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RBB-Moderator zofft sich mit AfD-Mann: Zuschauer stört Wahl-Sendung


Moderator zofft sich mit AfD-Mann
Aufgebrachter Zuschauer stört Wahl-Sendung


18.09.2024Lesedauer: 4 Min.
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RBB-Moderator Dirk Platt (Archivbild) lieferte sich im Kandidatencheck vor der Wahl hitzige Wortgefechte mit einem AfD-Politiker.Vergrößern des Bildes
RBB-Moderator Dirk Platt (Archivbild) lieferte sich im Kandidatencheck vor der Wahl hitzige Wortgefechte mit einem AfD-Politiker. (Quelle: POP-EYE/Gabsch via www.imago-images.de)

In Brandenburg haben sich sieben Spitzenkandidaten vor der Landtagswahl zum einzigen TV-Duell getroffen. Ein Zuschauer regte sich dort so auf, dass er kaum zu stoppen war.

Fünf Tage bevor Brandenburg einen neuen Landtag wählt, haben sich sieben Spitzenkandidaten im RBB einem "Kandidatencheck" gestellt. Immer wieder kam es dabei zu hitzigen Debatten zwischen Moderator Dirk Platt und AfD-Spitzenkandidat Hans-Christoph Berndt. Denn: Mehr als einmal nahm Berndt Anstoß an Platts faktischen Anmerkungen.

Die Kandidaten

  • Dietmar Woidke (SPD), amtierender Ministerpräsident
  • Jan Redmann (CDU), Spitzenkandidat
  • Benjamin Raschke (Bündnis 90/Die Grünen), Platz 2 der Landesliste
  • Hans-Christoph Berndt (AfD), Spitzenkandidat
  • Robert Crumbach (BSW), Spitzenkandidat
  • Péter Vida (Freie Wähler), Spitzenkandidat
  • Sebastian Walter (Die Linke), Spitzenkandidat

So auch als es um das Thema Fachkräftemangel ging. Trotz Millionen Zuwanderern seit 2015 sei das Fachkräfteproblem in Deutschland so groß wie nie, hatte Berndt erklärt. Seine These: Die durch "migrantische Gewalt" verschuldete Situation an Schulen, in Parks, Zügen und im öffentlichen Raum vertreibe Fachkräfte. "Wir haben stündlich Messerattacken, Gruppenvergewaltigungen. Das treibt doch normale Menschen aus dem Land", so Berndt.

Platt merkte an, dass eine derartige Vertreibung von Fachkräften nicht durch Zahlen belegbar sei und verwies auf die Bevölkerungsstatistik. "Dann lesen Sie mal bitte die Statistik, Herr Platt", schoss Berndt zurück und kritisierte: "Ich bin schon überrascht, auf welchem Niveau Sie hier die Fragen stellen!"

AfD-Spitzenkandidat kritisiert RBB-Moderator

Anstoß an einer Einordnung des Moderators nahm Berndt auch als es in der Rubrik "15 Sekunden" um das Thema Rechtsextremismus an Schulen in Brandenburg ging. Immer wieder gebe es dort "menschenverachtende Aussagen" und immer häufiger fänden sich Hakenkreuze auf Tischen und Stühlen, erklärte der Sprecher des landeseigenen Schülerrats. "Wie können wir Brandenburgs Schulen lebenswerter machen?", so seine Frage, die alle Spitzenkandidaten in jeweils einer viertel Minute beantworten sollten.

"Herr Berndt, die Frage geht zunächst an Sie", erklärte Moderator Platt und ergänzte, dass der AfD-Spitzenkandidat vom Brandenburger Verfassungsschutz als "gesichert rechtsextrem" eingestuft worden sei. "Was hat jetzt diese Bemerkung davor damit zu tun?", beschwerte sich Berndt und kritisierte außerdem: "Sie müssen schon ein bisschen fair moderieren." Er wolle die Gelegenheit haben, auf die Bemerkung zu reagieren.

Platt blieb dabei, dass der von ihm angebrachte Fakt in diesem Zusammenhang wichtig sei, räumte Berndt aber Extra-Zeit ein, um auf seinen Einwurf zu antworten. Zu seiner Einstufung als rechtsextrem sei es erst gekommen, nachdem 2019 nach dem Regierungswechsel ein neuer Verfassungsschutzchef ins Amt gekommen sei, erklärte der AfD-Spitzenkandidat. "Da kann sich jeder seinen Reim drauf machen."

Woidke kritisiert AfD-Mann scharf

Platt ließ das nicht unkommentiert: Eine derartige Einstufung durch den Verfassungsschutz könne man in einem Rechtsstaat wie Deutschland vor Gericht klären lassen, stellte er klar. Berndt habe das jedoch nie getan. "Da kann sich jetzt jeder selbst einen Reim drauf machen", schloss auch Platt seinen Redebeitrag.

