EZB lÀsst Zinsen vorerst unverÀndert
Frankfurt/Main (dpa) - Trotz Rekordinflation bleiben die Zinsen im Euroraum vorerst unverÀndert. Der Rat der EuropÀischen Zentralbank (EZB) belieà den Leitzins auf dem Rekordtief von null Prozent, wie die Notenbank im Anschluss an die Ratssitzung (14. April) mitteilte.
Europas WĂ€hrungshĂŒter bekrĂ€ftigten zugleich aber, auf ein Ende ihrer ultralockeren Geldpolitik zuzusteuern. Ăkonomen halten einen ersten Zinsschritt noch in diesem Jahr fĂŒr möglich.
Aktuelle Daten verstĂ€rkten die Erwartung, dass der Erwerb zusĂ€tzlicher Anleihen von Staaten und Unternehmen im Rahmen des Kaufprogramms APP im dritten Quartal 2022 enden sollte, erklĂ€rte die Notenbank. Die WĂ€hrungshĂŒter haben sich darauf festgelegt, erst nach dem Ende der NettokĂ€ufe die Zinsen zu erhöhen.
Bundesbank-PrĂ€sident hĂ€lt Zinsherhöhung im Juni fĂŒr möglich
Im Juni werde er zusammen mit seinen Kollegen im EZB-Rat auf der "Basis frischer Daten" ĂŒber die kĂŒnftige Geldpolitik entscheiden, sagte Bundesbank-PrĂ€sident Joachim Nagel jĂŒngst im Interview mit dem ARD-Magazin Plusminus. "Was wir jetzt sehen, deutet darauf hin, dass sich möglicherweise auch der Sparer bald wieder ĂŒber höhere Zinsen freuen kann."
Der Ukrainekrieg belastet die Wirtschaft im Euroraum und heizt die Energiepreise weiter an, die bereits zuvor Haupttreiber der Teuerung waren. Die EZB, deren oberstes Ziel stabile Preise bei einer Teuerungsrate von zwei Prozent sind, ging zuletzt von einem schwÀcheren Wirtschaftswachstum und einer deutlich höheren Inflation im laufenden Jahr aus als noch im Dezember vorhergesagt.
Im Euroraum erreichte die Teuerungsrate im MĂ€rz mit 7,5 Prozent den höchsten Stand seit EinfĂŒhrung des Euro als VerrechnungswĂ€hrung 1999. "Die Inflationsdaten sprechen eine deutliche Sprache. Die Geldpolitik darf nicht die Gelegenheit verpassen, rechtzeitig gegenzusteuern", mahnte Bundesbank-PrĂ€sident Nagel.
WĂ€hrungshĂŒter wollen Wirtschaftsabschwung vermeiden
FĂŒr die Notenbank ist es allerdings ein Balanceakt: Erhöht sie die Zinsen zu schnell oder zu krĂ€ftig, besteht die Gefahr, dass die Konjunktur abgewĂŒrgt wird. Reagieren die WĂ€hrungshĂŒter zu spĂ€t, mĂŒssten die Zinsen womöglich umso schneller oder höher steigen. Ein abrupter Zinsanstieg könnte die Wirtschaftsentwicklung ebenfalls belasten.
EZB-Direktor Fabio Panetta warnte zuletzt, ein zu starkes Einschreiten der Notenbank gegen die gestiegeneInflationwĂŒrde das Wirtschaftswachstum im Euroraum abwĂŒrgen. Eine solche Straffung der Geldpolitik wĂŒrde sich zudem nicht direkt auf die gestiegenen Energie- und Lebensmittelpreise auswirken, die von weltweiten EinflussgröĂen und jetzt vom Ukrainekrieg angetrieben wĂŒrden.
Der Leitzins im WĂ€hrungsraum der 19 LĂ€nder liegt seit nunmehr rund sechs Jahren auf dem Rekordtief von null Prozent. Banken, die Gelder bei der EZB parken, mĂŒssen darauf seit Juni 2014 Zinsen zahlen, aktuell liegt dieser Einlagenzins bei minus 0,5 Prozent. FreibetrĂ€ge fĂŒr bestimmte Summen sollen die Institute bei den Kosten dafĂŒr entlasten. Im Rahmen des seit 2015 genutzten Programms APP steckte die EZB schon mehr als drei Billionen Euro in Staatsanleihen und Unternehmenspapiere, was die Konjunktur stĂŒtzt.
Das in der Corona-Pandemie aufgelegte, besonders flexible Anleihenkaufprogramms PEPP war Ende MĂ€rz ausgelaufen. Seitdem erwirbt die Notenbank keine neuen Wertpapiere mehr im Rahmen dieses Programms. Gelder aus auslaufenden PEPP-Papieren werden aber vorerst weiter neu angelegt.