Merz scheitert im ersten Wahlgang Historische Pleite: Das gab es noch nie
Friedrich Merz will Bundeskanzler werden, doch im ersten Wahlgang reicht es nicht. Das ist in der deutschen Geschichte noch keinem Kanzleranwärter passiert.
CDU-Chef Friedrich Merz ist bei der Kanzlerwahl im Bundestag im ersten Wahlgang durchgefallen. Er erhielt in geheimer Abstimmung 310 von 621 abgegebenen Stimmen und damit 6 weniger als die nötige Mehrheit von 316. Die Koalitionsfraktionen CDU/CSU und SPD haben zusammen 328 Sitze im Parlament.
Es ist ein Novum: Noch nie ist nach einer Bundestagswahl und erfolgreichen Koalitionsverhandlungen ein designierter Kanzler bei der Wahl im Bundestag gescheitert.
- Niederlage im ersten Wahlgang: So kann Merz doch noch Kanzler werden
Trotz des dünnen Stimmenpolsters galt die Wahl von Merz im ersten Wahlgang als ziemlich sicher. In der Vergangenheit lag das Ergebnis bei der Kanzlerwahl meist unterhalb der Zahl der Koalitionssitze. So wurde etwa Konrad Adenauer bei seiner ersten Wahl 1949 genau bei den damals benötigten 202 Stimmen. In den folgenden Jahren wuchs das Parlament und damit auch die benötigten Stimmen für die Kanzlermehrheit. 1953 erreichte er 305 Stimmen, bei 244 benötigten. Dennoch lag er damit jeweils unter den ihm theoretisch zustehenden Stimmen aus seiner Fraktion.
In der jüngeren Vergangenheit erreichten Merkel und Scholz jeweils deutliche Mehrheiten, die aber dennoch unter der Anzahl der Gesamtstimmen aus den jeweils geplanten Koalitionen lagen. So kam Merkel 2005 auf 397 von 308 benötigten Stimmen. Ihre geplante Koalition hätte unterdessen 448 Stimmen zu vergeben gehabt.
Bei Scholz waren es 2021 395 Stimmen, bei 369 benötigten. Die Ampel-Parteien hatten damals 416 zu vergebende Stimmen.
Es kann aber auch andersherum laufen: 1998 hatten sechs Abgeordnete mehr für Gerhard Schröder (SPD) gestimmt, als die rot-grüne Koalition Sitze im Bundestag hatte.
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- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
- election.de: Wahl des Bundeskanzlers und Vertrauensfrage