Auf die Frage des Schülers antwortete Berndt schließlich: Er finde es "viel wichtiger" sich Gedanken um "einheimische Schüler" zu machen, die von Migranten "drangsaliert" würden. Darin sehe er das "relevante Problem", von dem nicht abgelenkt werden dürfe, so seine Meinung. Kritik kam unter anderem von CDU-Spitzenkandidat Jan Redmann. Er könne nicht nachvollziehen, wieso Berndt auf die Frage nach Rechtsextremismus über "migrantische Straftaten" spreche. Er sei der Meinung, alle Straftaten müssten verfolgt werden, egal aus welchem Bereich, so Redmann.

Gegenwind kam auch von SPD-Ministerpräsident Dietmar Woidke: "Herr Berndt hat kein Problem mit dem Verfassungsschutz, er hat ein Problem mit der Verfassung!", erklärte der. Aus seiner Sicht könne Rechtsextremismus an Schulen nur mit Bildung bekämpft werden. "Bildung, Bildung, Bildung", lautete auch die Antwort des Spitzenkandidaten der Freien Wähler, Péter Vida. Es dürfe keine Geschichtsstunde ausfallen, damit sich die Vergangenheit nicht wiederhole "und sowas nicht um sich greift", erklärte der.

Zuschauer liefert sich Schlagabtausch im RBB

Nicht nur mit Moderator Platt und seinen Amtskollegen geriet Berndt am Dienstagabend aneinander. Zu einem hitzigen Schlagabtausch kam es auch mit einem Zuschauer. Zum Streitthema wurde dabei das Tesla-Werk in Brandenburg, bei dem es sich um den ersten europäischen Produktionsstandort des Megakonzerns handelt.

Er sei "teilweise schockiert", wenn er die negativen Berichte über das Tesla-Werk verfolge, erklärte Zuschauer Bodo Dohmhardt im Studio. Der AfD warf er vor zusammen mit Linksaktivisten marschiert und das Tesla-Werk gestürmt zu haben. "Das nehmen Sie mal schön zurück", antwortete Berndt darauf.

Doch der Zuschauer war mit seiner Kritik noch nicht am Ende: Brandenburg habe die Chance darauf, beispielsweise durch die Produktion von grünem Stahl in Eisenhüttenstadt Industriearbeitsplätze zu schaffen, führte Zuschauer Dohmardt aus. In den vergangenen Jahren seien Investitionen in derartige Projekte "einigermaßen gelungen". Wenn die AfD die Bevölkerung jedoch "permanent" gegen das Tesla-Werk, das zahlreiche Arbeitsplätze geschaffen habe, aufhetze, habe er etwas dagegen.

BSW schließt Zusammenarbeit mit AfD nicht aus

Niemand habe das Werk gestürmt oder hetze dort auf, antwortete der AfD-Mann und nutzte die Erwähnung von klimafreundlichen Industrien, um auf das Thema Energiewende einzugehen. Sowohl die Energie- als auch die Verkehrswende seien "fatal" und schuld daran, dass Deutschland unter den Industriestaaten ins Hintertreffen geraten sei, so der AfD-Mann.

Dohmardt wollte auf diese Anmerkung reagieren, bekam die Gelegenheit aus Zeitgründen jedoch nicht. Aus dem Hintergrund rief der aufgebrachte Zuschauer daraufhin mehrmals laut ins Studio. Man müsse sich darauf einigen, dass nicht alle einer Meinung seien beim Thema Tesla, beschwichtigte Moderator Platt, bevor es nach der Verzögerung weiterging.

Interessante Offenbarungen des BSW brachten am Ende der Sendung drei Halbsätze, die jeder Kandidat innerhalb von drei Sekunden beantworten sollte. "Mit der AfD werde ich zusammenarbeiten, wenn…", lautete der Satz, den es zu ergänzen galt. Die Antwort des Spitzenkandidaten Robert Crumbach: "Es ist vorstellbar, dass wir einzelne Anträge der AfD im Landtag unterstützen, wenn sie vernünftig sind."

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Klare Worte von Woidke

Nach der AfD wurde am Dienstagabend auch Woidke gefragt. Was er an Spitzenkandidat Berndt schätze, wollte Platt von ihm wissen. "Nix", so die knappe Antwort.

In der jüngsten Insa-Umfrage von "Märkischer Allgemeine", "Märkischer Oderzeitung" und "Lausitzer Rundschau" schnitt die AfD mit 28 Prozent am stärksten ab und liegt vor der SPD mit 25 Prozent, der CDU mit 16 Prozent und dem BSW mit 14 Prozent. Die Grünen und BVB/Freie Wähler kommen auf jeweils vier Prozent, die Linke erreicht drei Prozent.

Verwendete Quellen
  • RBB-Sendung: "rbb24 – Ihre Wahl: Der Kandidatencheck"
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