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FTI-Insolvenz: Gestrandete Urlauber sind verunsichert und verärgert


Insolvenz bei Reiseveranstalter
"Der Hotelmanager verweigerte uns den Zugang"


06.06.2024Lesedauer: 4 Min.
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Zwei Touristen auf der spanischen Insel Mallorca (Symbolbild): Kunden von FTI sind verärgert. (Quelle: IMAGO/Eibner-Pressefoto/joerg Nieberga/imago)

Der Reiseveranstalter FTI ist insolvent. Zehntausende Urlauber machen sich nun Sorgen um ihre Buchungen. Noch größer ist der Stress bei all jenen, die sich gerade auf einer Reise befinden.

Die Sommerferien stehen vor der Tür, doch für viele Deutsche beginnt die Reisesaison mit einem Schock: Der drittgrößte europäische Reiseveranstalter FTI ist insolvent. "Wir haben an unserem zweiten Urlaubstag vom Hotel erfahren, dass es Probleme mit der Buchung unserer Hotelzimmer gibt, nach Rücksprache an der Rezeption mussten wir diese bezahlen", berichtet die deutsche Urlauberin N. Harder aus ihrem Türkei-Urlaub. Gebucht und bezahlt hatte die Familie, wie bei Pauschalreisen üblich, die Zimmer eigentlich bereits vorab.

"Seither versuchen wir, weitere Informationen zu erhalten, es erscheint kein Reiseleiter und dieser ist telefonisch nicht zu erreichen. Wir haben FTI und Check24 angeschrieben, ob unser Rückflug bestehen bleibt oder wir uns selbst kümmern müssen", so die Frau weiter zu t-online. "Wir hoffen auf eine Nachricht von FTI, wie es weitergeht. Es ist wirklich das reinste Chaos, an Informationen zu gelangen. Jetzt versuchen wir erst einmal, den Urlaub noch etwas zu genießen, soweit das möglich ist."

Hotels verweigern teils Leistungen

Mit ihren Sorgen ist Harder eine von vielen Gästen, die die Insolvenz des Konzerns direkt im Urlaub trifft. Etwa 60.000 Urlauber sind aktuell mit FTI unterwegs, wie der Insolvenzverwalter mitteilt. Einige schildern ähnliche Erfahrungen wie die Frau: Offenbar hat die Insolvenzmeldung Hoteliers verunsichert, und diese fordern nun das Geld für den Aufenthalt direkt von den Gästen ein.

So schildert Gerrit-Ben, Urlauber im ägyptischen Hurghada, bei RTL, ihm und seiner Frau sei vom Hotel mitgeteilt worden, dass sie die Kosten von 1.500 Euro für ihren zweiwöchigen Aufenthalt nun vor Ort entrichten sollen. Das kommt für das Paar aber nicht infrage, schließlich haben sie die Reise bereits bezahlt. Doch das hat für sie nun Auswirkungen. "Wer nicht bezahlt, darf das Hotelgelände nicht verlassen", so Gerrit-Ben. Auch Freundlichkeit seitens des Hotelpersonals sei nicht vorhanden.

Ähnliche Erfahrungen machten Dominik Schnatz und Lara Eichner in Ägypten. "Der Hotelmanager verweigerte uns und ungefähr 80 weiteren Hotelgästen den Zugang zu sämtlichen Hotelrestaurants", berichten die beiden der "Bild"-Zeitung. Sie hatten mehr als tausend Euro vorab für die Reise überwiesen, mussten nun aber vor Ort noch einmal zahlen. Der Reiseleiter habe ihnen mitgeteilt, dass sie die Kosten später zurückerstattet bekämen. Das deckt sich mit den Angaben des Insolvenzverwalters und der Verbraucherzentrale. Mehr dazu, was Betroffene der FTI-Insolvenz jetzt beachten sollten, lesen Sie hier.

Reisegruppe verbringt Nacht am Flughafen

Besonders hart hat die Insolvenz eine Reisegruppe aus Rostock getroffen, wie der Norddeutsche Rundfunk am Mittwoch berichtete. Dabei handelte es sich um eine Gruppe geistig behinderter Personen und ihrer Betreuer vom Ambulant betreuten Wohnen Rostock (AbW). Als sie in ihrem gebuchten und vorab bezahlten Hotel in der Türkei eintrafen, ließ der Hotelmanager sie nicht auf ihre Zimmer.

