Wo Sparer noch etwas mehr kriegen
Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung ΓΌbernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Endlich steigen die Zinsen fΓΌr Tages- und Festgeld. Aber es gibt noch eine andere Anlageklasse, die einen Blick wert ist: supersichere Anleihen.
Die Zinswende ist da. FΓΌr Sparer heiΓt das, es gibt wieder Zinsen fΓΌr Tagesgeld und Festgeld, auch auf dem Sparbuch. Leider ist der Realzins β also unsere erwartete Rendite abzΓΌglich der Inflation β noch immer negativ. In Zeiten der aktuell extrem hohen Inflation sogar deutlich negativ. Aber immerhin zahlen wir keine Strafzinsen mehr. Das ist eine gute Nachricht, vor allem fΓΌr die deutschen Anleger, die bekanntlich sehr risikoscheu unterwegs sind.
Apropos risikoscheu. Es gibt da noch eine andere Anlageklasse, die einen Blick wert ist. Und die sogar noch ein "SchnΓ€ppchen" mehr Rendite bringen sollte. Gemeint sind supersichere Anleihen. Also Schuldverschreibungen von Unternehmen oder Staaten mit einer sehr guten BonitΓ€t. Im BΓΆrsendeutsch wΓ€re da ein "AAA"-Rating oder auch das etwas schwΓ€chere "AA".
Es gibt nur wenige supergute Schuldner
Diese Schuldner sind ΓΌber jeden Verdacht erhaben, ihr Ausfall ist mehr oder weniger ausgeschlossen. Leihen Sie ihnen Geld β denn nichts anders tun Sie, wenn Sie Anleihen kaufen β, dann bekommen Sie das Geld zum Ende der Laufzeit ziemlich sicher zurΓΌck. Noch dazu gibt es jΓ€hrliche Zinsen. Viele dieser superguten Schuldner gibt es nicht: Deutschland und die USA zΓ€hlen dazu, auch das eine oder andere Unternehmen. Im "AA"-Bereich wird die Auswahl dann deutlich grΓΆΓer.
Die BΓΆrsenexpertin
Jessica Schwarzer ist Finanzjournalistin, Bestsellerautorin und langjΓ€hrige Beobachterin des weltweiten BΓΆrsengeschehens. Die deutsche Aktienkultur ist ihr eine Herzensangelegenheit. Zuletzt ist ihr jΓΌngstes Buch "Warum wirklich jeder entspannt reich werden kann" erschienen. Bei t-online schreibt sie ΓΌber Investments und Finanztrends, die eine breit gestreute Basis-Geldanlage ergΓ€nzen. Sie erreichen sie auf LinkedIn, Twitter, Facebook und Instagram.
Nach den recht sportlichen Zinsschritten der amerikanischen und der europΓ€ischen Notenbanken sind diese supersicheren Anleihen wieder einen Blick wert. ZehnjΓ€hrige Bundesanleihen bieten mittlerweile wieder etwa 1,8 Prozent Zinsen per anno.
Anfang des Jahres hat die zehnjΓ€hrige Bundesanleihe die Nulllinie wieder durchbrochen. Vorher haben wir nΓ€mlich draufgezahlt, wenn wir dem deutschen Staat Geld geliehen haben. Die Rendite war negativ. Im Jahr 2022 lag sie beispielsweise monatelang bei etwa minus 0,5 Prozent. Keine gute Anlage, sollte man meinen. Das stimmt aber nicht ganz.
Neuanleger kΓΆnnen jetzt profitieren
Auch in den vergangenen Jahren konnten Investoren mit Anleihen Geld verdienen β nΓ€mlich in Form von Kursgewinnen. Zinsen und Anleihekurse bewegen sich in einem inversen VerhΓ€ltnis. Steigen die Anleihezinsen beziehungsweise Renditen, dann fallen die Kurse β und umgekehrt.
Mit den Zinssenkungen in den vergangenen Jahren stiegen die Kurse von Anleihen, die bereits auf dem Markt waren. Die Rendite sank entsprechend. Wer dann verkaufte, realisierte Kursgewinne. Mit der Zinswende passiert nun seit einigen Monaten das Gegenteil: Die Kurse alter Anleihen fallen, die Rendite steigt. FΓΌr Altanleger ist das ΓΌbel, wenn Sie aber neu investieren wollen, profitieren Sie.
