Luxusjachtenbauer Nobiskrug aus Insolvenz gerettet
Die deutsche Traditionswerft Nobiskrug, die auf den Bau von Mega-Jachten spezialisiert ist, musste im April Insolvenz anmelden. Nun hat sich ein Investor gefunden. Fast alle Jobs bleiben erhalten.
Die insolvente Rendsburger Traditionswerft Nobiskrug GmbH soll von der Flensburger Schiffbau-Gesellschaft (FSG) ΓΌbernommen werden. Der Vertrag sei am Freitag notariell beurkundet worden, teilte ein Sprecher von Insolvenzverwalter Hendrik Gittermann von der Hamburger Kanzlei Reimer mit.
Der GlΓ€ubigerausschuss habe bereits am Donnerstag der Γbernahme zugestimmt. Die FSG gehΓΆrt zur Tennor Gruppe des deutschen Unternehmers Lars Windhorst. Γber den Kaufpreis sei Stillschweigen vereinbart worden, heiΓt es.
Die FSG werde den Bau von Superjachten unter der Marke Nobiskrug im August fortfΓΌhren. Nahezu alle 300 ArbeitsplΓ€tze blieben erhalten, hieΓ es. Nur fΓΌr die Abteilung Stahlbau von Nobiskrug, die unter anderem die Schleusentore des Nord-Ostsee-Kanals warte und repariere, mΓΌsse noch ein Investor gefunden werden.
Das Rendsburger Unternehmen hatte im April einen Insolvenzantrag gestellt, t-online berichtete. Als Grund hatte das Management kritische Entwicklungen im Jachtbau genannt. "JΓΌngste Auftragsstornierungen und eine ungewisse Zukunft haben nun die Notwendigkeit eines Insolvenzantrags unvermeidlich gemacht", hieΓ es damals es in einer Mitteilung.
Spezialisierung auf Bau von Mega-Luxusjachten
Die auf den Bau von Luxusjachten ab 60 Metern LΓ€nge spezialisierte Werft am Nord-Ostsee-Kanal hat seit ihrer GrΓΌndung 1905 mehr als 750 Schiffe produziert. Zu den bekanntesten Neubauten vergangener Jahre gehΓΆrte die knapp 143 Meter lange Mega-Segeljacht "SY A". Sie wurde von Nobiskrug aber in Kiel gebaut.
Die "SY A" ist knapp 25 Meter breit, hat Masten mit einer HΓΆhe von rund 90 Metern und verfΓΌgt ΓΌber eine Crew aus bis zu 54 Frauen und MΓ€nnern. Besonderheit: eine Unterwasser-Panorama-Lounge. Anfang 2017 wurde sie offiziell an den russischen MilliardΓ€r und Oligarchen Andrej Melnitschenko ΓΌbergeben.
Nobiskrug selbst gehΓΆrt zur internationalen Schiffbaugruppe Privinvest. Teil der Gruppe sind auch die Werften German Naval Yards Kiel und die Lindenau-Werft in Kiel. Beide Schiffbaubetriebe waren von der Nobiskrug-Insolvenz nicht betroffen.
Freigabe durchs Kartellamt steht noch aus
"Nobiskrug besitzt in der Jachten-Szene einen sagenhaften Ruf, in etwa vergleichbar mit dem von Bentley oder Rolls Royce unter Automobilisten", sagte Insolvenzverwalter Gittermann laut Mitteilung. Er bezeichnete das Ergebnis der monatelangen Verhandlungen als erfreulich.
Investor Windhorst erklΓ€rte: "Die Γbernahme von Nobiskrug ist fΓΌr uns ein wichtiger strategischer Schritt. Mit Nobiskrug erhalten wir einen Zugang zum attraktiven Wachstumsmarkt Superjachtbau."
Das Wirksamwerden des Kaufvertrages steht aber noch unter Vorbehalt, wie ein FSG-Sprecher mitteilte. Es sei unter anderem eine Kartellfreigabe erforderlich.
IG Metall gibt sich optimistisch
Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Bernd Buchholz zeigte sich erfreut darΓΌber, "dass der Γbernahmeprozess bei Nobiskrug erfolgreich abgeschlossen werden konnte und ein GroΓteil der Belegschaft ihre BeschΓ€ftigung behΓ€lt". Nun stehe im Vordergrund, die Werft zu stabilisieren und ihr eine nachhaltige Perspektive zu geben, sagte der FDP-Politiker.
Auch die IG Metall begrΓΌΓte die Γbernahme. "Das Erwerberkonzept der FSG sieht vor, auf der Nobiskrug-Werft auch in Zukunft Megajachten zu bauen. Wir haben damit eine gute Chance, alle ArbeitsplΓ€tze zu erhalten", sagte der GeschΓ€ftsfΓΌhrer der IG Metall Rendsburg, Martin Bitter. Er bedauerte, dass es noch keine LΓΆsung fΓΌr die Stahlbausparte gebe.
"Aber auch hier sind wir optimistisch." Die Abteilung zΓ€hlt nach Angaben des Insolvenzverwalters 25 BeschΓ€ftigte.