geldverkehr zu umgehen.
Was sieht das neue Gesetz vor?
Mit dem neuen Gesetz sollen Anbieter von Stablecoins verpflichtet werden, ihre digitalen Währungen vollständig mit liquiden Mitteln wie US-Dollar oder Staatsanleihen zu decken. Zudem müssen die Unternehmen ihre Reserven monatlich offenlegen. Ziel ist es, das Vertrauen in Stablecoins zu stärken und Risiken für das Finanzsystem zu verringern.
Die Kryptowährungsbranche begrüßt die Regelung. Viele Unternehmen fordern seit Langem klare gesetzliche Vorgaben. Sie hoffen, dass sich Stablecoins dadurch noch stärker verbreiten. Allein im vergangenen Jahr haben kryptofreundliche Abgeordnete über 119 Millionen US-Dollar an Wahlkampfspenden aus der Branche erhalten.
Welche Risiken bleiben?
Trotz Regulierung bleiben Risiken. Wenn Anleger das Vertrauen in die Deckung verlieren, könnten auch gedeckte Stablecoins an Wert verlieren. In einem solchen Fall müssten Anbieter ihre hinterlegten Werte schnell verkaufen – das könnte auch die klassischen Finanzmärkte unter Druck setzen.
Regulierungsbehörden warnen daher vor einem "Bank-Run"-ähnlichen Szenario. Die Commerzbank verweist zudem auf die künftige Rolle von digitalem Zentralbankgeld. Sobald Staaten eigene digitale Währungen herausgeben, könnten Stablecoins überflüssig werden.
- Mit Material der Nachrichtenagentur Reuters
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