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Anlageskandal in Deutschland: Wo sind eigentlich die 1,9 Tonnen Gold?


Mutmaßlicher Anlagebetrug
PIM Gold: Wo sind 1,9 Tonnen Gold?

Von t-online, sm

Aktualisiert am 14.09.2019Lesedauer: 3 Min.
Goldbarren: Wurden Tausend Anleger um ihr Geld gebracht? Die Staatsanwaltschaft ermittelt.Vergrößern des BildesGoldbarren: Wurden Tausend Anleger um ihr Geld gebracht? Die Staatsanwaltschaft ermittelt. (Quelle: brightstars/getty-images-bilder)
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Es bahnt sich ein neuer Anlageskandal in Deutschland an. Im Mittelpunkt stehen diesmal 1,9 Tonnen Gold. Gibt es das Edelmetall im Wert von 82 Millionen Euro gar nicht? Anleger bangen um ihr Geld.

Vor einer Woche klingelte es an den Türen der PIM Gold GmbH und ihrem Vertriebsarm Premium Gold Deutschland. Der Besuch – eher ungebeten. Vor den Türen der Firmensitze begehrte die Staatsanwaltschaft Darmstadt Einlass. Sie wollten einen Blick in die Tresore des Unternehmens werfen.

Auf der Suche nach zwei Tonnen Gold

Wie das "Handelsblatt" berichtet, gehen die Ermittler dem Verdacht nach, dass fast zwei Tonnen Gold in den Tresoren fehlen. Der Wert beläuft sich auf 82 Millionen Euro. PIM-Chef Mesut P. wurde in Untersuchungshaft genommen. Der Vorwurf: "gewerbsmäßiger Betrug".

Kalkulatorisch müsste das Unternehmen entsprechend den Lieferverpflichtungen 3,38 Tonnen Feingold besitzen. Davon sollten 2,11 Tonnen bei einem Vertriebspartner separat gelagert worden sein. Die Behörde habe bei ihrer Untersuchung aber weit weniger finden können. Dem Bericht zufolge nur 215 Kilogramm Feingold und 13 Kilogramm Altgold. Aufgrund der Differenz habe die Staatsanwaltschaft sämtliche Konten eingefroren und Vermögenswerte beschlagnahmt.

Auf der Internetseite der PIM heißt es dazu:

Liebe Kunden, Liebe Geschäftspartner
wir bedauern, Sie darüber unterrichten zu müssen, dass über die Vermögen der Gesellschaften PIM Gold GmbH und Premium Gold Deutschland GmbH durch Beschlüsse des Amtsgerichts Darmstadt der Arrest angeordnet wurde. Der Geschäftsbetrieb wurde vorerst eingestellt.

Undurchsichtiges Geschäftsmodell

Es wirkt undurchsichtig: Kunden konnten mit monatlichen Sparplänen ihrem Geldbeutel entsprechend in Gold investieren. Dabei war, wie das "Handelsblatt" berichtet, in vielen Verträgen eine Vorleistung vorgesehen. Das heißt, die Kunden zahlen den Preis für das Gold und lassen es in den Tresoren der PIM beziehungsweise ihres Sicherheitsdienstleisters. Dafür wurde ihnen eine Rendite in Höhe von drei bis sechs Prozent vertraglich zugesichert. Mit dem Geld der Anleger, so heißt es, wollte PIM im Altgoldhandel am Kreislauf des Gold-Recyclings Kapital schlagen und die Anleger an den Gewinnen beteiligen. Ein Geschäftsmodell, das jedoch mehr Fragen aufwirft, als es beantwortet. Denn die Gewinnmargen im Goldhandel sind vergleichsweise gering.

Fraglich sei zudem der Goldpreis, der den Käufen zugrunde gelegt wurde. Dem Anschein nach habe PIM das Gold nicht – wie in den Vertragsunterlagen anscheinend suggeriert – zum aktuellen Goldpreis verkauft, sondern Aufschläge von mindestens 30 Prozent erhoben haben.

Verdacht auf Schneeballsystem und Geldwäsche

Funktionieren kann dies eigentlich nur mit einem ausgeklügelten Umverteilungssystem – einem sogenannten Schneeballsystem. Dabei wird das Geld neuer Kunden dazu genutzt, die Ansprüche alter Kunden zu bedienen. Das heißt aber auch, dass immer mehr neue Kunden geworben werden müssen. Denn auch diese fordern später ihre Ansprüche ein. Und so weiter. Bleiben die Neukunden aus, fällt das Kartenhaus irgendwann zusammen. Dazu passt, dass im Jahr 2016 nur 20 Prozent des Umsatzes durch den Handel mit Gold und Goldprodukten erwirtschaftet worden sei.

Zudem stehe der Verdacht der Geldwäsche im Raum, schreibt das Wirtschaftsblatt weiter. Demnach haben Internetbetrüger bei der PIM Goldbarren im Wert von drei Millionen Euro gekauft. Die Staatsanwaltschaft Darmstadt ermittelt. Sie durchsuchten die PIM-Tresore bereits im Dezember 2017.

Möglicherweise Tausende betroffen

Die Behörden gehen derweil von bis zu 1.000 möglichen Kunden aus, die sich einen Gewinn mit den Gold-Geschäften erhofft haben. Genaue Angaben seien aber noch nicht möglich. Die Zahl der Kunden kann durchaus um ein Vielfaches höher sein. Betroffene Kunden können sich über ein spezielles E-Mail-Postfach (gold-zk20.ppsoh@polizei.hessen.de) an die Behörden wenden. Es reicht, wenn sie ihren Namen, ihre Adresse und die Vertragsnummer hinterlegen.

PIM bestreitet die Vorwürfe

Das Unternehmen sieht sich als Opfer einer Schmutzkampagne. PIM-Chef Mesut P. bestreitet sämtliche Vorwürfe. Diese seien "falsch und verleumderisch". Vor zwei Monaten zeigte sich der Goldhändler dem Bericht zufolge noch optimistisch, dass "sämtliche Anwürfe gegen uns im Sande verlaufen werden" und das Verfahren eingestellt werde.

Verwendete Quellen
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