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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Eskalierende Handelskonflikte "Trump arbeitet mit Furcht und Schrecken"

Mit Strafzöllen hat Donald Trump den Welthandel erschüttert, nun will der US-Präsident mit "Deals" die Karten in der globalen Wirtschaft neu mischen. Historiker Werner Plumpe sieht darin eine Gelegenheit.
Kriege und Konflikte nehmen zu, auch die Weltwirtschaft ist vom Zerfall der alten Weltordnung stark betroffen. Durch Strafzölle hat Donald Trump zuletzt im globalen Handel Verwerfungen ausgelöst. Als unberechenbar gelten die USA nun auch im Bereich der Ökonomie. Doch so einfach sei die Sache nicht, sagt der renommierte Wirtschaftshistoriker Werner Plumpe. Denn aus Sicht der Vereinigten Staaten handele Trump konsequent.
Welches Ziel verfolgt die Trump-Administration mit ihrer konfrontativen Handelspolitik? Warum könnte ausgerechnet Donald Trump der Welt zu einer funktionierenden Wirtschaftsordnung verhelfen? Und wie gefährlich können eskalierende Handelskonflikte werden? Diese Fragen beantwortet Werner Plumpe im Gespräch.
t-online: Professor Plumpe, Donald Trumps Handelspolitik wirkt chaotisch. Können Sie in dem Chaos eine Methode ausmachen?
Werner Plumpe: Donald Trump weiß sehr genau, was er will. Insofern steckt in der Methode Trump durchaus Sinn. Etikettierungen für Trumps Position wie "idiotisch" oder "zerstörerisch" greifen da viel zu kurz. Wir müssen vielmehr ganz nüchtern sehen, dass Trump auf reale Probleme reagiert: Die Vereinigten Staaten haben über ein Vierteljahrhundert wirtschaftlich gegenüber China und anderen Staaten dieser Welt eingebüßt. Das will Trump nun stoppen, denn sonst verlieren die USA weiter an politischer und militärischer Macht. In der ganzen Debatte beobachte ich ohnehin eine viel zu starke Fixierung auf einzelne Personen.
Weil Donald Trump eher ein Symptom des Machtverlusts der Vereinigten Staaten statt dessen Ursache ist?
So ist es. Wir sollten uns nicht verführen lassen von der negativen oder positiven Bedeutung und Faszination einzelner Personen. Das gilt für einen Wladimir Putin in Russland, einen Xi Jinping in China, aber auch für Donald Trump in den USA. Trump agiert in einem historischen Kontext, er sucht nach Antworten auf Probleme, die die amerikanische Wirtschaft seit längerer Zeit hat. Wenn wir in die amerikanische Geschichte zurückblicken, sehen wir, dass die USA immer wieder äußerst robust auf ihre wirtschaftliche Performance geachtet haben. Dabei sind sie auch vor drastischen Mitteln nicht zurückgeschreckt, um sich gegen Konkurrenz aus dem Ausland durchzusetzen.
Zur Person
Werner Plumpe, geboren 1954, lehrte bis zu seiner Emeritierung 2022 Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt. Plumpe ist Autor zahlreicher Bücher, 2014 erhielt er den Ludwig-Erhard-Preis für Wirtschaftspublizistik. Plumpes Werk "Das kalte Herz. Kapitalismus: die Geschichte einer andauernden Revolution" erschien 2019 bei Rowohlt Berlin ebenso wie jüngst (2025) sein Buch "Gefährliche Rivalitäten. Wirtschaftskriege: Von den Anfängen der Globalisierung bis zu Trumps Deal-Politik".
Allerdings sprachen Trumps Vorgänger wie Joe Biden und Barack Obama weder Beleidigungen aus noch griffen sie zu wüsten Drohungen selbst gegenüber Partnern.
