Megaprojekte in Gefahr Saudischer Staatskonzern verzeichnet Gewinneinbruch

Saudi-Arabiens staatlicher Ölkonzern muss Einbußen beim Gewinn hinnehmen. Das gefährdet die Megaprojekte des de-facto Herrschers Mohammad bin Salman.
Saudi-Aramco hat im zweiten Quartal deutlich weniger verdient als im Vorjahresquartal. Der staatliche Ölkonzern aus Saudi-Arabien meldete am Dienstag einen Gewinnrückgang um 22 Prozent auf 22,7 Milliarden Dollar. Das geht aus einer Mitteilung des Unternehmens hervor. Als Grund nannte Aramco vor allem die sinkenden Ölpreise.
Aramco ist der weltgrößte Exporteur von Rohöl. Das Unternehmen gilt zudem als wichtigster Finanzpfeiler des saudischen Königreichs – sinkende Gewinne gefährden daher direkt die Staatsausgaben. Der Konzern reagierte auf die Entwicklung mit der Ankündigung, künftig Kosten senken zu wollen und sich aus Beteiligungen mit geringen Margen zurückzuziehen.
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Ölpreis steht unter Druck
Die Ölpreise stehen seit Tagen unter Druck. Am Dienstag kostete ein Barrel der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Oktober nur noch 67,62 US-Dollar. Auch die US-Sorte WTI verbilligte sich erneut. Hintergrund ist ein Beschluss der Opec+ vom Wochenende: Die Organisation unter Führung Saudi-Arabiens und Russlands hatte sich auf eine Erhöhung der Fördermenge ab September geeinigt.
Die Anhebung um 547.000 Barrel pro Tag beendet einen Kurs der Produktionsbegrenzung. Analysten sehen darin ein Signal für möglicherweise weitere Ausweitungen, was den Druck auf den Ölpreis verstärkt. Hinzu kommen schwache Konjunkturdaten und geopolitische Unsicherheiten, etwa durch Zolldrohungen von US-Präsident Donald Trump gegen Indien.
Saudisches Haushaltsdefizit steigt
Die sinkenden Öleinnahmen treffen auch den saudischen Staatshaushalt. Laut einer aktuellen Prognose von Goldman Sachs dürfte das Haushaltsdefizit in diesem Jahr auf 67 Milliarden Dollar steigen – mehr als doppelt so viel wie zuletzt angenommen. Saudi-Arabien braucht laut Experten einen Ölpreis von 93 Dollar pro Barrel, um seinen Haushalt auszugleichen.
Der Preis für Rohöl liegt derzeit jedoch rund 30 Dollar darunter. Das gefährdet zentrale Projekte der "Vision 2030", mit der sich das Land unabhängiger vom Öl machen will. Dazu gehören unter anderem der Bau der dystopisch anmutenden Wüstenstadt "The Line" – ein 170 Kilometer langes, nur 200 Meter breites und 500 Meter hohes Gebäude für neun Millionen Menschen – sowie das gigantische Siedlungsprojekt "Neom" auf einer Fläche so groß wie Belgien. Menschenrechtsorganisationen werfen Saudi-Arabien dabei Zwangsumsiedlungen und Ausbeutung von Arbeitsmigranten vor.
Die Regierung will wohl an vielen Vorhaben festhalten, denn für Kronprinz Mohammed bin Salman sind die Bauvorhaben auch politisch zentral – sie gelten als Symbol seiner Reformagenda. Beobachter rechnen jedoch mit Verschiebungen, Priorisierungen und möglichen Kürzungen.
Der Druck auf die Finanzen könnte auch Auswirkungen auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung haben. Die Prognose für das saudische Wachstum wurde laut Bloomberg Economics bereits von 3 auf 2,6 Prozent gesenkt. Besonders betroffen dürfte der Nicht-Ölsektor sein, auf den viele der geplanten Reformen abzielen und in dem die meisten Saudis beschäftigt sind.
- Mit Material der Nachrichtenagenturen reuters und dpa
- handelsblatt.com: Niedriger Ölpreis gefährdet saudi-arabische Megaprojekte