t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomePolitikAuslandUSA

Donald Trumps Wiedergeburt: Vivek Ramaswamy – der neue Star der Republikaner


Shootingstar Vivek Ramaswamy
Donald Trumps Wiedergeburt

  • Bastian Brauns
Von Bastian Brauns

24.08.2023Lesedauer: 5 Min.
Nachrichten
Wir sind t-online

Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.

Zum journalistischen Leitbild von t-online.
Wie eine jüngere Version von Donald Trump: Der Milliardär Vivek Ramaswamy (re.) will Präsidentschaftskandidat der Republikaner werden.Vergrößern des Bildes
Wie eine jüngere Version von Donald Trump: Der Milliardär Vivek Ramaswamy (re.) will Präsidentschaftskandidat der Republikaner werden. (Quelle: dpa)

Vivek Ramaswamy war gestern noch ein Unbekannter. Plötzlich ist er der neue Shootingstar der Republikaner. Wer ist der Mann, der Trump erstaunlich gut kopieren kann?

Bastian Brauns berichtet aus Washington

Seine Antworten wirken stets messerscharf. Wie spitze Pfeile, die sofort ins Schwarze treffen. In Sekundenschnelle schafft es Vivek Ramaswamy, aus vermeintlichen Schwächen eine scheinbare Stärke zu zaubern.

Angesprochen darauf, ob sein hinduistischer Glaube die vielen christlichen Wähler nicht abschrecken würde, sagte der 38-jährige Amerikaner indischer Herkunft zuletzt in einem seiner vielen Interviews: "Niemand wird mir vorwerfen, ein christlicher Nationalist zu sein." Ramaswamy ging sogar noch einen Schritt weiter: "Das gibt mir größere Freiheiten als einem Mike Pence oder jemand anderem, der schnell in diese Schublade gesteckt wird." Er spielte damit auf den früheren Vizepräsidenten Mike Pence an, einen erzkonservativen, evangelikalen Christen, der wie Ramaswamy Präsidentschaftskandidat der Republikaner werden will.

Vivek Ramaswamy, geboren 1985 in Cincinnati, Ohio, hat Großes vor in den kommenden Monaten. Als mit Abstand jüngster Kandidat will er Donald Trump und seinen bislang größten Verfolger, Floridas Gouverneur Ron DeSantis, bei den Vorwahlen schlagen. Diesem Ziel rückt er täglich näher.

Ramaswamy robbt sich immer weiter an den Gouverneur aus Florida heran und liegt inzwischen mit Abstand auf Platz Nummer drei in den parteiinternen Umfragen. Bei der ersten Debatte der Republikaner in Milwaukee sahen ihn viele als den eigentlichen Sieger vor allen anderen Kandidaten. (Lesen Sie hier die Analyse der TV-Debatte der Republikaner.)

Aber wie ist ihm das gelungen? Wie ist aus dem gestern noch weitgehend unbekannten Gründer und Geschäftsmann ohne jegliche politische Erfahrung, der neue Shootingstar der Republikaner geworden?

Eine beispiellose Medienpräsenz

Seit Monaten reist der Geschäftsmann und Milliardär Ramaswamy durchs Land, um für sich zu werben und um von seiner Version vom Zustand Amerikas zu erzählen. Dabei nutzt er ein Medium, mit dem er Millionen von Menschen erreicht: Podcasts. Es gibt keinen anderen Kandidaten, der wie er in den vergangenen Monaten in insgesamt weit über 100 Hörsendungen aufgetaucht ist. Vom ehemaligen "Fox News"-Moderator Tucker Carlson über den Komiker Russell Brand bis zum Psychologen Jordan Peterson lässt sich Ramaswamy von Persönlichkeiten aus dem rechts-konservativen Spektrum interviewen, die ein großes Publikum haben.

Damit bedient sich Ramaswamy wie kein anderer einer Strategie, die für die Republikaner schon früher erfolgreich aufgegangen ist. Mit Shows in lokalen Radiosendern, den sogenannten Talk Radios erreichten sie in den vergangenen Jahren ihre Wählerinnern und Wähler gerade an jenen Orten, in denen immer mehr lokale Zeitungen dichtgemacht haben. Im Auto, im Wohnzimmer und bei der Arbeit hören die Menschen solche Shows. Mit seinen Podcast-Auftritten ist Vivek Ramaswamy nicht mal mehr auf Livezuhörer angewiesen. Von überall, zu jeder Zeit kann jeder seine Botschaften in wenigen Sekunden abrufen.

Eine Geschichte über "gottlose Leere" und "Gift" in Amerika

Was Ramaswamy zu erzählen hat, ist nach eigenem Bekunden dies: Er will weiter gehen, als Trump es je getan hat. Er will eine "amerikanische Revolution". Seinen Plan für die Vereinigten Staaten beschreibt er als "America First 2.0". Zum Feind erklärt hat er das, was er "Woke Capitalism" nennt und in seinem Buch "Woke, Inc.: Inside Corporate America's Social Justice Scam" ausführlich beschreibt: Globale Eliten, die Themen wie Gender, Rassismus oder Klimawandel angeblich benutzen, um den eigenen Reichtum zu mehren und die Bevölkerung verarmen zu lassen. Dass er selbst Milliardär und damit Teil dieser Elite ist, scheint dabei kein Widerspruch für ihn zu sein.

