Machtkampf mit Berlusconi-Konzern ProSiebenSat.1 macht Millionenverlust

Im vergangenen Jahr hat ProSiebenSat.1 noch Gewinne erzielt, das ändert sich nun. Im Hintergrund tobt ein Machtkampf mit dem italienischen Berlusconi-Konzern.
Der Medienkonzern ProSiebenSat.1 hat zum Jahresauftakt wegen des schwachen TV-Werbegeschäfts operativ deutlich weniger verdient. Unter dem Strich rutschte das Unternehmen sogar ins Minus. Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sei im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 39 Prozent auf 44 Millionen Euro gefallen, teilte das im SDax notierte Unternehmen am Donnerstag in Unterföhring mit.
Experten hatten zwar mit einem Gewinnrückgang gerechnet, aber nicht in dieser Größenordnung. Bereinigt um Sondereffekte sei ein Verlust von 14 Millionen Euro nach einem Gewinn von acht Millionen im Vorjahr angefallen. Der Umsatz ging um ein Prozent auf 855 Millionen Euro zurück. Die Prognose für das laufende Jahr wurde bestätigt.
Demnach soll der Umsatz im laufenden Jahr zwischen 3,7 Milliarden Euro und vier Milliarden Euro liegen nach 3,92 Milliarden im Vorjahr. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sieht der Vorstand bei 470 bis 570 Millionen Euro – 2024 waren es noch 557 Millionen Euro. Der um Sondereinflüsse bereinigte Nettogewinn soll auf 215 Millionen Euro fallen nach 229 Millionen im Jahr zuvor.
Machtkampf mit Berlusconi-Konzern
ProSiebenSat.1 hatte die Prognose um die Effekte des geplanten Verkaufs des Vergleichsportals Verivox angepasst. Von Bloomberg befragte Experten halten diese Ziele für realistisch. Beim Umsatz und operativen Gewinn liegt die Durchschnittsschätzung jeweils am oberen Rand der vom Unternehmen in Aussicht gestellten Spanne.
Bei ProSiebenSat.1 tobt ein Machtkampf zwischen den Großaktionären aus Italien und Tschechien. Anteilseigner, die verkaufen wollen, können nun zwischen zwei Angeboten auswählen. Die in Tschechien gegründete Unternehmensgruppe PPF kündigte ein höheres Angebot an als das, das unlängst der Berlusconi-Konzern MediaForEurope (MFE) in Mailand vorgelegt hatte.
Hinter der Offerte steht ein Kräftemessen um Einfluss. Mit Spannung wird am 28. Mai die Hauptversammlung des Fernsehkonzerns in Unterföhring bei München erwartet. Der Vorstand hat sich zu dem MFE-Angebot bislang nicht geäußert, die Offerte von PPF begrüßte er.
Konzern will Arbeitsplätze abbauen
Während die Mailänder TV-Konzerngruppe MFE ein Übernahmeangebot vorgelegt hat – also den Anteil über 30 Prozent bringen will –, haben die Tschechen ein anderes Ziel. Sie wollen von derzeit 15 Prozent bis knapp unter die 30-Prozent-Marke kommen, streben nach eigenen Angaben aber keine Übernahme an.
Die Angebote fallen in eine Zeit, in der der Konzern, zu dem die Streamingplattform Joyn und Fernsehsender wie ProSieben, Sat.1 und Kabel eins gehören, erneut Arbeitsplätze abbauen will. Gut 400 Jobs sollen wegfallen. PPF macht aus dem Kräftemessen mit den Mailändern keinen Hehl und bezeichnete in einer Mitteilung das eigene Angebot als "attraktive Alternative". PPF bietet sieben Euro pro Aktie an.
Die Mailänder wollen 4,48 Euro zahlen. Hinzu kommt pro verkaufter Aktie im Gegenzug ein Anteil von 0,4 Prozent einer MFE-Aktie – so will MFE auf den gesetzlichen Mindestpreis von 5,74 Euro pro verkauftem Papier kommen. Die Annahmefrist für das Angebot aus Mailand endet am 6. Juni. Im Streubesitz befinden sich laut ProSiebenSat.1 mehr als 50 Prozent (Stand Ende 2024). MFE war damals schon in der Nähe der 30-Prozent-Marke. Am Mittwoch hatte eine Aktie von ProSiebenSat.1 zum Xetra-Handelsschluss 7,115 Euro gekostet. Das Unternehmen ist damit an der Börse derzeit knapp 1,7 Milliarden Euro wert.
- Nachrichtenagentur dpa