Über Trumps Stil müssen wir uns nicht unterhalten, der ist sicher gewöhnungsbedürftig. Nicht zuletzt in Bezug auf die Kulturkämpfe, die in den USA zusätzlich ausgetragen werden. Aber der Blick in die Wirtschaftsgeschichte hilft dabei, Trumps Handeln besser zu verstehen. Da müssen wir gar nicht bis zu seinem Idol William McKinley im 19. Jahrhundert zurückgehen, der bis zu Trump für den höchsten Zollsatz verantwortlich zeichnete, den die US-Wirtschaftsgeschichte bis dahin jemals hatte. Auch Joe Biden versuchte etwa mit harten Boykottmaßnahmen, China von der neuesten Halbleitergeneration fernzuhalten.
Mit seinen Strafzöllen schickte Trump nun neben der Wall Street die Börsen weltweit auf Talfahrt – und schadete auch der US-Wirtschaft. Wo liegt der Sinn?
Trump arbeitet mit Furcht und Schrecken, anschließend will er Deals abschließen. Diesem Zweck dient sein Zollkrieg. Trump will den Standort USA stärken, da bleibt ihm wenig anderes übrig, als auf Steuersenkungen, Bürokratieabbau und eben Zölle zu setzen. Ein glücklicher Umstand ist es aber doch, dass Trump zu Deals aller Art bereit zu sein scheint – das gilt für Verbündete ebenso wie für Rivalen. Das führt zu sprunghaftem Auf und Ab wie gerade mit China, aber der Deal bleibt im Vordergrund.
Eben derartige Deals beschreiben Sie in Ihrem neuen Buch "Gefährliche Rivalitäten" über die Geschichte von Wirtschaftskriegen als eine Art Lösung für den potenziell gefährlichen Schwebezustand, in dem sich die globale Wirtschaft befindet.
Trumps Stil ist erratisch, sprunghaft, ja launisch, bisweilen auch brüskierend. Aber damit lässt sich umgehen. Trump orientiert sich strikt an Eigeninteressen, das lässt anderen keine andere Wahl, als es ihm nachzumachen. Da spielt die Frage, wer nun der angeblich Gute oder Schlechte ist, keine Rolle mehr.
Worauf soll das hinauslaufen?
Wir steuern nach dem Ende der Pax Americana, also der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg bis zum Ende des 20. Jahrhunderts, auf eine Zeit zu, in der handfeste Auseinandersetzungen immer wahrscheinlicher werden. Trumps Fixierung auf Deals könnte sich da – bei all seiner Sprunghaftigkeit und Unberechenbarkeit – als nützlich erweisen. Es gibt eine kleine Hoffnung, dass daraus eine Art multilaterale Deal-Ordnung herausspringt, die alle Akteure mit ihren Eigeninteressen einbindet. Das geht nur mit robuster Wirtschaftsdiplomatie, aber die Alternative wäre weit schlimmer. Da drohen letztlich kriegerische Auseinandersetzungen oder gar die Zerstörung der Weltwirtschaft, von der niemand etwas haben würde. Davor schreckt hoffentlich jeder zurück.
In Ihrem Buch führen Sie zudem aus, dass die Vereinigten Staaten in gewisser Weise das Opfer der von ihnen garantierten Weltordnung geworden sind. Wie das?
Der historische Blick ist tatsächlich hilfreich, um zu verstehen, in welcher Lage wir uns heute befinden. Die Vereinigten Staaten haben nach Ende des Zweiten Weltkriegs das getan, was die Briten zuvor im 19. Jahrhundert bewerkstelligt hatten: Sie schufen und garantierten eine Weltordnung. Im Fall der Briten bezeichnen wir das als Pax Britannica, im Fall der USA handelt es sich um die schon erwähnte Pax Americana.
Der Pax Britannica verdankt nicht zuletzt Deutschland seinen beachtlichen wirtschaftlichen Aufstieg bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs.
