t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeGesundheitGesundheit aktuell

Abnehmen mit Smartphone? Fotos von Essen anzuschauen kann helfen


Mithilfe des Smartphones
Studie entdeckt erstaunlichen Diät-Trick

Von Nicole Sagener

Aktualisiert am 04.06.2023Lesedauer: 3 Min.
Nachrichten
Wir sind t-online

Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.

Zum journalistischen Leitbild von t-online.
Knipps: Allein der Genuss von Bildern bestimmter Lebensmittel auf dem Smartphone kann den Hunger hemmen.Vergrößern des Bildes
Knips: Allein der Genuss von Bildern bestimmter Lebensmittel auf dem Smartphone kann offenbar den Hunger hemmen. (Quelle: IMAGO/Viktoryia Verstak)

Viele essen auch dann, wenn der Hunger fehlt. Doch eine neue Studie zeigt: Man kann seinen Appetit stillen, indem man Bilder von Lebensmitteln ansieht.

Übergewicht und ernährungsbedingte Erkrankungen sind in der Wohlstandsgesellschaft ein zunehmendes Problem. Seit 1975 hat sich die Zahl der übergewichtigen Menschen weltweit verdreifacht. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist Fettleibigkeit eine der größten gesundheitlichen Herausforderungen für die Menschheit.

Gleichzeitig konfrontieren uns Nachrichtenseiten, soziale Medien wie Facebook oder Instagram und Werbebanner im Internet täglich mit einer Fülle an Bildern von Lebensmitteln, die uns zum Kaufen animieren sollen.

Neuere Forschungen der Universität Aarhus legen nun jedoch nahe, dass Bilder von Lebensmitteln, insbesondere wenn man sie immer wieder ansieht, sogar einen entgegengesetzten Effekt erzielen können. Die Experimente der Forscher zeigen: Sehen wir das Foto desselben Produkts mehr als 30-mal, können wir ein Sättigungsgefühl entwickeln – ohne, dass wir das Lebensmittel tatsächlich genossen haben.

Sättigung durch den Konsum von Fotos

"Die Teilnehmer empfanden, wenn sie das gleiche Bild 30-mal sahen, ein stärkeres Sättigungsgefühl als vor dem Betrachten des Bildes", berichtet Studienautor Tjark Andersen, Ernährungswissenschaftler am Institut für Lebensmittelwissenschaften der Universität Aarhus. Jene Teilnehmer, denen das Bild etliche Male gezeigt wurde, wählten zudem eine kleinere Portion als diejenigen, die das Bild nur dreimal gesehen hatten, als die Forscher sie anschließend nach der Größe der gewünschten Portion fragten.

Wie erklären sich diese Ergebnisse? "Unser Appetit ist enger mit unserer kognitiven Wahrnehmung verbunden, als die meisten von uns denken. Wie wir über unser Essen denken, ist sehr wichtig", so Andersen. Eine körperliche Reaktion auf ein mentales Bild sei möglich, weil die gleichen Hirnregionen stimuliert werden wie beim tatsächlichen Genuss des Lebensmittels. Deshalb kann man sich satt fühlen, ohne tatsächlich etwas gegessen zu haben, was eine positive Auswirkung auf unser Gewicht haben kann.

Tjark Andersen und seine Kollegen sind nicht die Ersten, die zu diesem Ergebnis gekommen sind. Was die Forschung der Universität Aarhus jedoch von bisherigen Studien unterscheidet, ist die Frage, wie viele Wiederholungen erforderlich sind und ob die Variation der Bilder das Sättigungsgefühl aufhebt.

"Wir wissen aus früheren Studien, dass Bilder von verschiedenen Lebensmitteln nicht die gleiche Wirkung auf das Sättigungsgefühl haben", so Andersen. Deshalb könne man sich nach dem Hauptgericht wirklich satt fühlen, aber noch Platz für den Nachtisch haben. "Süße Dinge sind eine ganz andere Art von Lebensmitteln."

Satt vom Salzigen – und trotzdem noch Appetit auf Süßes

Um zu untersuchen, ob Variationen beim Essen das Sättigungsgefühl vollständig aufheben, haben Tjark Andersen und seine Kollegen eine Reihe von Online-Experimenten entworfen, an denen mehr als 1.000 Personen teilnahmen.

Zunächst zeigten die Wissenschaftler nur ein Bild von orangefarbenen M&Ms. Einigen Teilnehmern wurde es dreimal gezeigt, anderen 30-mal. Die Gruppe, die die meisten Bilder der M&Ms sah, fühlte sich danach am sattesten, erklärt Tjark Andersen. "Sie mussten antworten, wie viele M&Ms sie zwischen eins und zehn haben wollten. Die Gruppe, die 30 Bilder davon gesehen hatte, wählte eine geringere Menge als die anderen beiden Gruppen."

Danach wiederholten sie das Experiment mit M&Ms in verschiedenen Farben. Die Farben änderten das Ergebnis nicht. Schließlich ersetzten sie die M&Ms durch Skittles. Im Gegensatz zu M&Ms schmecken Skittles je nach Farbe anders.

"Wenn die Farbe keine Rolle gespielt hat, muss es der eingebildete Geschmack sein. Aber auch hier fanden wir keinen großen Effekt. Das deutet darauf hin, dass sich mehr Parameter als nur Farbe und Geschmack ändern müssen, bevor wir einen Effekt auf das Sättigungsgefühl feststellen können", erklärt Andersen.

Mögliche Strategie zur Gewichtsabnahme

Insgesamt zeigen diese Forschungsergebnisse, dass sich unser Verhalten und unsere Wahrnehmung von Lebensmitteln auf unerwartete Weise auf unser Gewicht auswirken können. Die Forscher aus Aarhus hoffen, dass sich ihre Erkenntnisse in Methoden zur Appetitkontrolle einsetzen lassen.

"Stellen Sie sich vor, Sie würden eine App entwickeln, die auf einer Google-Suche basiert. Nehmen wir an, Sie möchten eine Pizza essen. Sie öffnen die App. Wählen Sie Pizza aus – und die App zeigt eine Menge Fotos von Pizza, während Sie sich vorstellen, sie zu essen. Auf diese Weise könnte man ein Sättigungsgefühl bekommen und vielleicht einfach aufhören, Pizza zu wollen", meint Andersen.

Social Media voll von Werbung für Süßes

Vor einigen Jahren hat eine amerikanische Forschergruppe analysiert, wie viele Werbungen mit Lebensmitteln uns im Durchschnitt in den sozialen Medien begegnen. Sie beobachteten eine Reihe junger Menschen und zeichneten die Inhalte auf, denen sie begegneten. Im Durchschnitt sahen die Jugendlichen innerhalb von zwölf Stunden 6,1 lebensmittelbezogene Beiträge. Mehr als ein Drittel handelte von Desserts oder anderen süßen Speisen.

Das Internet und insbesondere die sozialen Medien können also dazu beitragen, dass wir zunehmend übergewichtig werden. Aber sie könnten genauso helfen, auf übermäßiges Essen zu verzichten.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Frontiers in Psychology: "How Digital Food Affects Our Analog Lives: The Impact of Food Photography on Healthy Eating Behavior"
  • Journal of Nutrition Education und Behavior: "What People Post About Food on Social Media"
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website