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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Maischberger konfrontiert SPD-Politiker "Das war nicht okay"

Ex-Arbeitsminister Hubertus Heil frustriert Sandra Maischberger durch beharrliches Ausweichen – gibt aber immerhin preis, wen er im Bundestag gewählt hat.
Zum Auftakt ihrer ersten Dreitagewoche als Sommerpausen-Vertretung für "Hart aber fair" hatte Sandra Maischberger Ex-Arbeitsminister Hubertus Heil zu Gast. Zunächst befragte sie ihr Kommentatoren-Panel zu dem SPD-Politiker, der nach sieben Jahren als Ressortchef im neuen schwarz-roten Kabinett keine Rolle mehr spielt. Der Journalist Michael Bröcker führte dies auf "zwei Probleme" zurück: "Er kommt aus Niedersachsen, und er steht fürs Bürgergeld." TV-Autor Micky Beisenherz bedauerte das Ausscheiden: Beim Begriff "aufrechter Sozialdemokrat" denke er an Heil.
Gäste:
- Hubertus Heil (SPD), ehemaliger Bundesarbeitsminister
- Jakob Augstein, Verleger (der Freitag)
- Nikolaus Blome, Politikchef RTL/n-tv
- Anja Kohl, ARD-Wirtschafts- und Finanzexpertin
- Micky Beisenherz, Autor und TV-Moderator
- Michael Bröcker, Journalist (Table Media)
"Mit wie viel Herzenswärme" er bei der Kanzlerwahl im Bundestag für Friedrich Merz gestimmt habe, wollte die Moderatorin dann von dem SPD-Mann wissen. "Ich habe in beiden Wahlgängen für Friedrich Merz gestimmt", antwortete Heil, "aus Respekt vor dem Wahlergebnis und weil das Land eine stabile Regierung braucht." Das Verhalten der Abweichler, die dem CDU-Chef zunächst ihre Zustimmung verweigert hatten, nannte er "nicht verantwortlich". Als Maischberger eine scharfe Kontroverse zwischen Heil und Merz aus einem Talk von 2021 einspielte, zeigte Heil sich selbstkritisch: "Wir hatten beide keine Impulskontrolle in dieser Sendung, das war zu persönlich, das war nicht okay."
Heil: "Wehmut, aber keine Bitterkeit" wegen Ausscheidens
Offenbar hatte er sich fest vorgenommen, dass ihm das nicht noch einmal passieren sollte. Jedenfalls ließ er sich dieses Mal – zum Leidwesen der Moderatorin – zu keiner scharfen oder unbedachten Aussage hinreißen. "Mir war ziemlich klar, dass ich nicht Minister bleiben konnte", erklärte er und bestätigte die Länder-Proporz-Erklärung Michael Bröckers: Schließlich stammen Finanzminister und Vizekanzler Lars Klingbeil sowie Verteidigungsminister Boris Pistorius wie er aus Niedersachsen. Er empfinde darüber "Wehmut, aber keine Bitterkeit".
Für seine Nachfolgerin Bärbel Bas fand er nur lobende Worte: Sie sei eine "starke Frau" und werde "das gut machen", so Heil. Auch bei der Frage, ob er nicht den Fraktionsvorsitz seiner Partei im Bundestag habe übernehmen wollen, blieb er zurückhaltend-diplomatisch: Das habe er überlegt, aber "nicht die Unterstützung aus der Parteispitze" gehabt, "die es dafür gebraucht hätte".
Heil räumte ein, dass beim Bürgergeld "nicht alles gut gelaufen" sei – so sei es ein Fehler gewesen, die Sanktionen bei Pflichtverletzungen für Empfänger von Arbeitslosengeld II auszusetzen. Er verwahrte sich aber auch dagegen, armutsgefährdete Menschen unter Generalverdacht zu stellen, zu faul zu sein. Und er reklamierte für sich, "mit Kurzarbeit einen Tsunami am Arbeitsmarkt verhindert" und die Grundrente eingeführt zu haben. Zudem sei das Einwanderungsgesetz "ein wichtiger Schritt" gewesen.
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Maischberger fragt nach den "Friends of Lars"
Sandra Maischbergers Frage, ob Parteichef Lars Klingbeil "die engsten Posten" so konsequent mit "Friends of Lars" besetzt habe, "dass ihm niemand gefährlich werden kann", ließ er abtropfen. "Ich will das nicht beurteilen und ich kann das nicht", sagte Heil. "Doch, das können Sie, aber Sie wollen nicht", gab die Moderatorin zurück. Dennoch unternahm sie den Versuch, dem Ex-Arbeitsminister eine Einschätzung zum Vorstoß seiner Nachfolgerin zu entlocken, auch Beamte in das gesetzliche Rentensystem zu integrieren, um dessen Basis zu verbreitern.
Aber auch hier wich Heil aus und konterte mit Allgemeinplätzen: "Die gesetzliche Rente muss tragende Säule der Alterssicherung bleiben", sagte er etwa. Oder: "Je besser die Erwerbsintegration, desto stabiler die Rente." Sie sei "ein bisschen frustriert, ehrlich gesagt", seufzte da Maischberger. "Das tut mir leid", erwiderte Heil ungerührt. Eine gewisse Skepsis gegenüber der Bas-Initiative ließ er lediglich mit einem Satz erkennen: "Es ist nicht der eine Knopf", erklärte er, vielmehr gebe es "mehrere Stellschrauben", um die Rentenkasse abzusichern. Als Beispiele nannte er "Ausbildung, Frauenerwerbsbeteiligung und qualifizierte Einwanderung".
Beim obligatorischen Satzvervollständigungsspiel kam die Rede schließlich noch auf Papst Leo XIV. Obgleich evangelischer Christ, zeigte sich Hubertus Heil "hoffnungsfroh" über die ersten Amtshandlungen des neuen Pontifex – und schickte gar einen Wunsch nach Rom: "Nach über 500 Jahren könnte er meine Kirche auch mal anerkennen."
- ARD: "Maischberger" vom 19. Mai 2025