Das ist der Punkt. Großbritannien garantierte eine Weltordnung, wobei die Briten die Beachtung der Regeln gar nicht erzwingen mussten; wer davon profitieren wollte, hielt sich zumeist aus Eigeninteresse daran. Allerdings profitierten andere von der Pax Britannica schließlich tatsächlich mehr als die Briten selbst. Gleichwohl haben sie, abgesehen von Nadelstichen, vom Versuch abgesehen, den Aufstieg Deutschlands aufzuhalten, denn die britische Wirtschaft profitierte durchaus davon. Politisch gesehen war der Machtzuwachs des Deutschen Reichs alles andere als willkommen, aber wirtschaftlich durchaus nützlich. Der Lebensstandard auf der Insel blieb auch stets höher als in Deutschland.
Nun stehen mittlerweile die Amerikaner vor dem gleichen Problem wie einst die Briten?
Die USA stehen vor dem gleichen Dilemma in Bezug auf China. Nach dem Zweiten Weltkrieg haben sie die Pax Americana errichtet und garantiert. Die Ausgangsposition war gut, nach Kriegsende produzierten die USA mit ihrer Wirtschaft rund die Hälfte aller Güter auf der Welt. Die Vereinigten Staaten ermöglichten – auch im Systemkonflikt mit der Sowjetunion – nahezu jedem die Teilnahme, darunter auch den Kriegsverlierern Deutschland und Japan. Als die Sowjetunion 1991 dann schließlich unterging, drängte sich der Eindruck auf, als habe sich das amerikanische Modell weltweit durchgesetzt und müsste keine Konkurrenz mehr fürchten.
Da war der Wunsch Vater des Gedankens.
Das sollte sich als Illusion erweisen, ja. Die Amerikaner machten eine ganz andere Erfahrung. Zwar waren die USA noch unter Bill Clinton in den Neunzigerjahren überaus dominant, aber der Niedergang zeichnete sich ab. Woran lag das? China sollte in der amerikanisch dominierten Ordnung die Rolle einer verlängerten Werkbank einnehmen. Da hatte man sich aber gewaltig getäuscht. Wenn wir uns die Zahlen ansehen, stellen wir fest, dass die Bedeutung der Vereinigten Staaten in der Weltwirtschaft immer noch etwas größer als die Chinas ist. Aber insgesamt sind die Amerikaner nur noch eine Größe unter mehreren. Von Dominanz kann keine Rede mehr sein.
Diesen Abwärtstrend wollen Donald Trump und seine Administration nun auf disruptive Weise stoppen?
Damit sind wir bei der Methode Trump angelangt. Ich rate zu größter Vorsicht, Trump und seine Wirtschaftsberater für "verrückt" zu erklären. Diese Leute wissen, was sie tun. Die Strafzölle waren dazu da, Aufmerksamkeit zu erregen und allen Beteiligten klarzumachen, dass Trump es ernst meint. Es hat ja auch teils schon geklappt, die USA und China haben bereits erfolgreich verhandelt. Die USA sind einfach immer noch sehr bedeutend, aber eben nicht mehr allein dominant.
Gibt es Grenzen, die auch Trump nicht überschreiten kann?
Die amerikanischen Kapitalmärkte sind sehr wichtig, da kann auch Trump nicht Hasardeur spielen. Ein Großteil der Amerikaner stützt seine Altersversorgung auf Aktien, wer da Chaos anrichtet, bekommt ein gewaltiges Problem. Da sind die USA viel berechenbarer, als manche glauben. Ich wiederhole: Trumps bisherige Manöver dienen dem Zweck, seine Position deutlich zu machen. Er will die relative Position der USA in der Weltwirtschaft wieder verbessern. Das lässt sich, so glaubt man dort zumindest, vor allem dadurch erreichen, indem die Lasten anders verteilt werden.
Dabei verprellte Trump allerdings auch alte Verbündete wie die Europäer. Ist das weise?
Trumps Verhalten ist in mancher Hinsicht durchaus folgerichtig. Nehmen wir die Verteidigungsausgaben innerhalb der Nato, die sehr auf Kosten der Amerikaner gehen. Da hat Trumps rustikales Vorgehen wohl etwas bewegt in den Köpfen der Europäer. Die Zölle sollen wiederum die Handlungsfähigkeit der Vereinigten Staaten erhöhen – und etwa Steuersenkungen und eine bessere Förderung des Wirtschaftsstandorts ermöglichen. Ob das klappen wird, steht allerdings auf einem anderen Blatt; bisher geht es um Absichten.
