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Sonnenschutz: So schützt du deine Haut vor Schäden


Gefahr im Sommer
Wohltat für die Seele, Katastrophe für die Haut

MeinungEine Kolumne von Dr. med. Yael Adler

14.06.2025 - 10:57 UhrLesedauer: 5 Min.
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Frau am Seeufer: Die natürliche Bräune verführt, doch UV-Strahlen bergen unsichtbare Gefahren. (Quelle: IMAGO/imageBROKER/joseantona/imago)
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Nicht nur Balsam für die Seele, sondern auch Feind der Haut: Sonne kann unser Wohlbefinden heben, aber auch extreme Schäden in unseren Zellen verursachen.

Für viele war es lange Zeit ein richtig gutes Gefühl: mitten im kalten Winter, mental angefressen vom ganzen Triefwetter-Trübsinn, sich seufzend auf der Liege des Sonnenstudios auszustrecken, den Deckel über sich zu schließen und genussvoll die Überdosis Wärme und Bräune zu tanken – ganz ohne weiße Streifen und gern auch nach Sauna oder Fitnesstraining. Es waren dann wieder mal die Dermatologen, die diesen Spaß verdarben – gründlich und gewissermaßen nachhaltig. Denn neben dem Sonnenbad aus der Steckdose ist nicht mal das kostenlose unterm Himmel und in Freilandhaltung ohne Gefahren.

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Yael Adler
(Quelle: Markus Höhn)

Zur Person

Dr. med. Yael Adler ist Fachärztin für Dermatologie, Venerologie, Phlebologie und Ernährungsmedizin (DGEM). Ihre Bücher "Haut nah" und "Darüber spricht man nicht" standen auf Platz 1 der "Spiegel"-Bestsellerliste. Ihr neuestes Buch "Genial ernährt! – Klüger essen, entspannter genießen, besser leben" wurde gerade veröffentlicht. Mehr

Die Schattenseite der Sonne: Sie ist nicht nur die verlässliche Steuerfrau unseres Tag-Nacht-Rhythmus und das Licht spendende Antidepressivum. Die Bräune, die sie uns beschert, ist nicht mehr – wie einst – Zeichen strotzender Gesundheit. Sondern Sonne, das wissen wir seit Längerem, kann unsere Haut älter und sogar krank machen. Beides ist in erster Linie der UV-Strahlung zu verdanken, der unsere Haut ausgesetzt ist.

Sie schädigt die DNA und stachelt Entzündungen an: Eiweiß zersetzende Enzyme werden aktiviert, es kommt des Öfteren zum Zelltod, und unser Zellskelett (Keratin) schwächelt in der Qualität. Keratine sind faserbildende Strukturproteine, die den Zellen von Haut, Haaren und Nägeln Stabilität und Form verleihen. Lichtalterung geschieht aber auch durch Wärmestrahlung und nach neuesten Erkenntnissen direkt durch den Blauanteil im Tageslicht. In kleinerer Intensität leuchtet uns Blaulicht auch aus LED-Lampen, Smartphones, Tablets, PC- und Fernsehbildschirmen an.

Blaulicht vom Bildschirm ist harmlos

Die UV-Strahlung wirkt dabei am aggressivsten; Blaulicht und Infrarot A, also Wärmestrahlung, dringen aber tiefer ein. Die direkten toxischen Gewebeeffekte von Blaulicht sind recht schwach. Die Blaulichtdosis des Bildschirms ist deutlich schwächer im Vergleich zu der des Tageslichts. Eine Minute Tageslicht im sommerlichen Hamburg bringt uns laut einer Pharma-Publikation dieselbe Dosis wie eine Woche PC-Arbeit in einem Abstand von 30 Zentimetern zum Bildschirm. Daher an dieser Stelle schon mal die beruhigende Nachricht: Sie müssen jetzt nicht auch noch Blaulicht-Filter-Cremes für das Anfertigen von Selfies kaufen.

Aber man altert trotzdem durch Blaulicht, und zwar ab Beginn der Dämmerung. Wer sich am Abend entgegen seiner inneren Uhr Blaulicht aussetzt, stört die Melatoninbildung und den Schlaf samt Tag-Nacht-Rhythmus – mit zahlreichen negativen Folgen für die Gesamtgesundheit inklusive einer Verminderung der Hautreparatur, weshalb man zügiger altert.

Lieber lockere Kleidung

Tageslicht hilft, wie gesagt, auch gegen Depressionen, und ein Aufenthalt in der Sonne führt zur wichtigen Endorphin- und Serotonin-Ausschüttung. Sonne macht uns glücklich und süchtig und sorgt dafür, dass wir Vitamin D aufbauen. Wir sollten sie aber nur mit Vorsicht genießen, es ist – wie so oft – alles eine Frage der Dosis. Einen Vitamin-D-Mangel können wir auch über Nahrungsergänzungsmittel ausgleichen, wir müssen uns dazu nicht wie ein Hähnchen grillen. Das macht nur ledrige, faltige Haut und Hautkrebs. Alternativ hält man Bauch oder Po 10 bis 20 Minuten in die Sonne (Eigenschutzzeit heller Hauttypen) und klappt dann die Kleidung wieder darüber.

