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Corona-Regeln: Harte Strafen bei gefälschten Impfnachweisen


Nach hitziger Debatte
Bundestag stimmt Corona-Plänen der Ampel zu

Von t-online, dpa, lw

Aktualisiert am 18.11.2021Lesedauer: 5 Min.
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"Eine berühmte deutsche Bundeskanzlerin hat mal gesagt ...": Als die Grünen-Fraktionschefin die Kritik an den Corona-Plänen verteidigt, reagiert Merkel prompt. (Quelle: t-online)
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Einige Maßnahmen sollen künftig nicht mehr möglich sein, andere werden neu eingeführt. Der Bundestag hat nach einer kontroversen Debatte neue Rechtsgrundlagen für die Corona-Politik beschlossen.

Der Bundestag hat die von SPD, Grünen und FDP geplanten Corona-Neuregelungen mit 3G-Vorgaben etwa am Arbeitsplatz und in Verkehrsmitteln abgesegnet. Damit wurde das neue Regelwerk für die Bekämpfung der vierten Welle beschlossen.

In namentlicher Abstimmung votierten bei 688 abgegebenen Stimmen am Donnerstag 398 Abgeordnete dafür, 254 dagegen und 36 enthielten sich, wie Bundestagsvizepräsidentin Aydan Özoguz (SPD) bekannt gab. Die Ampelparteien haben 416 Sitze.

Am Donnerstagnachmittag treffen sich die Ministerpräsidenten der Länder mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) zum Corona-Gipfel. Dabei wird es darum gehen, wie die Länder die neuen Regeln konkret umsetzen werden. Am Freitag muss der Abstimmung zudem noch der Bundesrat zustimmen, in dem die Union mit einer Blockade gedroht hat. In dem Fall wäre es möglich, dass es weitere Verhandlungen und Änderungen am Gesetz geben wird. Lesen Sie hier, was passiert, wenn der Bundesrat den Beschluss blockiert.

Konkret geht es um folgende Regeln:

  • 3G in Bussen und Bahnen
  • 3G am Arbeitsplatz
  • Homeoffice-Pflicht
  • Testpflicht in Kliniken und Pflegeheimen
  • Harte Strafen bei gefälschten Tests und Impfnachweisen
  • Harte Einschränkungen sollen auch nach Auslaufen der epidemischen Lage möglich sein, wie etwa Verbote oder Beschränkungen im Freizeit-, Kultur- oder Sportbereich
  • Schul- und Geschäftsschließungen sollen nicht mehr möglich sein

Hitzige Debatte im Bundestag

In der Debatte im Bundestag lieferten sich die Parteien der voraussichtlichen Ampelkoalition und die Union zuvor einen harten Schlagabtausch. "Wir reagieren mit notwendigen und rechtssicheren Maßnahmen auf die sehr schwierige Corona-Lage", verteidigte SPD-Gesundheitsexpertin Sabine Dittmar die geplanten Neuregelungen. Die Länder bekämen damit mehr Handlungsmöglichkeiten als mit der noch geltenden Rechtslage. Man erhalte das Schutzniveau nicht nur, man erhöhe es. Die Belastung für das Pflegepersonal sei dramatisch. "Vor uns stehen, zweifelsohne, anstrengende Wochen", so Dittmar.

Unionsfraktionsvize Thorsten Frei (CDU) warf SPD, Grünen und FDP vor, bei der Bekämpfung der Pandemie in die verkehrte Richtung zu laufen. "Drehen Sie doch bitte um", sagte der CDU-Politiker. Die Pläne der Ampel, die bisher vom Bundestag festgestellte epidemische Lage nicht zu verlängern, seien unverantwortlich. Damit würden den Ländern Instrumente aus der Hand geschlagen. "Das ist keine Handlungsorientierung für die Zukunft, so bekämpfen wir die Pandemie nicht", so Frei.

Unionsfraktionsvize Stephan Stracke (CSU) sagte, die Pläne der Ampel würden der Dramatik der Situation nicht gerecht. "Die Lage ist in diesem Land hochdramatisch. Die vierte Welle hat unser Land mit voller Wucht erfasst", sagte Stracke. Die Kliniken stießen an ihre Grenzen, es gebe einen Engpass bei Intensivbetten. Es seien überwiegend die Ungeimpften, die auf der Intensivstation landen. Mit Blick auf den Vorstoß der Ampelparteien sagte er: "Heute machen Sie Ihren ersten Fehler."

Marco Buschmann: "objektiv falsch"

Der FDP-Politiker Marco Buschmann wies die Kritik scharf zurück. "Die Behauptung, dass das neue Maßnahmenpaket die Länder wehrlos dalasse, ist objektiv falsch", sagte der Erste Parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Fraktion. "Sie war es schon von Anfang an, weil wir sehr robuste Maßnahmen von Anfang an auf rechtssichere Beine gestellt haben." Das sei ein Fortschritt. Es gehe heute nicht um Union oder Ampel. "Es geht darum, unser Land zu schützen." Die Kritik sei teils wahrheitswidrig.

Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt sagte mit Blick auf die Einwände der Union: "Die Rechtslage, die Sie hier einklagen, besteht ja." Härtere Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung seien aber von vielen Ländern nicht umgesetzt worden. "Wenn man Karneval feiern will einerseits und sagt 'Das war schon ganz prima' und übermorgen sagt, 'Wir haben aber eine riesige Notlage', dann ist das für mich jedenfalls nicht glaubwürdig aus Nordrhein-Westfalen", sagte Göring-Eckardt.

Die nun geplanten Maßnahmen reichten deutlich weiter als die bisher gültigen. Masken in Schulen sollten selbstverständlich sein, Schulen und Kitas müssten so lange wie möglich geöffnet bleiben. Göring-Eckardt verwies bei ihrer Ansprache auch auf Kanzlerin Merkel und entlockte ihr damit ein Schmunzeln. Lesen Sie hier mehr dazu.

Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Linken, Dietmar Bartsch, griff in der Debatte den FDP-Chef an: "Lieber Christian Lindner, was haben Sie eigentlich den Grünen und der SPD in den Tee getan?", fragte er mit Blick auf die Koalitionsverhandlungen. Die Abschaffung der kostenlosen Tests sei ein Fehler gewesen. Impfen müsste belohnt werden. "Mit jeder Corona-Welle wird unser Gesundheitssystem schwächer." Es sei eine desaströse Bilanz, dass es bereits 4.000 Intensivbetten weniger gebe. Er erwarte, dass die Ampel das Kliniksterben stoppe. Bartsch schoss gegen den CSU-Chef: "Wer ankündigt, der muss auch liefern. Weil sonst gilt hier das Prinzip Söder: (...) große Klappe."

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Auch die AfD sorgte in der Debatte für Wirbel. "Das war faktenfrei", sagte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD, Dirk Wiese, mit Blick auf die Behauptung eines AfD-Abgeordneten, dass die Corona-Impfung gefährlicher als eine Infektion sei. Eine Zwischenfrage von der AfD lehnte er ab: "Das hat keinen Mehrwert heute." Zudem gab es einen Schlagabtausch zwischen CDU-Politiker Sepp Müller und AfD-Mann Martin Sichert, der auf der Tribüne Platz nehmen musste, weil er keinen 2G-Nachweis vorlegen wollte. Lesen Sie hier mehr dazu.

Manuela Rottmann von den Grünen kritisierte derweil die Union scharf: "Dieses Rechtsinstrument hat uns in diese Lage geführt, in der wir jetzt sind. (...) Es werden Menschen sterben, wir werden es nicht mehr verhindern können." Aber man könne der Welle das Impfen entgegensetzen. Man brauche das Vertrauen und die Mitwirkungsbereitschaft der Menschen. "Was ist das denn für ein Kaspertheater?", fragte Rottmann mit Blick auf die Ausgangssperren, die mit der Fortsetzung der epidemischen Notlage weiterhin möglich wären.

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach machte eine Zwischenanmerkung in der Debatte und übte ebenfalls Kritik an der Union: Er habe sehr früh auf die jetzt kommende Welle hingewiesen. "Ich habe am wenigsten Erfolg bei der Überzeugungsarbeit gehabt bei den Ministerpräsidenten der Union", so Lauterbach. Er habe durchgehend zu 2G geraten, das sei in keinem der unionsgeführten Bundesländer eingeführt worden. Die Konsequenzen: "Wir werden in den besonders betroffenen Gebieten tatsächlich über lokale Schließungen nachdenken müssen."

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Andere Rechtsgrundlage für Corona-Maßnahmen

Die Pläne von SPD, Grünen und FDP sollen eine andere Rechtsgrundlage für Corona-Auflagen schaffen, wenn die bisher vom Bundestag festgestellte epidemische Lage am 25. November ausläuft. Die Ampelparteien haben sich dagegen entschieden, sie erneut im Bundestag zu verlängern. Dieser Ausnahmezustand gibt den Regierungen der Bundesländer bisher die Möglichkeit, auf einfachem Verordnungsweg weitreichende Corona-Maßnahmen zu ergreifen, von Ausgangsbeschränkungen über Veranstaltungsverbote bis hin zu Restaurant-, Geschäfts- oder Schulschließungen.

Die Ampel will solche Maßnahmen nicht mehr möglich machen, bis auf einige Ausnahmen wie Verbote oder Beschränkungen im Freizeit-, Kultur- oder Sportbereich – allerdings dann auch nur, wenn die Landesparlamente dies beschließen. Der Maßnahmenkatalog schafft auf der anderen Seite aber auch neue Möglichkeiten: So soll es Regelungen wie 3G am Arbeitsplatz und in Verkehrsmitteln sowie Testpflichten in Pflegeheimen geben.

Harter Lockdown ist unter einer Bedingung wieder möglich

Bis zum Ende der epidemischen Lage können die Bundesländer noch Maßnahmen aus dem bisherigen, weitergehenden Katalog anordnen. Machen die Länderchefs davon bis zum 25. November Gebrauch, sollen diese Regelungen bis Mitte Dezember 2021 gültig bleiben.

Zudem kann der Bundestag mit einer Mehrheit jederzeit erneut die epidemische Lage beschließen. Dann wären Maßnahmen wie Schulschließungen und Ausgangssperren wieder möglich.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
  • Eigene Recherche
  • Bundestagssitzung am 18. November 2021
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