Elon Musk rief mit dem sogenannten Bürokratieabbau in den amerikanischen Behörden Furcht und Schrecken hervor, dabei fielen den Einsparungen vor allem diejenigen zum Opfer, die politisch nicht opportun waren.
Angesichts des Kulturkampfs sind Trump und seine Leute alles andere als zimperlich. Wir müssen das nicht gutheißen, können aber ebenso wenig dagegen tun. Tatsächlich ist die ausufernde Bürokratie aber zu einem Problem geworden. Da müssen wir gar nicht über den Atlantik schauen, das gilt hierzulande ebenso. Am Bürokratieabbau kommt auch die EU nicht vorbei. In Großbritannien gibt es ebenfalls entsprechende Ankündigungen. Die Trump-Regierung macht hierbei nur sehr viel mehr Getöse. Zumal ist auch in den USA ein einfacher Durchmarsch kaum möglich. Trump hat zwar die Mehrheit, aber seine Grenzen sind in der amerikanischen Demokratie offenkundig. Nicht zuletzt das Staatsdefizit wird hier sehr disziplinierend wirken.
Kommen wir noch einmal auf das Verhältnis zwischen den USA und der Volksrepublik China zu sprechen, die zum bedeutendsten Rivalen der Vereinigten Staaten avanciert ist. Drohen die beiden Mächte in die sogenannte Thukydides-Falle zu tappen, wenn das an Macht hinzugewinnende China die alte Supermacht USA herausfordert?
China und die USA rivalisieren miteinander, das ist richtig. Aber sie sind wirtschaftlich auch aufeinander angewiesen. Tatsächlich sind beide Staaten wirtschaftlich erheblich verflochten – zum gegenseitigen Nutzen. Wenn es hart auf hart kommen sollte, würde es in den USA beispielsweise nicht nur an Medikamenten schnell knapp. Denn die kommen zu einem erheblichen Teil aus China. Auch bei anderen Gütern hängt die Versorgungssicherheit in den USA an den Lieferungen aus China. Die chinesischen Importe durch heimische Produkte zu ersetzen, wird kurz- und mittelfristig nicht gelingen.
Die hohen Zölle auf Smartphones hat Trump auch schnell wieder einkassiert.
Richtig. Denken wir an Apple, das ja zum größten Teil im Ausland produzieren lässt. Bislang geschah das im Wesentlichen in China. Nun sucht man wohl aus Angst davor, dass Peking vom amerikanischen Markt ausgeschlossen wird, nach anderen Möglichkeiten wie Indien. Ob Trump das gefallen wird, ist allerdings die Frage.
Trump will um jeden Preis Industriearbeitsplätze in die USA zurückholen. Wird ihm das gelingen?
Die Veränderungen, die Trumps Zollpolitik eingeleitet haben, führen nicht zwingend dazu, dass Unternehmen wieder verstärkt in den USA investieren werden. Manche werden das sicher tun; andere, etwa deutsche Automobilbauer, verstärken ihr Engagement. Aber dass Apple von China nach Indien geht, ist doch bezeichnend. Die USA dürften in den kommenden Jahren selbst mit Trumps Maßnahmen nicht unbedingt ein attraktiver Produktionsstandort sein. Die derzeitige globale Arbeitsteilung folgt ökonomischen Anreizen, nicht politischen Vorgaben oder Willensäußerungen. Das wird auch so bleiben: Die weltwirtschaftliche Integration ist ja nicht irgendetwas, das sich willkürlich einfach zurückdrehen lässt. Alles folgt letztlich ökonomischem Kalkül oder es wird sehr teuer.
Gibt es eine historische Situation, die sich mit unserer aktuellen Lage vergleichen lässt?