Kein mΓΌhsames Nachrechnen nΓΆtig
Wer jetzt investiert, macht ein relativ gutes GeschΓ€ft. NatΓΌrlich kΓΆnnen die Kurse weiter schwanken, aber da Anleihen zu 100 Prozent zurΓΌckgezahlt werden und der Zinskupon in der Regel fix ist, kennen wir die Rendite bei EndfΓ€lligkeit. Wir wissen also, was wir (umgerechnet) Jahr fΓΌr Jahr an Rendite einstreichen, wenn wir die Anleihe bis zu ihrer FΓ€lligkeit halten. Keine Angst, Sie mΓΌssen nicht mΓΌhsam nachrechnen! Das "Ergebnis" zeigen Ihnen die Kursabfragen auf den Finanzportalen oder bei Ihrer Bank beziehungsweise Ihrem Broker an.
Verglichen mit den aktuellen Zinsen auf Tagesgeld, Festgeld und dem guten alten Sparbuch β durchschnittlich 0,5 Prozent fΓΌr Tagesgeld, etwas mehr fΓΌr Festgeld β kein schlechtes GeschΓ€ft. Im Gegenteil.
WΓ€hrungsrisiko bei US-Anleihen beachten
Noch besser sind amerikanische Staatsanleihen, die sogenannten US-Treasurys. Knapp 3,5 Prozent bieten die zehnjΓ€hrigen Papiere aktuell. Allerdings sollten Sie das WΓ€hrungsrisiko beachten. Je nachdem wie sich der Dollarkurs zum Euro entwickelt, steigt oder fΓ€llt Ihre Rendite als Euro-Anleger. Normalerweise halten sich diese Schwankungen aber in Grenzen. Auch Unternehmensanleihen sind wieder interessanter und bieten bei guter bis sehr guter BonitΓ€t Renditen ΓΌber den ZinssΓ€tzen von Sparanlagen.
Ich wΓΌrde wie immer auf eine breite Risikostreuung setzen. Schon sind wir wieder bei den bΓΆrsengehandelten Indexfonds (ETFs), die ich bekanntlich sehr mag. Sie bieten eine breite Risikostreuung β nicht nur bei Aktien, auch bei Anleihen. Sie sind sehr transparent und sie sind gΓΌnstig.
So finden Sie den passenden Anleihe-ETF
WΓ€hrend die Auswahl bei Aktien recht einfach ist β wenn ich global in Aktien investiere, dann ist mein Index entweder der MSCI World oder MSCI All Country World β kennen wir eigentlich keine Anleiheindizes. Die Namen sind super kompliziert, man liest sie selten. Das merkt sich kaum jemand.
Aber zum GlΓΌck gibt es gute ETF-Suchen im Internet. Unsere Suchkriterien: Anleihen von Unternehmen oder Staaten oder beiden, mittlere Laufzeit von bis zu fΓΌnf Jahren β die Zinswende lΓ€uft schlieΓlich, kΓΆnnte aber auch bald enden β und natΓΌrlich gute bis beste BonitΓ€t (Investment Grade). Wir wollen ja sicher investieren. Das SchΓΆne an ETFs: Wenn eine Anleihe im Index fΓ€llig wird, wird sie automatisch gegen eine andere ausgetauscht. Wir mΓΌssen uns um nichts kΓΌmmern.
Anleihen mit guter bis bester BonitΓ€t sorgen ΓΌbrigens fΓΌr Ruhe im Depot. Normalerweise zumindest. Das mag 2022 nicht so gut funktioniert haben, aber langfristig ist das so. Jetzt gibt es endlich auch wieder Zinsen und damit Rendite. Je nach Ihrer Risikotoleranz sollte der Anteil grΓΆΓer oder weniger groΓ sein. Fehlen sollten Anleihen aber in keinem Depot.
- Eigene Recherche
SΓ€mtliche Artikel erarbeitet die t-online-Redaktion mit journalistischer Sorgfalt. Sie stellen keine spezifische Kauf- oder Anlageberatung dar und dienen ausschlieΓlich der unverbindlichen Information unserer Leserinnen und Leser. Auf Finanzanalysen von Dritten hat die t-online-Redaktion keinen Einfluss.
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