Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Anlagetrend der Woche Rheinmetall dominiert die ganze Welt

Nie zuvor in der Geschichte war ein deutsches Unternehmen im internationalen Vergleich so stark. Nicht nur Arbeitnehmer lieben Rheinmetall.
Es ist in diesen Tagen überall zu lesen. Rheinmetall wirbt aktiv um Mitarbeiter deutscher Industriekonzerne und ist damit sehr erfolgreich. Und wer aus der Vergangenheit Mitarbeiteraktien hält, der fühlt sich bei Rheinmetall wohl ohnehin seit geraumer Zeit wie in einem US-Tech-Konzern der Spitzenklasse.
Denn ein Vergleich unterstreicht Unglaubliches: "Rheinmetall ist seit 1. Januar 2025 weltweit die stärkste Aktie des Stoxx Global 1800", rechnet Vanyo Walter vom Broker RoboMarkets vor. Eine Auswertung des Brokers ergab kurioserweise, dass auch der weltweit größte Flop aus Deutschland kommt und den Namen Puma trägt – mit einer Performance von minus 45 Prozent seit Jahresstart.

Zur Person
Daniel Saurenz ist Finanzjournalist, Börsianer aus Leidenschaft und Gründer von Feingold Research. Mit seinem Team hat er insgesamt mehr als 150 Jahre Börsenerfahrung und bündelt Börsenpsychologie, technische Analyse, Produkt- und Marktexpertise. Bei t-online schreibt er über Investments und die Lage an den Märkten, immer unter dem Fokus des Chance-Risiko-Verhältnisses für Anleger. Sie erreichen ihn auf seinem Portal www.feingoldresearch.de.
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Einsam an der Spitze
"Rheinmetall ist aber allein für ein Drittel der Rekordleistung des Dax seit Jahresstart verantwortlich", resümiert Thomas Soltau vom Smartbroker. Und die Börse München spuckt bei ihren Daten noch aus, dass das Ganze mit einem Dax-Gewicht von weniger als vier Prozent möglich ist. Mit anderen Worten – noch vor einem Jahr war Rheinmetall gemessen an der Dax-Gewichtung ein Niemand.
Dass Rang eins unter 1.800 Aktien erheblich ist, ist das eine. Der Abstand zu Titeln wie Leonardo, Palantir oder Thales aus dem Ausland ist ebenso schwindelerregend. 175 Prozent hat Rheinmetall seit Januar im Kurs zugelegt – und liegt damit mehr als 80 Prozentpunkte vor dem Zweitplatzierten.
Boom unter Kleinanlegern
Private Anleger in Deutschland lagen damit sehr richtig, als sie noch im Februar oder März Rheinmetall-Aktien und Indexpapiere auf Rüstungstitel zukauften. Bei 1.000 Euro Kurslevel warnten sehr viele erfahrene Börsianer, dass dies eigentlich nicht gut gehen könne. Mittlerweile notiert Rheinmetall fast doppelt so hoch und hat selbstredend Titel im Rüstungsbereich wie Hensoldt oder Renk mitgezogen. Ob beim Vergleichsportal Onvista, Smartbroker, am Börsenplatz Gettex oder in den Umsatzlisten der Börse Stuttgart – immer liegen Rüstungstitel ganz vorn.
Emotional neu aufgestellt
Abzulesen sind daran auch ein Sinneswandel bei privaten Anlegern und eine andere Wahrnehmung von Konzernen dieser Art. Noch vor zehn oder fünfzehn Jahren fielen Rüstungsaktien beim Thema Investment in eine Kategorie, in der man Schmuddelkinder wie Monsanto fand, für die sich final dann Bayer begeistern konnte. Wie diese Idee funktioniert hat, ist bekannt.
Augenmaß behalten
Trotz allem sollten Anleger der Anlagekategorie Rüstungstitel mit kühlem Kopf gegenübertreten. Dies liegt weniger daran, dass sich die gesellschaftliche Wahrnehmung rasch wieder drehen würde. Davon ist nicht auszugehen.
Börsianer sind jedoch bei Aktien wenig emotional und vielmehr rational berechnend. Fallen Argumente für Rheinmetall weg – und dies könnte eine Veränderung hinsichtlich des Kriegs in der Ukraine sein oder ein Sinneswandel bei US-Präsident Trump im Umgang mit der EU – dann wären Gewinnmitnahmen nichts Besonderes.
Wie schnell das gehen kann, zeigte der kleine Crash Anfang April. Damals wurde Rheinmetall binnen Stunden unter 1.000 Euro im Kurs geschickt. Damals war es eine klare Kaufchance – das muss aber nicht immer und bei jeder Korrektur so sein.
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