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Kolumne: Darum macht der Biontech-Impfstoff der Wirtschaft so große Hoffnung


Darum macht der Impfstoff der Wirtschaft so große Hoffnung

Eine Kolumne von Ursula Weidenfeld

10.11.2020Lesedauer: 3 Min.
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Durchbruch beim Corona-Impfstoff (Symbolbild): Nach der Biontech-Meldung schöpft auch die Wirtschaft große Hoffnung.Vergrößern des Bildes
Durchbruch beim Corona-Impfstoff (Symbolbild): Nach der Biontech-Meldung schöpft auch die Wirtschaft große Hoffnung. (Quelle: dpa)

Der Impfstoff-Durchbruch bei der Mainzer Firma Biontech könnte der Weltwirtschaft und den Aktienbörsen die langersehnte Trendumkehr bringen. Dafür gibt es Gründe.

Es sind zwei Nachrichten, die den Aktienbörsen zu Beginn der Woche spektakulären Rückenwind geben: die Wahl des neuen US-Präsidenten Joe Biden und die Aussicht, schon bald einen zuverlässigen Impfstoff gegen den Corona-Virus zu bekommen. Die amerikanische Nachricht verspricht für die kommenden vier Jahre mehr Berechenbarkeit und mehr Willen zu internationaler Kooperation. Die andere Neuigkeit aber ist noch viel mehr wert: Sie bedeutet Hoffnung.

Hoffnung auf ein Ende der Angst und der Beschränkungen. Hoffnung auf einen wirtschaftlichen Aufschwung. Hoffnung auf Normalität. Diese Hoffnung ist viel wert. Fünf Prozent, um genau zu sein. Um etwa diesen Wert gingen die Aktienbörsen gestern nach oben.

Das mag übertrieben sein. Doch der Zugewinn vom Montag zeigt das Ausmaß der Depression, in der die Weltwirtschaft seit Februar steckt. Ungeachtet aller Zwischenhochs und Durchhalteparolen ist das Jahr 2020 bisher eines gewesen, das Unternehmer, Investoren Arbeitnehmer und Anleger am liebsten aus dem Kalender streichen würden. Zu wenig Geschäft, zu viel Lockdown, zu viel Unsicherheit.

Der Impfstoff verschiebt die Parameter aller Risiko-Analysen

Die drückte sich vor allem in Gold- und Immobilienpreisen aus, und in den Zinssätzen für Staatsanleihen der besonders zuverlässigen Staaten. Der Preis für Gold und Wohnungen stieg auf neue Rekordhöhen, die Zinsen für Staatsanleihen dümpeln wegen der hohen Nachfrage nach sicheren Anlagen im Minusbereich. Wenn die Aktienkurse sich dennoch ordentlich hielten, dann vor allem deshalb, weil Anleger keine Alternativen sahen.

Das hat sich möglicherweise am Montag grundlegend geändert. Wenn der Impfstoff des Mainzer Unternehmens Biontech das hält, was die Firma am Montagmorgen veröffentlichte, verschieben sich die Parameter der weltweiten Chancen-Risiken-Analyse. Sichere Staatsanleihen verlieren an Reiz. Das konnte man am Montag schon an den steigenden Zinsen ablesen.

Denn: Wird es im kommenden Jahr einen oder mehrere sehr wirksame und zuverlässige Impfstoffe geben, können die Anleger von jetzt an wieder Wetten auf das normale Leben machen. Sie werden beispielsweise annehmen, dass die Menschen künftig wieder reisen. Zum Wochenstart schon gingen die Aktien der Unternehmen steil nach oben, die in den vergangenen Monaten besonders stark gelitten haben: Fluggesellschaften, Hotelketten, Kreuzfahrtanbieter, Flugzeug- und Turbinenbauer.

Noch ist nicht wieder alles im Lot

Der Ölpreis, traditionell ein Indikator für die Konjunktur, zog ebenfalls deutlich an. Verkauft wurden dagegen die Werte der Krisenprofiteure wie Versandhäuser, Liefer- und Streaming-Dienste. Wenn die Menschen wieder ins Restaurant und ins Kino dürfen, wird eben nicht mehr so viel bei Pizza und Pasta auf dem Sofa gelümmelt wie bisher.

Alles wieder gut also? Bis es so weit ist, gibt es erst einmal einen ziemlich langen und öden Winter, einen mit vielen Kranken und Toten, mit vermutlich mehr als 6.000 Firmenpleiten, wie es die Bundesbank schätzt. Selbst wenn ein oder mehrere Impfstoffe im ersten Quartal 2021 für viele Menschen zur Verfügung stehen sollte, kann man bis dahin noch viel auf dem Sofa sitzen, Pizza essen und eine Menge Serien schauen. Und: Auch wenn Joe Biden zum neuen amerikanischen Präsidenten gewählt ist, dauert es noch mindestens bis zum 21. Januar, bis er regieren darf.

Das heißt nicht, dass die Hoffnung vom Montag nur ein Strohfeuer sein wird. Denn der Impuls kommt zu einer guten Zeit. Im November beginnen Aktienhändler, auf eine Jahresendrally zu hoffen. Viele Anleger wollen ihr Geld zum Jahresende noch unterbringen, traditionell sind der November und der Dezember an den Börsen starke Monate.

Wenn dazu nun noch die Hoffnung auf Licht am Ende des Covid-Tunnels kommt, kann das die Trendumkehr sein – auch wenn die reale Lage wahrscheinlich erst noch einmal schlechter wird, bevor sie besser werden kann.

Ursula Weidenfeld ist Wirtschaftsjournalistin in Berlin. Gemeinsam mit t-online und der Leibniz-Gemeinschaft produziert sie den Podcast "Tonspur Wissen".

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