Es gibt verschiedene Arten von Strahlung, die uns alt aussehen lassen:

  • UV-B (280 – 315 nm) ist kurzwelliger und dringt nur in die Oberhaut ein; es bräunt und macht Sonnenbrand, führt aber auch zu Hautkrebs, durch direkte Gendefekte (Photoprodukte), ist aber auch nötig für die Bildung von Vitamin D in der Haut.
  • UV-A (315 – 400 nm) ist langwelliger und schafft es auch bis in unsere Lederhaut; die Strahlung macht alt, indem sie elastische Fasern zerstört und das Kollagen reduziert. UV-A bremst das Immunsystem und damit die Tumorabwehr in der Haut – ein Willkommensgruß für den Hautkrebs. Außerdem setzt es freie Radikale frei, die das Gewebe schädigen, besonders die Zellmembranlipide, und die ihrerseits ebenfalls den Hautkrebs fördern.
  • Blaulicht (400 – 500 nm) dringt tiefer ein als UV-A-Strahlung, ist aber weniger aggressiv. Es kann dennoch freie Radikale im Gewebe freisetzen. Abends stört es den Aufbau von Melatonin, das wir für einen gesunden Schlaf brauchen, das aber auch die Haut schützt und repariert. Blaues Licht stört also auch den Schönheitsschlaf.
  • Infrarot-A (1000 – 1400 nm) nehmen wir als Wärmestrahlung wahr. Sie dringt noch tiefer in die Haut ein, setzt in den Mitochondrien freie Radikale frei und sorgt durch Kollagenabbau für eine gealterte, trockenere und weniger elastische Haut.

Um sich vor Lichtalterung zu schützen, lautet die Devise: meiden, kleiden, cremen.

Ab einem UV-Index von 3 (wie hoch er gerade an Ihrem Ort ist, kann man online nachlesen oder in Wetter-Apps) ist für Hellhäutige ein Sonnenschutz ratsam. Dabei sind Hut, Brille, dicht gewebte lockere Kleidung oder zertifizierte UV-Schutzkleidung prima. Die heraushängenden Körperstellen unbedingt eincremen. Tendenziell eher einen hohen Schutzfaktor (mindestens 30, besser 50+) nutzen, da er länger schützt und ohnehin meist zu dünn aufgetragen wird oder sich durch Schweiß und Abrieb ausdünnt. Ohnehin geht bei Völkern, die in stärker und wärmer bestrahlten Regionen unseres Planeten unterwegs sind, der Trend eher zur (hautschützenden) Verhüllung. Wer dabei mit Geschmack am Werk ist, beschert seiner Umwelt unter Umständen noch ein ästhetischeres Vergnügen, als nackte, frei gelassene und verbrutzelte Haut es vermag.

Das ist ein deutliches Warnsignal

Wichtig: Wenn es Ihnen in der Sonne zu heiß wird, nehmen Sie das unbedingt als Warnsignal Ihres Körpers wahr und verziehen Sie sich umgehend in den Schatten. Natürlich gibt es auch Sonnencremes, die gegen Infrarotstrahlung mit Antioxidantien angereichert sind. Deren Nutzen ist allerdings fraglich. Besser ist es, diese zu essen. Sie gelangen dann von innen in die Haut. Einigen wir uns also auf: "Die Dosis macht das Gift". Und wenn's irgendwo brennt auf der Haut, ist das immer ein Zeichen.

Vor Blaulicht schützt Make-up die Haut durch die enthaltenen Puderpartikel, ähnlich wie es auch mineralische Sonnencremes tun. Antioxidantien über eine pflanzenreiche Kost sind ganz besonders super. Übrigens kann schon ein Glas Karottensaft mit einem Tröpfchen Öl für die bessere Aufnahme von Betacarotin für ein gesundes, wohliges Hautbild sorgen. Und Sie werden weder aussehen wie Donald Trump noch wie ein Möhrenbaby, sondern frisch und sexy. Studien zeigen, dass ein Möhrengesicht als anziehender wahrgenommen wird als ein künstlich sonnengebräuntes. Auch Astaxanthin (Flamingofarbe aus der Grünalge) und weitere bunte Pflanzenfarben sind wie eine unterstützende Sonnencreme zum Essen von innen durch Verlängern des Eigenschutzes der Haut, Reparatur und Schutz.

Ein Horrorfilm für unsere Haut

Indoor kann man für den Augenschutz und eine ungestörte Melatoninbildung außerdem den Blaulichtfilter seiner Endgeräte einschalten oder sich eine Brille mit speziellen Gläsern fertigen lassen, wenn man viel am Computer arbeitet.

Es gibt keine gesunde Bräune, denn Bräunen ist eine Verzweiflungstat der Haut. Sie versucht, das Erbgut der Zellen vor dem Schlimmsten zu schützen. Und ein Sonnenbrand ist ein Horrorfilm für die Haut. Nicht alle Schäden schaffen wir zu reparieren. Daher:

Schützen Sie Ihre Haut, wenn die Sonne scheint – am besten in Lichtgeschwindigkeit – und kommen Sie gesund durch die Zeit!

Verwendete Quellen
  • Eigene Meinung
Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

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