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Disney in der Krise: Kann der Micky-Maus-Konzern sich noch retten?


Disney im Wandel
So will der Micky-Maus-Konzern die Krise überwinden

Von Leon Bensch

Aktualisiert am 20.10.2023Lesedauer: 6 Min.
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Disney: Das Unternehmen hat langfristig Schulden angesammelt.Vergrößern des Bildes
Disney: Das Unternehmen hat langfristig Schulden angesammelt. (Quelle: Mary Evans AF Archive/imago-images-bilder)

Unterhaltungsgigant Disney befindet sich im Wandel. Trotz hoher Verluste beim Videostreaming könnte sich die Disney-Aktie für langfristige Anleger lohnen.

Disney feiert in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag. Gegründet wurde das Unternehmen am 16. Oktober 1923 von Walt Disney und dessen Bruder Roy unter dem Namen Disney Brother Cartoon Studio. Damit war der Grundstein für einen der größten Entertainment-Konzerne der Welt gelegt. Der Wandel der Art und Weise, wie Filme angesehen und produziert werden, stellt Disney seit einem Jahrhundert vor immer neue Herausforderungen. Aber die Erfolge sprechen mit 26 Oscars und 37 Nominierungen für sich.

In den letzten vier Jahren stagnierte das Geschäft – dabei machte die Corona-Pandemie dem Konzern in vielen Bereichen einen Strich durch die Rechnung. Aber Disney ist trotz hoher Verluste gut durch die Krise gekommen. Allerdings haben sich dabei langfristige Schulden von rund 45 Milliarden US-Dollar angesammelt. Ob Disney tatsächlich in einer Krise steckt, und warum sich das für Anleger lohnen könnte: Zeit, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen.

Das Disney-Universum

Disney hat sich ein Universum aus Filmproduktionsfirmen und Filmrechten geschaffen, das seinesgleichen sucht. Angefangen hat alles 1928 mit Zeichentrickfilmen des Gründers und Zeichners Walter Elias "Walt" Disney. Die Kultfiguren Micky Maus, Donald Duck, Goofy und Pluto wurden weltberühmt und standen jahrelang für die Marke Disney. Es folgten globale Hits wie "Schneewittchen und die sieben Zwerge", "Pinocchio", "Bambi", "Cinderella", "Dornröschen" und "Der König der Löwen". Disney ist zu einer der erfolgreichsten Weltmarken geworden, die jedes Kind kennt.

Von den einstigen Publikumslieblingen Schneewittchen, Cinderella oder Alice im Wunderland gibt es inzwischen Realfilme, die sich auch an Erwachsene richten. Mit der 3D-Filmreihe "Avatar" haben Visionär, Regisseur und Autor James Cameron und die Produktionsfirma 20th Century Fox zwei der erfolgreichsten Blockbuster in den weltweiten Box-Office-Charts gelandet. Bis Ende September summierten sich die Einnahmen des zweiten Teils auf 2,32 Milliarden US-Dollar (2,2 Milliarden Euro).

Bereits der erste Teil "Avatar – Aufbruch nach Pandora" spielte rund 2,9 Milliarden US-Dollar (2,75 Milliarden Euro) in die Kasse und war damit der größte (finanzielle) Kinoerfolg der Geschichte. Abzüglich der Produktionskosten von 250 Millionen US-Dollar für die Fortsetzung konnte sich auch der zweite Teil trotz oder gerade wegen des hohen cineastischen und finanziellen Aufwandes als Dritter unter die zehn erfolgreichsten Filme aller Zeiten (nach Einspielergebnis) einreihen. Teil drei und vier der Filmreihe sind bereits in Planung.

Globale Markenwelt

Viele wissen vermutlich nicht, dass Disney im Jahr 2019 das Medienunternehmen 21th Century Fox übernommen und in die Walt Disney Company überführt hat. Aus 21th Century Fox wurde 20th Century Studios, zu dessen bekanntesten Filmen, Filmreihen und Franchise folgende Titel gehören: "Star Wars", "Titanic", "Ice Age", "X-Man", "Stirb langsam", "Alien", "Planet der Affen", "Die Simpsons", "American Dad", "Modern Family", "Aktie X".

