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Proteste in Belarus: Endspiel für Diktator Lukaschenko


Was heute wichtig ist
Endspiel für Europas letzten Diktator

MeinungVon Carsten Werner

Aktualisiert am 17.08.2020Lesedauer: 6 Min.
Meinung
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Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.

Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.
Alexander Lukaschenko spricht in Minsk zu Anhängern.Vergrößern des Bildes
Alexander Lukaschenko spricht in Minsk zu Anhängern. (Quelle: Valery Sharifulin/TASS/imago-images-bilder)

Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,

Ich hoffe, Sie hatten ein schönes Wochenende und starten entspannt und erholt in die neue Woche. Heute darf ich Ihnen die kommentierten Themen des Tages präsentieren. Und dazu werfe ich zunächst einen Blick nach Osten, wo mutige Menschen gerade das Schicksal ihres Landes in die Hand nehmen.

WAS WAR?

Es ist eine seltsame Zeit, in der wir leben. Weltweit kämpfen Staaten gegen die Corona-Pandemie und ihre zerstörerischen Folgen. Das Virus offenbart schonungslos die Schwächen von Populisten und beweist, wie wertvoll ernsthafte und faktenbasierte Politik ist. Und Corona führt uns allen vor Augen, wie froh wir sein können, in einem Land wie Deutschland zu leben, in dem eben diese politischen Tugenden noch hochgehalten und gelebt werden. Einem Land, in dem jeder offen seine Meinung sagen kann, selbst dann, wenn die Argumente dumm, die Kritik unberechtigt und die Forderungen gefährlich sind.

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Während wir uns in Deutschland um die Folgen des Sommerurlaubs in der Corona-Pandemie sorgen, während wir uns mit Recht fragen, wie es mit Schule, sozialem Leben und Fußball weitergehen soll, kämpfen gar nicht so weit entfernt viele Menschen für ihre grundsätzlichen Rechte, für Demokratie, Freiheit und Rechtsstaat. In Belarus, der letzten Diktatur Europas zwischen Polen und Russland, erhebt sich nach der offensichtlich manipulierten Präsidentschaftswahl ein großer Teil des Volkes gegen den schnauzbärtigen Machthaber Alexander Lukaschenko und dessen seit 26 Jahren andauerndes Unterdrückungsregime.

Mit einer auf ihn eingeschworenen Machtelite, einer landesweiten Günstlingswirtschaft und mit einem skrupellosen Sicherheitsapparat hielt sich Lukaschenko für unantastbar. So ist wohl auch das offiziell verkündete Ergebnis der Wahl vom 9. August zu erklären, bei der er trotz massiven Zulaufs von Menschen zur Opposition angeblich 80 Prozent der Stimmen erhielt. Es ist vergleichbar mit den Ergebnissen der Wahlen von 2006, 2010 und 2015. Wahlbetrug, davon ist auszugehen, hat in Belarus eine lange Tradition.

Auch Proteste dagegen gab es schon öfter, diesmal jedoch könnten sie erfolgreich sein. Angesichts schwächelnder Wirtschaft und Lukaschenkos Missmanagement in der Corona-Krise haben sich weite Teile der belarussischen Gesellschaft offenbar endgültig von ihm abgewandt. Trotz Einschüchterungen und brutalem Vorgehen von Polizei und Geheimdienst zieht es Zehntausende zu friedlichen Demonstrationen auf die Straßen. Mitarbeiter von Staatsbetrieben, viele Polizisten und auch politische Amtsträger solidarisieren offen mit der Protestbewegung.

Lukaschenko gelingt es bisher nicht, den gegen ihn gerichteten Zorn zu bändigen oder die Menschen wie gewohnt mit Angst mundtot zu machen. Im Gegenteil: Die brutalen Reaktionen des Sicherheitsapparats, die im Netz geteilten Folterfotos und Videos, die Berichte von Opfern des Prügelregimes liefern seinen Gegnern täglich neue Beweise für die Verkommenheit der Regierung. Im Kampf gegen die mutigen und beherzten Protestierenden gehen Lukaschenko die Mittel der Unterdrückung aus. Es scheint, als seien seine Tage als Diktator wirklich gezählt.


Noch längst nicht ausgestanden ist die Corona-Pandemie, dies verdeutlichen die Nachrichten der vergangenen Tage. Vergleichsweise niedrige Infektionszahlen, daraus folgende Lockerungen von Einschränkungen und zuletzt die Sommerurlaube im In- und Ausland vermittelten lange ein trügerisches Bild von Normalität. Doch seit ein paar Wochen nimmt die Zahl der täglichen Neuinfektionen wieder zu. Experten zeigen sich besorgt, mahnen zur Vorsicht und warnen vor einem möglichen Rückfall mit schmerzhaften Konsequenzen für die gesamte Gesellschaft. Noch stärker betroffen sind Frankreich, Belgien, die Niederlande – und vor allem Spanien.

Das zweitliebste Urlaubsland der Deutschen (nach Deutschland) steht plötzlich wieder auf der Warnliste des Auswärtigen Amtes. Nur die Kanaren sind davon ausgenommen. Von Reisen nach Spanien wird ganz offiziell abgeraten, bereits gebuchte Urlaube dürfen kostenfrei storniert werden. Rückkehrer von dort müssen mit Tests nachweisen, dass sie das Virus nicht mitgebracht haben, bevor sie in Deutschland wieder unter Menschen dürfen.