Ich fühle mich gegenwärtig an das 17. und 18. Jahrhundert erinnert, als viele mehr oder weniger gleich große Mächte miteinander konkurrierten. Zunächst die Portugiesen und Spanier, dann Frankreich, Großbritannien und die Niederlande befanden sich in einem fortwährenden Konflikt. Sie haben sich rund 200 Jahre lang wirtschaftlich – und teils auch militärisch – bekämpft, wobei keine dieser Mächte dazu in der Lage war, sich gegen die anderen definitiv durchzusetzen. Das wurde erst nach Napoleons Niederlage mit dem Aufstieg Großbritanniens möglich. Heute haben wir wieder viele Mächte, die ihren Vorteil suchen. Aber keine davon ist in der Lage, die anderen zu dominieren.
Aber es ist zunehmend ein Spiel ohne Regeln, weil die USA die Weltordnung nicht mehr garantieren können und wollen?
Ja. Die historische Erfahrung zeigt, dass die Gefahr von Eskalationen steigt, wenn es keine Ordnung oder Regeln gibt, nach denen das Spiel läuft. Die Deal-Politik von Trump gibt mir Hoffnung, dass man zwar künftig in überaus harte Verhandlungen miteinander eintritt, aber von militärischen Abenteuern absehen wird.
Gibt es eine Lehre aus der Wirtschaftsgeschichte, die heutzutage Orientierung bieten kann?
Die historischen Situationen sind doch recht unterschiedlich. Aber wenn wir den Blick zurückwenden, kommt man schnell zum Schluss, dass wir mit Unsicherheit rechnen müssen. Und dann reagiert man hoffentlich etwas geschickter, vielleicht auch etwas kaltblütiger und ohne große Affekte. Die Wirtschaft ist doch stets Veränderungen unterworfen: Neue Technologien kommen auf, ein Strukturwandel verändert die Situation, Rivalitäten und Auseinandersetzungen werden angefeuert. Das kann sich positiv im Wettbewerb niederschlagen. Aber die Geschichte zeigt eben auch, dass so etwas schnell in handfeste Konflikte übergehen kann. Dann wird es gefährlich. Denn ökonomische Ressourcen dienen selbstverständlich der politischen Machtausübung.
Könnte es zukünftig nach Pax Britannica und Pax Americana zur Pax Sinica kommen?
Dazu ist China kaum in der Lage. Das Land ist weiter stark auf den Außenhandel angewiesen, auch wenn die Regierung das in der letzten Zeit verändern will. Das Konsumniveau in China sollte etwa gestärkt werden. Da kam allerdings die Corona-Pandemie dazwischen. Aber China strahlt keineswegs so hell, wie es die Führung gerne hätte. Der Ausbau der Infrastruktur war teuer, der interne Schuldenberg ist groß, und auch die Wachstumsraten gehen nicht mehr in den Himmel. Nein, Peking hat wirtschaftliche Probleme und wird auch zukünftig mit den Entwicklungsschwierigkeiten großer Volkswirtschaften rechnen müssen. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass China so stark wird, dass sich ihm alle anderen Mächte unterordnen. Wir müssen abwarten, was passiert. Stabile Wirtschaftsordnungen entstehen historisch gesehen zumindest bisher nur nach großen Kriegen mit eindeutigen Siegern. Das ist weder wünschenswert noch überhaupt vorstellbar. Das sollten wir um jeden Preis vermeiden.
Haben Sie einen Ratschlag an die Europäer?
Europa sollte sich darüber klarwerden, was es eigentlich will. Dann sollte es eine vernünftige Strategie entwickeln, um dieses Ziel zu erreichen. Nehmen wir das Thema Energieversorgung. Deutschland hat da einen Alleingang eingeschlagen, während die anderen auf Atomkraft setzen. Was folgt? Die Preise gehen rauf und runter. Auch die Bürokratie wird beklagt, die Schuldenstände sind hoch, in vielen Bereichen gibt es kaum Gemeinsamkeiten. So wird das eher nichts.
Professor Plumpe, vielen Dank für das Gespräch.
- Persönliches Gespräch mit Werner Plumpe via Telefon