Neben Animations-, Zeichentrickfilmen und Shows hat Disney sein Portfolio im Laufe der Zeit sukzessive erweitert. 1955 eröffnete der erste Disney-Freizeitpark in Anaheim, Kalifornien. Es folgten Parks in Florida 1971, Japan 1983, Frankreich 2002 und China 2016.

1995 wurde die Disney Cruise Line gegründet, mit deren Flotte Fans in schwimmenden Disney-Palästen über die Ozeane fahren können. Regelmäßig werden die Filme "Tarzan", "Die Schöne und das Biest", "Arielle", "Aladdin "und "Mary Poppins" als Musicals auf der ganzen Welt aufgeführt. Die "New York Times" schrieb einmal, die Sonne gehe im Disney-Universum niemals unter.

Streamingplattform Disney+

2019 startete Disney mit seiner Streamingplattform Disney+ als Onlinevideothek und Video-on-Demand-Service. Genau das verhalf dem Geschäftsfeld ein Jahr später ausgerechnet in einer Zeit zum großen Durchbruch, in der Kinos und Theater geschlossen waren. Während andere TV-Anbieter für viel Geld Lizenzen kaufen mussten, hatte Disney bereits alles im Filmschrank.

Disney erwarb zwischen 2006 und 2019 legendäre Filmstudios wie Pixar, Marvel oder auch Lucasfilm Ltd. inklusive aller Filmrechte an Blockbustern wie "Toy Story", "X-Man", "Avengers", "Indiana Jones", "Star Wars" und "Fluch der Karibik", die für genügend Streaming-Content sorgten. Eigene Produktionen wie "Die Eiskönigin 1 & 2" mit je 1,28 Milliarden und 1,45 Milliarden Dollar (1,38 Milliarden Euro) Einspielergebnis ließen sich neben dem DVD-Markt über die Streamingplattform ein drittes Mal exklusiv verwerten.

Streaminganbieter in der Krise

Aber auch die finanzstarke Konkurrenz mit Amazon Prime Video, Apple+, Netflix und Paramount+ war nicht untätig und lockte potenzielle Kinogänger mit günstigen Abo-Preisen vor die heimischen Bildschirme. Die Krise, in der sich der Streamingdienst Disney+ befindet, lässt sich an den Nutzerzahlen ablesen.

Der Höchststand wurde im vierten Quartal 2022 mit 164,1 Millionen Abonnenten erreicht. Danach sanken die Zahlen bis heute auf 146,1 Millionen, ein Minus von 11 Prozent. In der gleichen Zeit hat das Unternehmen jedoch den monatlichen Abo-Preis in Deutschland von 4,99 Euro auf 8,99 Euro angehoben, in den USA kostet das Disney+ Basic Paket 7,99 US-Dollar und die Premiumversion 13,99 US-Dollar. Weitere Preiserhöhungen im Jahr 2024 sind nicht ausgeschlossen.

Noch macht das Streaminggeschäft bei Disney hohe Verluste. Allein im zweiten Quartal 2023 brachte es ein operatives Minus von einer halben Milliarde Dollar ein – und das schon nach Sparmaßnahmen. Derweil versiegt die einst verlässliche Geldquelle, die den Konkurrenzkampf mit Netflix und Co finanzieren sollte. Immer mehr amerikanische Haushalte geben ihre teuren Kabel-TV-Verträge auf. Sie streamen stattdessen – doch während das Kabel-Bündel Erlöse für alle Sender garantierte, müssen die Zuschauer nun entscheiden, welchen Streaminganbieter sie wählen. Darüber hinaus fallen für jeden einzelnen Anbieter monatliche Kosten an.

