Verbraucherpreise in Deutschland Die Inflation fällt – vor allem Lebensmittelpreise überraschen

Die Inflation geht im Juni zurück. Vor allem die Entwicklung der Lebensmittelpreise überrascht die Fachleute.
Die Inflation in Deutschland hat im Juni überraschend nachgelassen. Waren und Dienstleistungen kosteten durchschnittlich 2,0 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Im Mai waren die Verbraucherpreise noch um 2,1 Prozent gestiegen.
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"Insgesamt darf man wohl feststellen, dass die Zeiten der Hochinflation zunächst vorbei sind", sagte der Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank, Cyrus de la Rubia. "Die Gründe reichen vom starken Euro, der für niedrigere Importpreise sorgt, über ein größeres Angebot an Gütern aus Asien, die diese in den USA nicht mehr loswerden bis zur schwachen Konsumnachfrage."
Mittel- bis langfristig sei der Kampf gegen die Inflation aber noch nicht beendet. Strukturelle Faktoren wie Demografie, Klimawandel und Deglobalisierung bestünden fort. "Dazu kommen die Ausgabenpläne der neuen Bundesregierung, die zu einer höheren Kapazitätsauslastung und damit auch mehr Preissetzungsmacht aufseiten der Unternehmen führen werden", sagte der Ökonom.
Lebensmittelpreise legen weniger kräftig zu
Besonders die Preise für Lebensmittel stiegen demnach deutlich weniger stark. Die Inflationsrate lag hier mit 2,0 Prozent erstmals seit Langem im angestrebten Zielkorridor. Im Mai und April waren die Lebensmittelpreise jeweils im Vergleich zum Vorjahresmonat um 2,8 Prozent gestiegen.
Die Preise für Energie sanken wie bereits in den Vormonaten, jedoch weniger stark. Gas, Sprit, Strom und andere Energieprodukte waren im Schnitt 3,5 Prozent günstiger als im Juni 2024. Im Mai hatte das Minus bei 4,6 Prozent und im April bei 5,4 Prozent gelegen.
Weiterhin am stärksten inflationstreibend wirkten sich die Preise für Dienstleistungen aus. Hier gab es den vorläufigen Angaben nach einen Anstieg um 3,3 Prozent – etwas weniger als die 3,4 Prozent im Vormonat.
Das Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB) für den Währungsraum ist zwei Prozent. Die nach europäischen Standards berechnete deutsche Teuerungsrate liegt aktuell mit 2,0 Prozent genau auf dieser Zielmarke. Die Währungshüter haben wegen des nachlassenden Preisdrucks zuletzt siebenmal in Folge ihren Leitzins gesenkt.
Die Inflation hatte seit 2022 nach der russischen Invasion der Ukraine kräftig angezogen, unter anderem wegen steigender Energiepreise. Sie ist eine der entscheidenden wirtschaftlichen Kennzahlen für Ökonomen. Unter anderem richten die Notenbanken ihre Zinsentscheidung an der Inflationsentwicklung, steigende Zinsen zügeln die Investitionsentscheidungen von Unternehmen. Fallende Preise können zudem den privaten Konsum ankurbeln, ein positives Signal für die Wirtschaft.
- Nachrichtenagenturen AFP und Reuters