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Lufthansa-Streik: Der egoistische Arbeitskampf trifft die Urlauber


Lufthansa-Streik
Ausgerechnet jetzt

MeinungEin Kommentar von Anna Sophie Kühne

Aktualisiert am 25.07.2022Lesedauer: 2 Min.
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Flughafenchaos in Köln-Bonn (Archivbild): Für Deutsche könnte der Urlaubsbeginn diese Woche besonders stressig werden.Vergrößern des Bildes
Lange Schlage am Flughafen Köln/Bonn (Archivbild): Für Deutsche könnte der Urlaubsbeginn diese Woche besonders stressig werden. (Quelle: IMAGO/Christoph Hardt)

Höhere Lohnforderungen sind angesichts der ausufernden Inflation nachvollziehbar. Aber wen bestrafen die Lufthansa-Mitarbeiter mit ihrem Streik tatsächlich?

Urlaub ist ein Anlass zur (Vor-)Freude. Eigentlich. Denn die Aussicht auf Erholung in der Sonne wird momentan empfindlich getrübt. Grund dafür: Das nicht enden wollende Chaos an den deutschen Flughäfen – das sich jetzt noch einmal zuspitzen dürfte.

Die Gewerkschaft Verdi hat für Mittwoch die rund 20.000 Beschäftigten des Lufthansa-Bodenpersonals zu einem Warnstreik aufgerufen. Von Mittwochmorgen bis Donnerstagfrüh sollen sie die Arbeit niederlegen, darunter Techniker und Logistiker, ohne die die Flugzeuge nicht abheben können.

So richtig die Ziele der Gewerkschaft im Tarifkonflikt sein mögen – die Ankündigung trifft Zehntausende Reisende hart. Der Streik kommt für sie zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt: Wer in den vergangenen Monaten selbst geflogen ist, weiß, dass die Situation an den Flughäfen schon jetzt sehr angespannt ist. Bereits 6.000 Flüge hat die Lufthansa zuletzt gestrichen. An allen Ecken und Enden fehlt es an Personal – und das mitten im Sommer, wenn 14 von 16 Bundesländern Sommerferien haben.

Gewerkschaftsforderungen sind nachvollziehbar

Schon am vergangenen Wochenende schien der Gipfel des Flughafenchaos erreicht: In Schlangen von 100 Metern und mehr standen die Passagiere vor den Schaltern, der Flughafen Köln/Bonn rief sogar die Polizei hinzu, um aggressive und entnervte Urlauber angesichts stundenlanger Wartezeiten unter Kontrolle zu halten.

Möglicherweise hält der kommende Mittwoch einen noch intensiveren Stresstest für die Reisenden bereit. Muss der Streik jetzt wirklich sein?

An den Flughäfen stehen Eltern, die sich nach immensen Zusatzbelastungen durch die Corona-Pandemie vielleicht den ersten Urlaub seit zweieinhalb Jahren gönnen. Und Kinder, die sich – nicht minder durch Schulschließungen und Isolation belastet – auf ihre Ferien in der Sonne freuen.

Natürlich ist es für Verdi strategisch geschickt, genau dann zu streiken, wenn die Auswirkungen am größten sind. Klar, in Zeiten steigender Preise erwarten Angestellte zu Recht, dass sie stärker an den wachsenden Gewinnen ihrer Unternehmen teilhaben. Und ja, auch der Vorwurf des personellen Missmanagements ist nachvollziehbar, vor allem aus Perspektive des Steuerzahlers.

Urlauber leiden genauso wie Streikende

Schließlich hat die Lufthansa trotz üppiger staatlicher Rettungsmaßnahmen in der Pandemie Tausende Leute entlassen – ein Schrumpfkurs, der sich jetzt rächt. Zweifelsohne sehen wir an den Flughäfen die Auswirkungen eines hausgemachten Problems.

Und doch muss man fragen: Schmerzt dieser Streik tatsächlich das Lufthansa-Management, das von der Gewerkschaft so leidenschaftlich kritisiert wird? Oder werden nicht gerade diejenigen abgestraft, die unter denselben Bürden leiden wie die Streikenden selbst – Inflation und hoher Arbeitsbelastung?

In Zeiten von Krisen müssen wir als Gesellschaft zusammenhalten. Es ist egoistisch, den Arbeitskampf auf dem Rücken der Urlauber auszutragen. Damit geht der Streik zulasten derjenigen, die für das Versagen des Lufthansa-Managements am wenigsten können.

Jeder, der mit einer anderen Meinung auf dem heimischen Sofa fläzt, sollte sich vor Ort ein eigenes Bild von den Zuständen machen. Oder einfach mal mit zwei Kleinkindern spontan am Mittwoch nach Mallorca fliegen.

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