Disney will Milliarden investieren

Fest steht: Einen Weg zurück zum linearen TV-Zeitalter wird es nicht geben. Und die Kinos leiden noch immer unter schwindenden Zuschauerzahlen. Im Jahr 2022 waren beispielsweise in Deutschland mit rund 78 Millionen Zuschauern 34 Prozent weniger im Kino als vor Corona. Disney-Blockbuster mit Herstellungskosten von über 200 Millionen Dollar pro Film wie "Indiana Jones", "Ant-Man" und "Elemental" floppten an der Kinokasse, weil sich die Sehgewohnheiten der jungen Zielgruppe in Richtung Streaming an jedem beliebigen Ort zu jeder beliebigen Zeit verändert haben.

Disney-Chef Robert Iger prescht derweil weiter nach vorn und will in den kommenden zehn Jahren 60 Milliarden US-Dollar (56,6 Milliarden Euro) in den Ausbau der Freizeitparks und des Kreuzfahrtgeschäftes stecken. Der 72-Jährige war eigentlich schon im Ruhestand, kam aber wieder zurück, nachdem die Unzufriedenheit mit seinem Nachfolger Bob Chapek gewachsen war. Iger will nun bis 2026 an der Spitze von Disney bleiben. Er sei "extrem optimistisch", dass der Konzern den Wandel meistern werde.

Dazu gehören auch groß angelegte Preisanpassungen – mit dem Risiko, Gäste zu verprellen. In Disney World in Florida sollen die Preise für Jahreskarten um 40 bis 50 Dollar steigen, heißt es aus Unternehmenskreisen. Damit würde der sogenannte Incredi-Pass 1.449 US-Dollar statt 1.399 US-Dollar kosten. Und der Sorcerer steigt von 969 auf 999 US-Dollar. Disneyland in Kalifornien erhöht die Eintrittspreise für Tages- und Mehrtagestickets um vier bis 15,7 Prozent, das Fast-Lane-Ticket für verkürzte Warteschlangen steigt von 25 auf 30 Dollar.

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Disney – eine Aktie für Generationen

Es besteht kein Zweifel daran, dass sich Disney in einem Veränderungsprozess befindet, der alle Unternehmensbereiche gleichermaßen betrifft: Veränderte Sehgewohnheiten der Zuschauer, harter Wettbewerb im Streamingsegment, Umbau der Kreuzfahrtschiffsflotte hin zu mehr Klimaschutz und nicht zuletzt Künstliche Intelligenz, die Autoren, Zeichner und Filmschaffende ersetzen könnte. Alle Investitionen in neue Inhalte und Technologien belasten natürlich die Bilanz – sind aber alternativlos, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Ob der prognostizierte Gewinn im aktuellen Geschäftsjahr mit 1,77 Dollar je Aktie nach einem Verlust von 0,25 Dollar je Aktie im dritten Quartal noch erreicht werden kann, ist fraglich. Derzeit liegt der Aktienkurs bei 85 US-Dollar. Unter den Gegebenheiten ist ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 48,5 sehr ambitioniert. Beim Blick auf den Freien Cashflow relativiert sich allerdings die hohe Bewertung. Das Kurs-Cashflow-Verhältnis (KCV) liegt bei etwa 18.

Wer die Disney-Aktie 1990 für zwei US-Dollar pro Stück (unter Berücksichtigung aller Aktiensplits) gekauft hat, konnte bis heute eine sehr gute Rendite erzielen. Mit den heutigen Eigenschaften spricht nichts dagegen, dass der Micky-Maus-Konzern auch die nächsten 30 Jahre erfolgreich sein wird. Wer die Aktie eines Tages seinen Kindern vererben möchte, sollte darauf hoffen, dass der Kurs noch etwas nachgibt und dann eine gute Entscheidung treffen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
  • Mit Material der Nachrichtenagentur Reuters
  • investing.com: "Disney erhöht Preise für Themenparks in Florida und Kalifornien"
  • insidekino.de
  • Geschäftsbericht "The Walt Disney Company"
  • mousehacking.com: "Disney World Annual Pass Options Complete Review"
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