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EZB: Und täglich grüßt das Nullzins-Murmeltier


Europäische Zentralbank
Und täglich grüßt das Nullzins-Murmeltier

  • Florian Schmidt
MeinungEin Kommentar von Florian Schmidt

03.02.2022Lesedauer: 2 Min.
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Die Zentrale der EZB in Frankfurt: Die Währungshüter halten es für zu früh, um an der Zinsschraube zu drehen.Vergrößern des Bildes
Die Zentrale der EZB in Frankfurt: Die Währungshüter halten es für zu früh, um an der Zinsschraube zu drehen. (Quelle: Boris Roessler/dpa)

Die EZB räumt ein, die Inflation unterschätzt zu haben. Trotzdem bleiben die Zinsen zunächst bei null Prozent. Immerhin: Es gibt Hoffnung, dass sich das noch dieses Jahr ändert.

Alles wird teurer, und das jetzt schon seit einem halben Jahr. Nach einem Jahrzehnt ohne nennenswerte Preissprünge ist die Inflation wieder da – und es deutet nichts darauf hin, dass sie allzu bald wieder verschwindet.

Das wussten am heutigen Donnerstag auch die Mitglieder im Rat der Europäischen Zentralbank (EZB), die sich zur turnusgemäßen Zinssitzung trafen. Denn erst am Montag verkündete das Statistische Bundesamt, dass die Verbraucherpreise in Deutschland im Januar abermals um 4,9 gegenüber dem Vorjahresmonat gestiegen sind.

Die Teuerungsrate lag damit zu Jahresbeginn nur leicht unter dem Niveau von 5,3 Prozent im Dezember, obwohl vorab zahlreiche Experten prognostiziert hatten, dass sie aufgrund statistischer Effekte deutlich sinken werde.

Spätestens jetzt also ist klar: Wir müssen uns darauf einstellen, dass es so auch in diesem Jahr weitergeht. Das ökonomisch sinnvolle Normalmaß einer Teuerungsrate von rund zwei Prozent bleibt in den kommenden Monaten in weiter Ferne.

Die EZB räumt Fehler ein – wartet aber noch ab

Die EZB wollte genau das lange nicht wahrhaben. Noch im Herbst versuchten ihre prominentesten Vertreter, EZB-Präsidentin Christine Lagarde und EZB-Direktorin Isabel Schnabel, die Ängste der Deutschen herunterzuspielen: Seid unbesorgt, bald ist alles wieder normal, kein Grund zu handeln.

Damit ist jetzt Schluss, zumindest in Teilen. Dass Christine Lagarde auf einer Pressekonferenz nach der jüngsten EZB-Zinssitzung eingeräumt hat, die Inflation unterschätzt zu haben, ist ein erster Schritt in die richtige Richtung, fast eine Läuterung.

Und doch blieb Lagarde am Donnerstag konkrete Ableitungen aus ihrer geistigen Kehrtwende schuldig. Eine Anhebung des Leitzinses, um der Inflation Einhalt zu gebieten? – Nix da, zu früh, noch fehlten Daten zur genauen Beurteilung. Ein schnellerer Ausstieg aus den Anleihekaufprogrammen, mit denen die EZB monatlich Milliarden Euro in den Umlauf bringt? – Gibt's nicht, es bleibt beim bereits im Dezember avisierten Tempo.

Wichtig ist, was Lagarde nicht gesagt hat

Es sind fast austauschbare Formulierungen, die Lagarde in dieser Hinsicht über die Lippen gehen, annähernd gleichen sie jenen, die sie schon im Dezember sagte und im November und im Oktober. Nullzins-Murmeltiertage bei der EZB.

Und doch sind es am Ende umso mehr jene Sätze vom Dezember, die sie nicht wiederholt. Zum Beispiel, dass sie eine Anhebung der Zinsen im laufenden Jahr 2022 für "sehr unwahrscheinlich" halte. Selbst auf Nachfrage lässt sie sich nicht erneut zu einer solchen Aussage hinreißen.

Ohne direkt etwas zu sagen, scheint Lagarde damit einzulenken. Die Zinswende im laufenden Jahr ist nicht mehr ausgeschlossen. Spätestens wenn aller Voraussicht nach im März ihr Kollege Jerome Powell, Chef der US-Notenbank Fed, ein Ende des lockeren Geldes verkündet, muss auch die EZB entscheidungsfähig sein. Und eben klar und deutlich sagen, wann die Zinsen in Europa steigen.

Verwendete Quellen
  • EZB-Pressekonferenz
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