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Vonovia und Deutsche Wohnen: Die Flucht in die Größe


Vonovia und Deutsche Wohnen
Darum wollen die Wohnungsriesen fusionieren

MeinungEine Kolumne von Ursula Weidenfeld

Aktualisiert am 25.05.2021Lesedauer: 3 Min.
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Die Skyline Berlins: In der Hauptstadt haben Vonovia und Deutsche Wohnen gemeinsam rund 150.000 Wohnungen.Vergrößern des Bildes
Die Skyline Berlins: In der Hauptstadt haben Vonovia und Deutsche Wohnen gemeinsam rund 150.000 Wohnungen. (Quelle: Dirk Sattler/imago-images-bilder)

Die Immobilienkonzerne Vonovia und Deutsche Wohnen wollen fusionieren. Das ist vor allem der Versuch, Kosten zu sparen und eine politisch relevante Masse zu erreichen.

So defensiv ist eine Unternehmensfusion selten angepriesen worden. "Mieterorientiert" werde die neue Firma sein, die nach einer Fusion des größten und des zweitgrößten Unternehmens auf dem deutschen Wohnungsmarkt, Vonovia und Deutsche Wohnen , zustande kommen soll.

"Gesellschaftlich verantwortungsvoll" soll sich die Firma mit ihren dann 550.000 Wohnungen verhalten. "Die regulären Mieterhöhungen in den kommenden drei Jahren auf ein Prozent jährlich zu begrenzen", versprechen die Chefs den besonders betroffenen Berliner Mietern.

Die sanften Töne sind sehr angebracht. Denn in der aufgeheizten Diskussion um Mieten und Wohnungskosten haben sich die Konzerne zuletzt totgesiegt. Zwar kassierte das Bundesverfassungsgericht unlängst den von ihnen so gehassten Berliner Mietendeckel.

Die Übernahme birgt auch Risiken

Doch in der öffentlichen Debatte sind sie in die Defensive geraten. Nach der Bundestagswahl im September müssen sie damit rechnen, noch härter an die Kandare genommen zu werden. Da ist es kein Wunder, dass sich die neue Firma nun als sanfter Riese etablieren will.


Megafusionen bringen immer große Risiken mit sich. Wenn es nicht gelingt, die Aktionäre zu überzeugen, scheitert die Sache, bevor sie begonnen hat. Vonovia hat mit der Deutschen Wohnen schon zwei gescheiterte Anläufe hinter sich. Wenn die unterschiedlichen Unternehmenskulturen nicht zusammengeführt werden können, wird aus vermeintlichen "Hochzeiten im Himmel", wie einst das Zusammengehen von Daimler und Chrysler gefeiert wurde, schnell ein milliardenteures Desaster.

Und wenn am Ende die Zahlen doch nicht so schön glänzen und die Risiken größer sind als zu Anfang behauptet, entpuppt sich das ehrgeizige Vorhaben schnell als Rohrkrepierer: Das Zusammengehen von Bayer und Monsanto ist ein mahnendes Beispiel.

Drei Gründe dürften ausschlaggebend für die Fusion sein

Auch bei der jetzt geplanten Fusion zum größen Immobilienkonzern Europas liegt noch vieles im Nebel. Dennoch gibt es drei gute Gründe, die Fusion voranzutreiben.

  • 1. Die Größe: Immobilienkonzerne haben zwar regelmäßige, aber vergleichsweise kleine Renditen. Ihr Erfolg hängt wesentlich an der Fähigkeit, die Kosten zu reduzieren. Dem neuen Unternehmen sollte es leichter fallen, Handwerker von niedrigeren Pauschalpreisen zu überzeugen, bei der Hausverwaltung Kosten zu senken, und beim Neubau den Lieferanten bessere Konditionen abzuverlangen.
  • 2. Der Klimawandel: Noch hat die Wohnungswirtschaft die Energiewende kaum bewältigt. Doch in den kommenden Jahren werden Milliardensummen für die energetische Sanierung des Wohnungsbestandes fällig. Da kann eine größere Nachfragemacht helfen, die Preise im Rahmen zu halten.
  • 3. Die Politik: Kaum ein Markt ist so umstritten wie der fürs Bauen und Vermieten von Mietwohnungen. In Berlin wird in diesem Herbst möglicherweise ein Referendum über eine Enteignungsinitiative stattfinden, Mietendeckel und Mietpreisbremsen werden potenziell schon in der kommenden Legislaturperiode eine neue Rechtsgrundlage schaffen. Das würde vor allem die Deutsche Wohnen treffen, deren Immobilien vor allem in Berlin liegen.

Das Angebot an den Berliner Senat, 20.000 Wohnungen zu verkaufen, ist ein Versuch, die Lage zu entspannen. Für die Deutsche Wohnen ist das Zusammengehen mit der Vonovia ohnehin in erster Linie der Versuch, die politische Angriffsfläche zu verringern: Wenn nicht mehr der Berliner Senat allein das Sagen hat, sondern auch andere Ministerpräsidenten mitreden, verringert sich für das Unternehmen das Risiko, durch Volksbegehren und Bürgerinitiativen politisch weiter eingeschränkt zu werden.

Die Chancen, dass die beiden Firmen im dritten Anlauf zusammenkommen, stehen ganz gut. Ob sie am Ende das Beste daraus machen können, steht indes auf einem anderen Blatt. Eine mieterfreundliche Grundhaltung geht normalerweise zulasten der Rendite. Dass die Investoren eines Riesenkonzerns geduldiger wären als die zweier kleinerer Firmen, hat es bisher noch nicht gegeben.

Ursula Weidenfeld ist Wirtschaftsjournalistin in Berlin. Im August erscheint ihr neues Buch: Die Kanzlerin. Portrait einer Epoche. Sie können es jetzt schon vorbestellen.

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