Kein Wort über Rentenlücke Finanztest: Rentenversicherung hat Mängel bei Beratungen

Die Stiftung Warentest hat die Beratung der Deutschen Rentenversicherung geprüft. Das Ergebnis fällt nicht gerade gut aus.
Die Beratung der Deutschen Rentenversicherung zur Altersvorsorge zeigt laut Stiftung Warentest deutliche Schwächen. "Das Ergebnis hat nicht überzeugt, mehr als ein 'Ausreichend' konnten wir nicht vergeben", sagt Vorstand Hubertus Primus. "Das muss im Interesse der 55 Millionen gesetzlich Rentenversicherten besser werden." Die Rentenversicherung will nun ihr Beratungsangebot prüfen und gegebenenfalls verbessern.
80 Tester ließen sich beraten
80 Tester der Stiftung Warentest hatten für die Zeitschrift "Finanztest" (Heft 09/2019) Auskunfts- und Beratungsstellen der Rentenversicherung aufgesucht, um sich zu ihrer Altersvorsorge beraten zu lassen – Versicherte haben einen Anspruch darauf, sich von der gesetzlichen Rentenversicherung kostenlos zu allen Renten beraten zu lassen. Dazu gehören neben den gesetzlichen auch Riester- und Rürup-, betriebliche sowie private Rentenanwartschaften.
Versicherte sollen so die Möglichkeit bekommen, ihre Renteneinkommen nach Abzug von Steuern und Sozialabgaben einzuschätzen und Auskünfte erhalten, wie sie darüber hinaus Rentenlücken schließen können.
Keine guten Ergebnisse
Es waren vor allem die Informationen zum eigenen gesetzlichen Rentenanspruch, die im Test "noch akzeptabel" waren, wie Stiftung Warentest mitteilt. Viel zu selten ermittelten die Berater demnach aber das Gesamtrenteneinkommen aus gesetzlicher, betrieblicher und privater Vorsorge und gaben Rat zum Ausbau der Rentenansprüche. Den Teilbereich "Lösen des Beratungsanliegens" bewerteten die Tester deshalb mit "mangelhaft". In der Gesamtbewertung schaffte es die Behörde nicht über ein "Ausreichend" hinaus.
In den 80 Beratungen bezogen nur 15 Berater alle Renten – gesetzlich, betrieblich, privat – mit in die Analyse ein. Nur 15 Berater benutzten für die systematische Erfassung der Rentenansprüche den hauseigenen Analysebogen. Nur 14 sprachen überhaupt das Thema Rentenlücke an. "Das dafür nötige Ermitteln der gesamten Alterseinkünfte und der Rat zum Ausbau der Altersvorsorge waren ein Reinfall", resümierten die Tester in der Zeitschrift "Finanztest".
Zwischen den einzelnen Rentenversicherungsträgern zeigten sich einige Unterschiede. Vorne lagen Baden-Württemberg, Nordbayern und Bayern Süd.
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Rentenberatung: Gibt es Alternativen?
Alternativen zur Beratung durch die Rentenversicherung gibt es allerdings kaum. Die Stiftung Warentest rät, sich vor dem Beratungstermin selbst ein Bild über die eigene Vorsorge zu machen.
Die Deutsche Rentenversicherung kündigte an, die Untersuchung genau zu analysieren: Die Ergebnisse gäben "wichtige Anhaltspunkte" für die Beratungsgespräche. Die Rentenversicherung wies darauf hin, dass sie im vergangenen Jahr 28.000 Kunden zu allen ihren Beratungsangeboten befragt habe; diese Befragung habe ein "gutes Ergebnis" erbracht.
- Nachrichtenagentur AFP
- "Finanztest" 10/2019