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AKK wird Verteidigungsministerin: Schleudersitz oder Karrieresprungbrett?


Annegret Kramp-Karrenbauer im Schleudersitz

dpa, Von Carsten Hoffmann

Aktualisiert am 17.07.2019Lesedauer: 3 Min.
Annegret Kramp-Karrenbauer, Angela Merkel: Auf die CDU-Chefin kommen in ihrer neuen Rolle einige Herausforderungen zu
Annegret Kramp-Karrenbauer, Angela Merkel: Auf die CDU-Chefin kommen in ihrer neuen Rolle einige Herausforderungen zu. (Quelle: Kai Pfaffenbach/Reuters-bilder)
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Schleudersitz oder Sprungbrett auf den Stuhl der Kanzlerin? Das sind die absoluten Gegenpole des neuen Amtes von Annegret Kramp-Karrenbauer. Die CDU-Chefin tritt ins Kabinett ein – und geht voll ins Risiko.

SaarlΓ€ndische MinisterprΓ€sidentin, CDU-Chefin – und nun also Verteidigungsministerin. Annegret Kramp-Karrenbauer, die politische Vertraute von Kanzlerin Angela Merkel, tritt damit eines der wohl schwierigsten Γ„mter in der deutschen Politik an. Das Verteidigungsministerium kann sich schnell zu einem Minenfeld entwickeln und ist oft fΓΌr einen Skandal gut. Aber: Wer die Aufgabe meistert, kann auch zu HΓΆherem berufen sein. FΓΌr Kramp-Karrenbauer ist das Amt eine Chance, sicherheitspolitisch Profil zu gewinnen. Dabei galt bis zuletzt Gesundheitsminister Jens Spahn als Favorit auf die Nachfolge von Ursula von der Leyen, die am Dienstagabend als EU-KommissionsprΓ€sidentin bestΓ€tigt wurde.

Wie steht es um das Verteidigungsressort?

Mit Schlagzeilen ΓΌber die Kostenexplosion der "Gorch Fock" und der "BerateraffΓ€re" hat das Ministerium zuletzt Schlagzeilen gemacht. Aufreger in Berlin, aber sicherheitspolitisch eher "peanuts".

Die eigentlichen Herausforderungen fΓΌr den neuen Minister sind nach EinschΓ€tzung von MilitΓ€rexperten drei Punkte:

  • Die Modernisierung und Instandhaltung von Waffensystemen und Material mit der Neuordnung des lΓ€hmenden Beschaffungswesens.
  • Die Personalgewinnung angesichts zunehmender Konkurrenz um FachkrΓ€fte. Zudem die Digitalisierung der Armee. Dazu gehΓΆren die Vernetzung von Waffensystemen, die Cyberarmee sowie der technisch und moralisch herausfordernde Einsatz von Systemen KΓΌnstlicher Intelligenz.
  • Und natΓΌrlich das leidige Thema Geld.

Deutschland hat sich wie die anderen Nato-VerbΓΌndeten verpflichtet, dass die Verteidigungsausgaben sich bis 2024 in Richtung 2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts bewegen sollen. FΓΌr 2020 sind nun allerdings nur 1,37 Prozent der Wirtschaftsleistung anvisiert, laut Finanzplan soll die Quote bis 2023 sogar auf 1,25 Prozent sinken. Die Spreizung birgt Konfliktstoff insbesondere im VerhΓ€ltnis zu den USA. Eigentlich hatte die Bundesregierung fΓΌr 2024 ein Ziel von 1,5 Prozent fΓΌr Verteidigung ausgegeben.

Ein hΓΆherer Verteidigungsetat ist wichtig, um die zahlreiche Projekte mit Geld versorgen zu kΓΆnnen, er ist aber auch Voraussetzung dafΓΌr, einen Hauptstreitpunkt mit der US-Regierung von Donald Trump beizulegen. Es geht um den Vorwurf, Deutschland trage keine angemessen Last im BΓΌndnis und lasse damit die USA fΓΌr seine militΓ€rische Sicherheit zahlen.