"Dann haben sie uns Zettel in die Hand gedrückt. Darauf standen die Preise von den Zimmern", berichtet Betreuer Matthias Suhrei. Demnach sollte die Gruppe 12.000 Euro zahlen, ein Kompromiss scheiterte, und die Gruppe musste die Nacht am Flughafen verbringen, bevor sie am nächsten Tag wieder zurück nach Deutschland flog.

Neben den Urlaubern, die während ihrer Reise von den schlechten Nachrichten erwischt wurden, bangen Zehntausende noch um ihre geplanten Reisen in den kommenden Wochen. In den sozialen Netzwerken melden sich zudem reihenweise verärgerte Kunden zu Wort, bei denen der Urlaub kurz bevorstand. So schreibt ein X-Nutzer, dass er nicht zum ersten Mal eine solche Situation erlebe: "Wahnsinn, nach der Thomas-Cook-Pleite 2019 hab ich's dieses Mal tatsächlich wieder geschafft, bei dem Reiseveranstalter zu buchen, der insolvent ist."

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Insolvenzverwalter bemühen sich um beschwichtigende Worte. "Wir sind darum bemüht, dafür zu sorgen, dass die Reisenden ihren begonnenen Urlaub zu Ende führen und planmäßig und sicher nach Hause zurückreisen können", sagte Axel Bierbach am Mittwoch. Dieser Prozess laufe bisher sehr strukturiert und weitestgehend geordnet ab.

Ansprechpartner des Unternehmens seien für die FTI-Kunden bei möglichen Problemen vor Ort erreichbar. FTI habe eine Hotline für Kundenanfragen eingerichtet. Doch auf Facebook hat FTI mittlerweile die Kommentarfunktion unter dem Beitrag zur Insolvenz eingeschränkt, nachdem der Post innerhalb kurzer Zeit Dutzende verärgerte Kommentare erhalten hatte.

Buchungen ab der kommenden Woche unklar

Die Reisen von FTI-Kunden, die in den kommenden Tagen losfahren wollten, müssen nach Auskunft Bierbachs abgesagt werden, da ein reibungsloser Ablauf in den Zielländern nicht garantiert werden könne. Dies gelte für alle über die FTI Touristik GmbH gebuchten Reisen bis einschließlich Montag, den 10. Juni.

Für Reisen nach diesem Zeitpunkt wird derzeit nach Lösungen gesucht. "Wir loten mit Hochdruck sämtliche Möglichkeiten aus, um die gebuchten Reisen ab einem frühestmöglichen Zeitpunkt wie geplant von anderen Reiseanbietern durchführen zu lassen", sagte Bierbach. Gespräche liefen. "Wir hoffen, eine Lösung für Reisen ab spätestens 1. Juli zu finden."

Die FTI Touristik GmbH hat am Montag beim Amtsgericht München einen Insolvenzantrag gestellt. Dass es um die Finanzen des Unternehmens seit der Corona-Pandemie schwierig bestellt war, ist bekannt gewesen. Doch neben umfassenden staatlichen Hilfen war zuletzt der Einstieg des US-Finanzinvestors Certares geplant gewesen.

Dazu sollte eine Prüfung durch das Bundeskartellamt erfolgen. Doch wie sich nun herausstellte, wurde der Einstieg nicht fusionskontrollrechtlich angemeldet. "Warum das Fusionsvorhaben nicht beim Bundeskartellamt angemeldet wurde, entzieht sich unserer Kenntnis", teilten die Wettbewerbshüter am Mittwoch auf Anfrage mit. Zuvor hatte das Wirtschaftsmagazin "Capital" darüber berichtet. FTI hatte Mitte April mitgeteilt, ein Konsortium unter Führung von Certares habe eine Vereinbarung über die Übernahme der Gruppe und deren Finanzierung unterzeichnet und werde das Unternehmen künftig steuern. Die geplante Übernahme sollte die Zukunft des angeschlagenen Konzerns sichern.

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