Ramaswamy will auf seinen Reisen durch die Vereinigten Staaten eine "gottlose Leere" im Land ausgemacht haben. Und in diese Leere, so beschreibt er es in fast jedem Interview, sei "eine säkulare Religion getreten", die die Menschen aber nicht glücklich mache. Und das, was laut Ramaswamy die Menschen und das ganze Land zerstören würde, sei ein "Gift".

Dazu gehörten etwa die Rechte von Lesben, Schwulen und trans Menschen, dazu gehöre ein politischer Aktionismus gegen den Klimawandel. Dieser "Kult des Klimawandels" müsse aufgegeben werden, denn er sei ohnehin ein "Hoax", also nicht wahr, sagt Ramaswamy. Er behauptet weiter, dass dieses Gift dazu geführt habe, dass heute so viele Amerikaner unter Drogenabhängigkeit und Depressionen leiden und sie sogar in den Selbstmord trieben.

Anführer einer neuen konservativen Generation

Als Heilmittel bietet Vivek Ramaswamy unter anderem eine "Kernfamilie" an, und er will damit vor allem die jüngere Generation erreichen. Dafür sei er als "erster Millennial", noch dazu aus einem "extrem werteorientierten Elternhaus", bestens geeignet. "Ich denke, dass das unsere Chance als Bewegung ist, diese Lücke mit unserer eigenen Vision, unserer individuellen Familiennation, mit Gott zu füllen", sagte Ramaswamy in einem Interview mit Tucker Carlson.

Die Menschen seien dafür viel offener, als er gedacht hätte. "Sie brauchen nur jemanden, der es ihnen richtig darreicht", so Ramaswamy. Wenn er mit jungen Menschen darüber spreche, dann seien sie daran viel mehr interessiert als an Fragen zu "Rasse, Geschlecht, Sexualität und Klima". Ramaswamy will ihr Anführer sein.

Zu diesen jungen Menschen scheint er indes ein ambivalentes Verhältnis zu haben. Im Mai schlug er vor, das Wahlalter von 18 auf 25 Jahren hochzusetzen. Ausgenommen davon sollen nach seinen Plänen jene sein, die mindestens sechs Monate Militärdienst geleistet haben oder als Ersthelfer tätig waren.

Großes Denken oder Größenwahn?

Ähnlich wie Donald Trump hat Vivek Ramaswamy eine ganz eigene Vorstellung von einer Lösung für den Krieg in der Ukraine. "Ich habe gesagt, dass ich ein Abkommen aushandeln würde, das den Krieg in der Ukraine beendet und die derzeitigen Kontrolllinien einfriert", sagte er im selben Interview und fügte hinzu: "Ja, das bedeutet, einen Teil der Donbass-Region an Russland abzugeben. Und ich würde dazu eine feste Verpflichtung eingehen, dass die Nato die Ukraine niemals aufnehmen wird."

Von Russland würde er im Gegenzug "etwas Größeres" erwarten. Putin solle unter Ramaswamy als Präsident "seine militärische Partnerschaft mit China aufgeben und die Atomwaffen aus Kaliningrad, das an Polen grenzt, abziehen und das russische Militär aus Kuba und Venezuela im Westen abziehen."

Es ist jene Form des Sich-Berufen-Fühlens, die Ramaswamy an Trump erinnern lässt: Sie klingt nach Selbstüberschätzung und Größenwahn, zu der vielleicht eben jene Menschen neigen, die mit den Niederungen von Alltagspolitik und Diplomatie nie in Berührung gekommen sind. Menschen, die in ihrer Rolle als Geschäftsleute und Investoren anderen ihre Bedingungen im Zweifel diktieren können.

Technologisch versiert

Zu Ramaswamys Stärken gehört es allerdings, als junger und extrem erfolgreicher Geschäftsmann ein besonderes Verständnis von technologischen Entwicklungen zu haben. Leicht fällt es ihm, über die Gefahren und Chancen von Künstlicher Intelligenz zu sprechen, während die Vizepräsidentin der USA, Kamala Harris, dazu erst kürzlich durch Unkenntnis auffiel.

Loading...
Loading...
Loading...

Ramaswamy geht dorthin, wo es wehtut, und hat keine Scheu vor Verschwörungserzählungen. So kreidet er angebliche Regierungs-Zensur mithilfe von Tech-Unternehmen an, wodurch die USA auf einer Stufe mit Wladimir Putins Russlands stehen würde.

Dabei schafft es Ramaswamy, Trump in keiner Weise zu kritisieren. Im Gegenteil: Als sein Gegner um die Präsidentschafts-Kandidatur sagt er, Trump sei der "erfolgreichste Präsident unseres Jahrhunderts". Warum er dann aber gegen Trump als Präsident antritt, lässt Ramaswamy regelmäßig unbeantwortet. Mit seinem eindeutigen Bekenntnis zu Trump wirkt er dennoch glaubwürdiger als etwa Ron DeSantis, der seit Monaten einen merkwürdigen Eiertanz vollführt, Trump nicht zu kritisieren und zu ihm zu schweigen.

Ramaswamys Vorteil ist, dass er wie einst Donald Trump keiner politischen Elite angehört. Es fällt ihm ähnlich leicht, über Washington und die dortige Klasse zu schimpfen. Dabei teilt er gegen beide Parteien aus. Den Begriff "Republikaner" möchte er am liebsten vermeiden. "Ich verwende lieber das Wort pro-American", sagt er.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
  • Diverse Podcasts mit Vivek Ramaswamy (Englisch)
  • theatlantic.com: "They Just Wanted to Entertain" (Englisch)
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website