Annegret Kramp-Karrenbauer, Angela Merkel, Ursula von der Leyen: Kramp-Karrenbauers Eintritt ins Kabinett gilt als große Überraschung.
Annegret Kramp-Karrenbauer, Angela Merkel, Ursula von der Leyen: Kramp-Karrenbauers Eintritt ins Kabinett gilt als große Überraschung. (Quelle: imago images)

Wehretat kΓΆnnte zu neuem Streitthema werden

In Zeiten, in denen die Steuerquellen nicht mehr so krΓ€ftig sprudeln wie in den vergangenen Jahren ist die ErhΓΆhung des Verteidigungsetats ein schwieriges Unterfangen. In der Koalition kΓΆnnte dies schnell zum Konfliktfall mit der SPD und ihrem Kassenwart Olaf Scholz fΓΌhren, die sich gegen deutliche Steigerungen des Wehretats strΓ€uben.

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Ihre politische Karriere begann Kramp-Karrenbauer im Stadtrat ihres Heimatortes PΓΌttlingen. Und immer, wenn sie gerufen wurde, machte sie ihre Sache so gut, dass irgendwann unvermeidlich der nΓ€chste Ruf kam. "Es gibt keine Aufgabe, die man Annegret nicht anvertrauen kann", hat schon der frΓΌhere Saar-Regierungschef Peter MΓΌller (CDU) gesagt, als er Kramp-Karrenbauer 2000 als Innenministerin in sein Kabinett berief.

Allzweckwaffe der CDU

Seitdem hat sie sich als Allzweckwaffe der CDU einen Namen gemacht: Nach verschiedenen Ministerjobs wurde sie 2011 erste MinisterprΓ€sidentin des kleinsten FlΓ€chenstaates. Im MΓ€rz 2017 gewann sie auf dem Zenit der Beliebtheit von SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz die Landtagswahl im Saarland haushoch fΓΌr die CDU.

Seit Jahren arbeiten Merkel und Kramp-Karrenbauer, die wegen ihres nΓΌchtern-analytischen Politikstils miteinander verglichen werden, eng zusammen. "Unaufgeregt" und "uneitel" gehΓΆren zu den Attributen Kramp-Karrenbauers. "Viele glΓΌckliche ZufΓ€lle haben mir dabei geholfen", sagt die Mutter von drei erwachsenen Kindern. Eigentlich wollte sie vor dem Abi Hebamme werden, danach dachte sie an einen Beruf als Lehrerin. Mit 18 trat sie in die CDU ein –und entdeckte ihre Leidenschaft fΓΌr Politik. SpΓ€ter studierte sie Jura und Politik.

Voll ins Risiko

Trotzdem: Dass sie Verteidigungsministerin werden soll, ist – trotz einiger Spekulationen in den vergangenen Wochen – eine handfeste Überraschung. Man kann es einen politischen Paukenschlag nennen, den auch viele Verteidigungspolitiker in Berlin so nicht auf dem Zettel hatten. Und Kramp-Karrenbauer geht damit voll ins Risiko. Sie hat eigentlich genug mit der Neuaufstellung der Partei zu tun. In CDU-Parteikreisen hieß es, CDU-GeneralsekretΓ€r Paul Ziemiak, der sich bisher bei dieser Aufgabe im Hintergrund gehalten hat, mΓΌsse nun mehr Verantwortung ΓΌbernehmen.

Merkel hatte intern schon lΓ€nger klar gemacht, dass sie Kramp-Karrenbauer ins Kabinett holen werde, wenn diese das wolle. Es war auch zuletzt spekuliert worden, ob es einen Ressorttausch geben kΓΆnne zwischen CDU und CSU – das Verteidigungsministerium gegen das Bundesinnenministerium. Doch dafΓΌr hΓ€tte CSU-Minister Horst Seehofer seinen Platz rΓ€umen mΓΌssen – der das ganz offensichtlich nicht will.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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