Es sind drastische Maßnahmen, die die Bundesregierung ergreift, doch sie sind notwendig. Und es dürften nicht die einzigen Beschränkungen bleiben, die uns in nächster Zeit wieder auferlegt werden. Das Coronavirus ist unnachgiebig und duldet keine Schwäche. Wer falsch oder zu spät reagiert, muss dafür einen hohen Preis zahlen, so viel haben wir inzwischen über Corona gelernt. Aber auch, dass bereits kleine Änderungen einen großen Effekt haben können. Also bitte: Masken auf und Abstand halten, so könnten wir den Rückfall noch verhindern.

WAS STEHT AN?

Drei weitere Bundesländer starten am Montag unter Corona-Bedingungen ins neue Schuljahr: In Hessen, Rheinland-Pfalz und im Saarland wird nach dem Ende der Sommerferien der Unterricht in den Klassenräumen wieder aufgenommen. In allen drei Ländern gilt in Schulen eine Maskenpflicht, jedoch nicht während des Unterrichts.


Weniger als drei Monate vor der US-Wahl beginnt am Montag der Parteitag der Demokraten, bei dem Joe Biden offiziell zum Präsidentschaftskandidaten gekürt werden soll. Die viertägige Veranstaltung findet wegen der Corona-Pandemie weitgehend online statt und nicht wie ursprünglich geplant mit Tausenden Delegierten und Zehntausenden Gästen.


Unter verstärkten Sicherheitsvorkehrungen beginnt am Berliner Landgericht ein mit Spannung erwarteter Prozess gegen Arafat Abou-Chaker und drei seiner Brüder. Dem Chef eines arabischstämmigen Clans werden Straftaten gegen den Rapper Bushido vorgeworfen, darunter versuchte räuberische Erpressung, Freiheitsberaubung, gefährliche Körperverletzung, Nötigung, Beleidigung und Untreue.

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Im zweiten Prozess-Anlauf im Missbrauchsfall Bergisch Gladbach soll am Landgericht Köln über die Vorwürfe gegen einen zentralen Verdächtigen verhandelt werden. Die Staatsanwaltschaft beschuldigt den 43-Jährigen unter anderem, seine 2017 geborene Tochter immer wieder sexuell missbraucht zu haben.


Borussia Dortmund erläutert bei einer Bilanz-Pressekonferenz, wie schwer die Corona-Pandemie den Verein finanziell getroffen hat. Der an der Börse notierte Klub hatte bereits Ende Juni mitgeteilt, dass er für das Geschäftsjahr 2019/20 einen Verlust von rund 45 Millionen Euro erwartet.


Inter Mailand und Schachtjor Donezk ermitteln am Abend in Düsseldorf (21.00 Uhr) den zweiten Finalisten der Europa League. Beide starteten eigentlich in der Champions League in den Europacup und stiegen als Gruppendritter ab.

WAS LESEN?

Skeptiker schärferer Corona-Maßnahmen führen den Anstieg der Infektionszahlen in Deutschland allein auf ein erhöhtes Testaufkommen zurück. Die Argumentation: Wer mehr testet, findet auch mehr Corona-Fälle. Diese Logik kennt man schon von Donald Trump. Ob da etwas dran ist, zeigen meine Kollegen Philip Friedrichs und Nicolas Lindken in einer Video-Animation.


Mit einem simplen Mittel lässt sich das Corona-Infektionsrisiko offenbar zumindest kurzzeitig reduzieren, das haben deutsche Forscher herausgefunden. Die Lösung: einfache Mundspülungen aus der Drogerie. In Experimenten konnte nachgewiesen werden, dass das Gurgeln mit Mundspülungen das Virus teils vollständig verschwinden lässt. Welche Mundwässer im Test besonders effektiv waren, erklärt meine Kollegin Melanie Weiner.


Was sagen Bildungsabschlüsse über einen Menschen und seine Qualifikation aus? Die Vorwürfe gegen Kevin Kühnert von der SPD, der mit abgebrochenem Studium in den Bundestag will, haben diese Frage kürzlich wiederbelebt. Mein Kollege Johannes Bebermeier hat drei Geschichten von Menschen aufgeschrieben, die zeigen: Andere Dinge sind im Zweifel viel wichtiger als ein Abschlusszeugnis.


Haben Sie sich am Wochenende auch ein Eis gegönnt? Und wie selbstverständlich bar bezahlt? In einer Eisdiele in Rheinland-Pfalz ist das nicht mehr möglich: Bargeld unerwünscht. Inhaber Manuel Costantin akzeptiert nur noch Bezahlung mit Karte und per Handy und findet, das sollte in der Gastronomie überall so sein. Mein Kollege Lars Wienand hat Deutschlands vielleicht digitalsten Eismann zu seinen Motiven und den Reaktionen der Kunden befragt.


Als Schätzchen startete Uschi Glas ihre Karriere. Damals war das Fernsehen noch schwarz-weiß und Glas junge 24 Jahre alt. Heute spielt sie meist die Großmutter. Wie sich das anfühlt, über welche Schlagzeilen sie sich ärgert, wie sie als Feministin nie gegen Männer kämpft und was sie für kein Geld der Welt machen würde, hat sie meiner Kollegin Janna Halbroth erzählt.

WAS AMÜSIERT MICH?

Corona-Angst am Ballermann:

Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Tag. Morgen kommentiert Florian Harms wieder die Themen des Tages für Sie.

Ihr

Carsten Werner
Chef vom Dienst t-online.de
E-Mail: t-online-newsletter@stroeer.de

Mit Material von dpa.

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